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Die Kunst der richtigen Balance

Fragen an den Geschäftsführer Johannes Rehm zu über 20 Jahre Firmenbestehen
Die Kunst der richtigen Balance

Im Jahre 1990 wagte Johannes Rehm den Schritt in die Selbständigkeit und begann in einer Garage im Dörfchen Gamerschwang auf der Schwäbischen Alb. Zusammen mit Wolfgang Zeifang, dem heutigen Betriebsleiter, gründet er auf 45 m² Produktionsfläche die rehm Anlagenbau GmbH. Die erste Anlage zum Löten unter Stickstoff auf Konvektionsbasis wird gebaut und so der Grundstein zur Rehm Gruppe mit derzeit über 500 Mitarbeitern weltweit gelegt. Wie es dazu kam, darüber spricht Johannes Rehm.

Herr Rehm, worin lag Ihre Motivation zur Firmengründung vor 20 Jahren?

Die Nachfrage nach kleinen und günstigen Luftanlagen mit der Möglichkeit zur Öffnung der Prozesskammer wurde damals auf dem Elektronikmarkt immer lauter. Dies war für mich ein ausschlaggebender Grund, eine solche Anlage zu bauen und damit den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Darüber hinaus musste ich mich natürlich mit all den Fragen, mit denen sich ein jeder, der den Schritt in die Selbständigkeit macht, auseinander setzen.
Und wie konnten Sie so erfolgreich werden?
Rehm war technologisch einen Schritt voraus und profitierte von den Trends, welche Automobilhersteller vorgaben, denn jedes Feature im Auto benötigt eine Leiterplatte in großer Serie. Insofern stieg der Bedarf an Anlagen zur Herstellung der Baugruppen ständig. Wir konnten unseren Vorsprung in Markterfolge umsetzen, was am Wachstum des 1993 nach Blaubeuren-Seißen verlegten Firmensitzes klar erkennbar war. Denn alle paar Jahre war eine Erweiterung der Prduktionskapazität nötig, um den steigenden Anforderungen gerecht zu bleiben. Zugute kam uns auch der Siegeszug des Handys. Allerdings, als der Boom damit zu Ende war, ging unsere Umsatzkurve in 2001 nach unten, was wir zwei Jahre später bereits wieder ausgleichen konnten. Auch haben wir früh begonnen, auf den internationalen Märkten zu agieren. Die Niederlassung Rehm USA war der Vorreiter, daraufhin folgten sehr schnell weitere Niederlassungen in Europa. Mit der Intention auch den chinesischen Markt für uns zu gewinnen, wagten wir auch den Schritt nach China.
Ein großer Schritt. Hatten Sie da nicht auch die Befürchtung, kopiert zu werden?
Für ein mittelständisches Unternehmen war dies ein großer Schritt. Doch bin ich der Überzeugung, dass der Erfolg eines Unternehmens entscheidend davon abhängt, wie schnell Chancen, neue Absatzmärkte und innovative Ideen erkannt und umgesetzt werden. Die Kunst liegt darin, die richtige Balance zu finden, denn jede Entscheidung führt letztendlich zum Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens. Unser Exportanteil betrug in 2002 bereits ca. 40 %, und gerade die Bestellungen aus Asien sind stark angestiegen. Insofern folgte dann im Jahre 2007 der Aufbau je einer Produktionsstätte in Dongguan, China sowie als Joint-Venture in Briansk, Russland. Erstere hat heute bereits 105 Mitarbeiter und boomt in Einklang mit dem Wachstum in China. Dagegen leidet das Joint-Venture in Russland noch stark unter den augenblicklichen wirtschaftlichen Problemen des Landes, die den Aufbau von Industriekapazitäten potentieller Kunden verlangsamen. Das ist eine Investition in die Zukunft, der Markt muss erst noch entstehen. Die Furcht an Plagiaten besteht durchaus und wird ernst genommen. Doch der beste Schutz ist nach wie vor, technologisch immer eine Nasenlänge vorne zu sein, was andere Schutzvorkehrungen nicht überflüssig machen. So dürfen die chinesischen Lieferanten nur einzelne Teile, aber niemals Komponenten oder ganze Module beisteuern, relevantes Know-how bleibt damit ausschließlich bei uns.
Wie hat Rehm Thermal Systems das Krisenjahr 2009 überwunden?
Auch hier kam es wieder darauf an, die richtige Balance zu finden. Schwierige Entscheidungen mussten getroffen werden, Maßnahmen zur Kostendeckung und zur -reduktion führten zu Arbeitszeitverringerung, Kurzarbeit und Verzicht auf Zuwendungen. Dadurch konnten wir alle Mitarbeiter weiterhin beschäftigen. Fehlende Produktionsauslastung führten dazu, dass Mitarbeiter u.a. Weiterbildungsmaßnahmen besuchten. Gemeinsam konzentrierten wir uns wieder auf unsere Kernkompetenzen. Als Lohn der gemeinsamen Anstrengungen hatte die Rehm Gruppe auch 2009 ein positives Betriebsergebnis. Ein Glücksgriff waren und sind unsere Mitarbeiter, die teilweise das Unternehmen schon von Anfang an begleiten. Ohne sie wäre der Erfolg der Rehm Thermal Systems nicht möglich gewesen.
Und Ihre größten Herausforderungen?
Ich denke, die größte Herausforderung eines jeden Unternehmers ist, immer zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der schnelllebige Elektronikmarkt mit zahlreichen Neu- und Weiterentwicklungen setzt voraus, dass schnell und richtig auf die Anforderungen reagiert wird. Das ist nicht immer einfach, wenn man Kosten, Ertrag und Produktionsauslastung im Hinterkopf hat. Und mein Erfolg bedeutet neben der Marktstellung auch zufriedene Mitarbeiter und Kunden. Aus manchnen langjährigen Kontakten sind tolle Freundschaften geworden. Erfolg für ein Unternehmen ist Stabilität, Kontinuität und Erfahrung.
Herr Rehm, vielen Dank und Gratulation zu 20 Jahren Erfolg.
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