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Entwicklungsmarathon im Reinigungssektor

Georg Pollmann, geschäftsführender Gesellschafter von Kolb Fertigungstechnik in Willich
Entwicklungsmarathon im Reinigungssektor

Entwicklungsmarathon im Reinigungssektor
Georg Pollmann
Innerhalb von nur 15 Monaten brachte Kolb Cleaning Technology vom ersten Strich der Konstruktionszeichnung bis zum Serienstart drei komplett neue Systeme auf den Markt. Damit beendete der deutsche Marktführer für den Reinigungsmaschinenbau in der Elektronikindustrie einen beispiellosen Innovations- und Entwicklungsmarathon – zumindest vorläufig. Die Redaktion sprach mit Georg Pollmann, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Willicher Unternehmens.

Was ist der Grund für diesen Innovationsschub?

Erstens: Wir können gut zuhören, also wir merken schnell, wenn sich Bedarfslücken auftun. Zweitens: Wir sind gut im Markt vernetzt, was bedeutet, wir können mit unseren bestehenden oder potenziellen Kunden schnell die genauen Anforderungen für neue Systeme spezifizieren. Drittens: Wir sind schnell. Unsere Entscheidungsprozesse werden nicht durch Bürokratie oder Politik gebremst. Wenn wir eine reelle Chance für ein neues Produkt definiert haben, geht die Post ab. Viertens: Wir haben eine gute Mischung aus Erfahrung und Kreativität: Innovative Ideen werden bei uns schnell in praktikable und robuste Technik umgesetzt.
Drei Entwicklungen in 15 Monaten! Besteht da nicht die Gefahr, sich zu verzetteln?
Wir besitzen das umfassende und unverzichtbare Know how für solch einen Kraftakt. Trotzdem besteht natürlich die Gefahr, sich zu verzetteln. Deshalb haben wir Produkt-Teams, die jeweils Pate für ein Produkt, und damit für alle Meilensteine in der Entwicklung, verantwortlich sind.
Wie funktioniert bei Ihnen Entwicklung?
Es gibt jeweils ein Entwicklungs-Team für die Grundlagentechnik. Es erhält seinen Anforderungs-Input vom Produktmanager, der das Team auch steuert. Das zweite Team ist für die Spezifizierung, die Markteinführung, die Produktpflege und die permanente Optimierung verantwortlich. Diese Gruppe bekommt ihre Impulse – logischerweise aufbereitet vom Vertrieb und abgestimmt mit dem Produktmanagement – quasi direkt vom Kunden.
Und ist jetzt erst mal Schluss mit Neuheiten?
Wir haben noch einiges in Planung. Jedoch bestimmt, wie gesagt, der Markt bei uns die Projektfolge. Außerdem entwickeln wir ja parallel permanent Spezialsysteme auf Kundenwunsch, die zwar auf unseren Serienmodellen basieren, aber auf Grund ihrer Spezifikationen nahezu als Neuentwicklungen betrachtet werden müssen.
Was sind die Erfolgsfaktoren für Ihre Marktführerschaft?
Wir haben die Produkte, die am nächsten am Marktbedarf dran sind. Das ist der Schlüssel. Neben den bereits genannten Gründen ist dies möglich, weil sowohl in unserem Außen-, als auch Innendienst, nicht die typischen „Verkäufer“ arbeiten. Wir legen großen Wert darauf, dass unser Team auch die Anwendungstechnik beherrscht, und damit Kundenanforderungen wirklich „lesen“ kann. Das hat einen weiteren Vorteil: Der Kunde hat in der Regel nur einen Ansprechpartner, von der ersten Beratung bis hin zur Installation und Schulung. Unsere Mannschaft beherrscht, bzw. hat das Verständnis für den kompletten Fertigungsprozess, vom Siebdrucker bis zum Endprodukt. Das heißt, wir schaffen gleich eine Lösung für die Ursache. Sicher auch ein wichtiger Erfolgsgrund sind die so genannten weichen Faktoren: Wir haben ein gutes Betriebsklima, unsere Leute sieht man beim Kunden gerne, und wir pflegen einen offenen und ehrlichen Dialog mit unseren Anwendern.
Was sind die Besonderheiten an den drei Neuentwicklungen?
Das AF 09 kann neben der Reinigung von Kondensatfiltereinheiten auch externe Behälter, Rohrleitungen oder etwa Zyklonenfilter einer Rehm V8 reinigen. Das PS07 zeichnet sich dadurch aus, dass es anspruchsvolle Reinigungsaufgaben wie Sieb- und PumpPrint-Schablonen, Misprints, etc. zu Betriebskosten erledigt, die bei etwa der Hälfte anderer im Markt befindlicher Maschinen liegen. Das PS04 AR ist ein Allrounder und schließt die Marktlücke für die automatische Reinigung von Magazinen, Kisten und mehr.
Wie ist der Einfluss der gesamtwirtschaftlichen Lage auf Ihr Unternehmen?
Wir haben die Flaute ab dem Jahr 2000 natürlich auch zur Kenntnis nehmen müssen, und haben seinerzeit unsere Strukturen verändert, auch einige Arbeitsplätze abbauen müssen. Aber wir sind immer proaktiv geblieben. Heute werden wir für unser antizyklisches Verhalten belohnt. Wir haben mit Abstand das innovativste und breiteste Produktportfolio am Markt, und, was vielleicht noch wichtiger ist, wir haben das ganze Know how im Unternehmen halten können. Heute bauen wir wieder Arbeitsplätze auf, und die Kennzahlen sowie der Auftragseingang steigen.
Sie sind erfolgreich in Deutschland – was macht das internationale Geschäft?
Es wächst zunehmend. Unser Vertrieb arbeitet in Deutschland sowie in einigen Anrainer-Ländern direkt. Im übrigen Export sind wir in den Hauptmärkten durch Vertretungen präsent. Diese werden durch unseren eigenen Auslandsvertrieb vor Ort – und das heißt in der Regel auch Australien oder China – permanent unterstützt.
Welche Änderungen gibt es bei der Reinigung durch die aktuelle Umstellung auf bleifreies Löten zu beachten?
Bei der Reinigung, das heißt am gewünschten Ergebnis, ändert sich nichts, da sich bei den zu lösenden Substanzen durch bleifrei nur Signifikante ergeben. Jedoch werden sich durch Zinn als Hauptlegierungsanteil die entstehenden Zinnsalze vervielfachen, besonders beim Wellenlöten. Wenn dann im Reinigungsprozess mit Wasser nachgespült wird, werden mit Sicherheit die Grenzwerte nach § 15, Anhang 40 des Wasserhaushaltsgesetz überschritten. Das Einleiten des Spülwassers direkt in das Kanalnetz ist somit nicht möglich bzw. zulässig.
Was kann der Anwender tun, um den Bestimmungen gerecht zu werden?
Bei Reinigungssystemen mit nur einem Kreislauf, den klassischen „Spülmaschinen“, gibt es keine wirtschaftlich vertretbare Lösung. Für Reinigungssysteme, die getrennte Kreisläufe für das Reinigen und Spülen haben, bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder kann das Spülwasser über eine Abwasseraufbereitung einleitfähig aufbereitet werden, oder der Spültank wird mit dem geeigneten, PH-neutralen Reiniger betrieben, der auch zum Nachspülen geeignet ist. Die Entscheidung hängt vom Durchsatz ab. Da wir früh diese Marktentwicklung vorhergesehen haben, sind unsere Systeme auf diese Situation vorbereitet.
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