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Ein Mix verschiedener Testverfahren

Holger Göpel, Geschäftsführer von Göpel electronics
Ein Mix verschiedener Testverfahren

Ein Mix verschiedener Testverfahren
Holger Göpel
Auf der Productronica 2003 in München war der Wandel deutlich zu spüren: Auch beim Testen wird immer mehr erwartet. Eine Konzentration auf nur eine Testmethode ist nicht mehr wirtschaftlich. Der Wunsch des Anwenders liegt bei einer 100%igen Fehlerabdeckung mit möglichst geringen Kosten. Wie diesem Wunsch entsprochen werden könnte, darüber hat sich die Redaktion mit Holger Göpel unterhalten.

Guten Tag, Herr Göpel. Ihr Messeauftritt auf der Productronica 2003 stand unter dem Motto „Get The Total Coverage“. Was genau wollten Sie damit ausdrücken?

In der Vergangenheit haben wir uns bei unseren Testsystemen auf spezielle Kompetenzen konzentriert. Das betraf vor allem den Boundary Scan aber auch AOI und PXI-basierende Tester. Das war aus unserer Sicht gut. Aber war es auch aus der Sicht der Kunden gut? Ich bin da nicht mehr so sicher. Also haben wir die Seite gewechselt und betrachten die Testherausforderung aus der Sicht des Kunden. Ihn interessiert nicht so sehr, wie ausgefeilt welches Verfahren ist. Ihn interessiert, dass er alle Fehler erkennt. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dem Kunden Lösungen anzubieten, die ihm die totale Fehlererkennung ermöglicht. Das kann Boundary Scan sein, das kann AOI sein, kann aber auch – und das halten wir für zukunftsträchtiger – die Kombination aus verschiedenen Testtechnologien sein. Dabei wird die Lösung individuell auf den Fertigungsprozess zugeschnitten. Einmal kann das die Kombination von Boundary Scan mit AOI sein, ein anderes Mal ist es vielleicht günstiger, AOI mit AXI und Flying Prober zu kombinieren. Voraussetzung dafür war, in allen Testdisziplinen Fachkompetenzen aufzubauen, und das ist uns gelungen.
Göpel electronic ist ja hauptsächlich als Anbieter von Boundary Scan Equipment bekannt. Entspricht die neue Ausrichtung demnach einer neuen Firmenphilosophie?
Wie eben erläutert, verstehen wir uns nicht nur als „Boundary Scan Company“. Wir wollen die „Testlösungsfirma“ schlechthin sein, und auf mehreren Fachgebieten die Weltspitze mitbestimmen. Deshalb haben wir auch im Jahr 2003 unser Entwicklungspotenzial in den Bereichen AOI, X-Ray, Entwicklung von Test-Hard- und Software für allgemeine aber auch spezielle Kfz-Elektronik weiter verstärkt. Bei uns arbeiten mittlerweile über 50 Ingenieure an Lösungen zur Testtechnik.
Wie kam es dazu, verschiedene Testverfahren zu kombinieren?
Durch Überlegungen, Nachteile einzelner Verfahren zu überwinden und Vorteile anderer auszunutzen. Nehmen wir die Kombination AOI mit Boundary Scan. AOI ist heute in aller Munde und wird zunehmend eingesetzt als hervorragende Technologie zur Erkennung von Fertigungsfehlern einschließlich der Bewertung von Lötstellen. Hier versagt das Verfahren allerdings sobald BGAs zum Einsatz kommen. Wir sagen nun: Nutzt AOI an allen Stellen, wo es funktioniert, und schiebt dann für die BGAs einen Boundary Scan nach, und das auf einer Maschine. So treibt ihr die Fehlerabdeckung in die Höhe und spart Geld.
Bedeutet das, dass Sie den Fokus weniger auf die jeweils einzelnen Test verfahren legen und sich verstärkt diesen Integrationsmöglichkeiten widmen?
Absolut richtig, das werden wir. Allerdings wird es nicht so sein, dass wir uns nun nur noch auf die Kombinationen konzentrieren. Bei den Technologien Boundary Scan und AOI schreitet die Entwicklung rasch voran, so dass wir uns dem Marktgeschehen widmen und darauf reagieren müssen und werden. Schließlich gilt es, unsere Marktführerschaft in diesem Segment zu behaupten und auszubauen. Aber die Kombination von verschiedenen Testverfahren ist genau in dieser Hinsicht ein wertvolles Pfund, mit dem wir in Zukunft wuchern wollen. Daher haben wir uns entschlossen, auf diesen Bereich unser Hauptaugenmerk zu legen.
Wann ist es sinnvoll, entsprechende Testverfahren miteinander zu kombinieren?
Die Kombination ist immer sinnvoll, wenn der Fertigungsprozess Fehler erzeugt, die mit einem Verfahren nicht erkennbar sind. Würde ein Fertiger seine Lötstellen mit null Fehler produzieren, bräuchte er kein AOI. Hat er aber gewisse Schwierigkeiten dabei und verarbeitet noch BGAs, dann ist es sinnvoll AOI mit AXI zu kombinieren, um die Lötstellenqualität unter dem Bauelement zu kontrollieren, andererseits den Geschwindigkeitsvorteil von AOI für die sichtbaren Lötstellen zu nutzen.
Haben diese Kombinationen Einfluss auf die Preise des Testequipments?
Natürlich muss ein kombiniertes Testsystem in der Anschaffung teurer als eine Einzweckmaschine sein, es kann ja auch viel mehr. Wenn man ein Auto mit vielen Extras kauft, kostet dieses ja auch mehr als das Basis-Modell. Aber durch die Fülle von zusätzlichen Funktionen, welche letztendlich ja die Testabdeckung erhöhen und somit die Reparatur- und Rücklaufkosten enorm niedrig halten, werden die Gesamtkosten gesenkt. Das heißt, am Ende hat der Kunde ein hohes Return-on-Investment und somit viel Geld gespart.
Wo genau liegt das Einsparpotenzial?
Das Einsparpotenzial liegt gerade in der Kombination, weil verschiedene Testverfahren sich Elemente eines Testsystems „teilen“. Somit ist ein kombinierter Tester preiswerter als die Summe der Einzeltestsysteme – ganz plastisch bei der Kombination von Boundary Scan mit AOI und AXI. Zusätzlich werden Kosten gespart, da eine solche Lösung weniger Platz beansprucht, und auf zwischen-geschaltete Handlingmodule in der Linie verzichten kann.
Eine letzte Frage: Welche Ziele verfolgt Göpel electronic in Zukunft?
Wir wollen als „der Lösungsanbieter zur totalen Fehlerabdeckung“ bekannt werden. Dazu wollen wir unsere Kompetenzen in den Bereichen Boundary Scan, AOI, AXI, Automotive Test und Funktionstest weiter stärken und mit Kompetenzen auf den Gebieten Flying Probe und ICT erweitern. Damit wollen wir ein ständiges Wachstum und Marktführerschaft auf immer mehr Teilgebieten erreichen.
Herr Göpel, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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