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Keine Angst vor dem cholerischen Chef

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Keine Angst vor dem cholerischen Chef

Die Attacken kommen ohne Vorwarnung. Der Chef kommt ins Büro gerannt, brüllt herum und macht einen vor versammelter Mannschaft fertig. Dann können auch schon mal Sätze fallen wie „Sie machen alles falsch!“ oder „Sie sind eine Niete!“. Solche Situationen sind für Arbeitnehmer extrem unangenehm. Und sie können dazu führen, dass der tägliche Gang ins Büro zur Qual wird. Allerdings müssen Beschäftigte sich längst nicht alles bieten lassen. Personalpsychologe Schuler warnt jedoch davor, gleich nach einem rauen Rüffel seinen Chef als hoffnungslosen Choleriker zu verurteilen. Es gelte zu differenzieren. „Wer als Mitarbeiter genau hinschaut, erkennt in der Regel, ob es sich aufgrund des Vorkommnisses um sogenannten gerechten Zorn des Vorgesetzten handelt, weil er den Patzer oder das Verhalten des Arbeitnehmers partout nicht dulden kann oder der Chef gerade unter großem Druck steht“. Ereifert sich der Vorgesetzte jedoch beim kleinsten Auslöser ein ums andere Mal immer wieder höchst aggressiv, könne von gerechtem Zorn nicht mehr die Rede sein. Eine Situation, die für betroffene Mitarbeiter nur außerordentlich schwer zu ertragen ist.

Cholerische Reaktionen sind nach Ansicht von Schuler ein„Charakterfehler“. Allerdings zeigt der Professor das Dilemma auf, in dem sich Vorstand oder Geschäftsleitung befinden, wenn sie Ausschau nach geeigneten Führungskräften halten: „Choleriker haben viele positive Eigenschaften“ Dazu zähle unter anderem große Dynamik, hohe Leistungsbereitschaft sowie enorme Willens- und Antriebsstärke. Wer damit glänzen kann, dem traue man es eben auch zu, Führungspositionen zu übernehmen. Dass der umtriebige Leistungsträger regelmäßig explodiert, ist dem Lebenslauf hingegen nicht zu entnehmen. Dennoch ist die Mischung aus Ehrgeiz, Dynamik und Impulsivität ausgesprochen brisant. „Gepaart mit hohem Dominanzstreben und leichter Reizbarkeit, großer Impulsivität und geringer Selbstkontrolle wirken sich diese Eigenschaften negativ aus – der Betroffene hat seine Emotionen nicht immer ausreichend im Griff und explodiert oft beim kleinsten Anlass“, erklärt der Professor. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede zwischen Cholerikern. So mancher kann nach einem Wutanfall durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass sein Auftritt nicht eben zielführend war. Bei anderen dagegen kommen derart rationale Gedanken nie auf – was den Umgang mit diesen Exemplaren zusätzlich erschwert.
Verschärft wird die Lage dadurch, dass viele Choleriker ausgesprochen hierarchisch denken: „Spüren sie, dass sie selbst einen starken Chef haben, nehmen sie sich zurück beziehungsweise buckeln möglicherweise sogar vor ihm“, ergänzt Schuler. Seine Mitarbeiter aber, die eine oder mehrere Hierarchiestufen unter ihm stehen, können seinen schwankenden Launen nicht entkommen: „Sobald den Choleriker etwas an der Leistung, der Art oder dem Auftreten seines Mitarbeiters stört und er spürt, dass er keine Gegenwehr bekommt, dreht er voll auf“. Dieses Verhalten kommt nach Ansicht des Personalpsychologen nicht nur im Beruf vor: Er vergleicht das Benehmen cholerischer Chefs gerne auch mit dem Auftreten dominanter Ehemänner: „Gegenüber den Freundinnen seiner Gattin ist er überaus charmant und zuvorkommend, seiner Frau selbst gegenüber rastet er aber immer wieder aus, weil er sie nicht als gleichwertige, starke Partnerin sieht“.
Um sich vor cholerischen oder tyrannischen Attacken des Vorgesetzten zu schützen, können Arbeitnehmer auch auf die eine oder andere rechtliche Bestimmung zurückgreifen und vor Gericht ziehen. Der Gesetzgeber lässt längst nicht alle verbalen Tiraden oder sonstigen Wutanfälle ungestraft geschehen. Ehe sich betroffene Mitarbeiter aber dazu entschließen, wegen der Wutattacken ihres Chefs zu klagen, sollten sie allerdings gut abwägen, ob sie einem zermürbenden Gerichtsprozess – möglicherweise sogar durch mehrere Instanzen – riskieren wollen und vor allem, ob sie sich noch eine berufliche Zukunft bei dem Arbeitgeber erhoffen. Wer dennoch eine juristische Auseinandersetzung anstrebt, sollte deshalb im Vorfeld unbedingt Rat bei einem Anwalt einholen, der einschätzen kann, wie erfolgreich eine Klage gegen den Vorgesetzten überhaupt wäre.
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