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Fachverband wächst weiter

Interview mit Dr. Stephan Weyhe, dem Geschäftsführer des FED in Berlin
Fachverband wächst weiter

Der FED betrachtet es als Aufgabe und Verpflichtung, durch Angebote zur beruflichen Aus- und Weiterbildung, durch die Bereitstellung praxisnaher Richtlinien und durch die Förderung des Erfahrungsaustausches einen wesentlichen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Elektronikbranche zu leisten. Viel hat sich getan in den letzten Monaten, die Redaktion wollte genaueres wissen, und hat sich mit Dr. Weyhe unterhalten.

Herr Dr. Weyhe, Sie als Geschäftsführer des FED mit Sitz in Berlin können uns bestimmt mehr über die News beim FED berichten. Auf der Website kann viel nachgelesen werden. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Neuigkeiten für den Verband?

Die Zahl der Verbände in Deutschland geht in die Tausende. Dabei werden Zielgruppen mit sich überlappenden Interessen häufig von mehreren Verbänden angesprochen, oft jedoch mit nicht ausreichender Differenzierung des Angebots. Die Folge ist eine unzureichende Profilierung und bedeutet für viele Verbände Stagnation, für einige Erosion. Meine wichtigste Erkenntnis im FED – und ich kenne das Verbandsgeschehen aus eigener Anschauung und nach langjähriger Arbeit in der Industrie erst seit rund 3 Jahren – hier gibt es eine Kernbotschaft, die eine klar umrissene Zielgruppe adressiert und einen unterscheidbaren, hohen Nutzen transportiert: Der FED trägt Sorge für die Aus- und Weiterbildung, er organisiert den Erfahrungs- und Wissensaustausch auf vielen unterschiedlichen Ebenen und bei zahlreichen Gelegenheiten, er arbeitet in internationalen Gremien bei der Gestaltung von Standards mit und er macht diese Standards in vielfältiger Form zugänglich. Alles in Allem: ein vorzeigbares Stück Wissensmanagement.
Im Januar ist die Geschäftsstelle des FED umgezogen. Der FED vergrößert sich. Was gibt es darüber zu berichten?
Als der FED im Jahre 2000 seine Geschäftsstelle in der Martinstrasse einrichtete, entsprach das neue Büro den damaligen Erfordernissen in vollem Umfang. Seither haben sich die Geschäftsaktivitäten respektabel entwickelt. So stieg der Umsatz von rund 0,5 Mio. Euro in 2000 auf 1,25 Mio Euro im vergangenen Jahr. Die Zahl unserer Mitglieder erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 320 auf 510. Dieser erfreulichen Entwicklung müssen wir nun durch Ausweitung unserer Kapazitäten Rechnung tragen, auch personell.
Die neue Wirkungsstätte in einem architektonisch reizvollen Gebäude im Zentrum von Berlin bietet den gewünschten Gestaltungsrahmen. Hier können wir einerseits einer größeren Zahl von MitarbeiterInnen ein attraktives Arbeitsumfeld bieten, andererseits unser deutlich ausgeweitetes Geschäft mit Dokumenten auch weiterhin professionell abwickeln. Mit etwas Phantasie kann der Umzug ins Zentrum auch als Schritt verstanden werden, den FED – der Größe und Qualität seiner Mitgliedschaft entsprechend – stärker in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken.
Für den FED hatte Zeit seiner Gründung der maßvolle Umgang mit den verfügbaren finanziellen Ressourcen oberste Priorität. Es soll deshalb nicht unerwähnt bleiben, dass der Umzug der Geschäftsstelle aufgrund der aktuell günstigen Mietpreise in Berlin relativ mit keinerlei zusätzlichen Belastungen verbunden war.
Wie steht es mit dem FED? Was hat sich im Laufe der 15 Jahre seines Bestehens getan?
Wie Sie vielleicht wissen, verstand sich der FED zunächst als Vertreter der fachlichen und beruflichen Interessen der Designer, einer bemerkenswert wenig beachteten Gruppe innerhalb des Wertschöpfungsprozesses von Elektronikprodukten, denn im frühen Stadium des Designs wird über die Wirtschaftlichkeit und Funktionalität eines Produktes entschieden. Dennoch gab es auf lange Zeit keine, auf diesen Anspruch hin spezialisierte Ausbildung und Prüfung, und damit auch kein Berufsbild des Designers. Diesen unbefriedigenden Zustand zu beenden ist seither erklärtes Ziel des Verbands und die Früchte dieser langjährigen Arbeit können sich sehen lassen. So entstand ein mehrstufiges Kurssystem, innerhalb dessen der Designer nach einer mehrwöchigen Ausbildung und abschließender, qualifizierender Prüfung den Titel FED-Designer erwerben kann. Meines Wissens der zur Zeit höchste, anerkannte Qualifikationsnachweis für Designer. Für einige der Einstieg in ein interessantes berufliches Aufgabengebiet, für viele andere, praxiserprobte Designer, der Ritterschlag.
Es gibt mehr als dies. Auf der soeben beschriebenen Ausbildung aufbauend, bereiten vertiefende Kurse den Designer auf anspruchsvolle Herausforderungen in der Praxis vor, z.B. im Highspeed-Design. Gegenwärtig arbeiten Vertreter des FED intensiv an der Integration der erforderlichen Schulungsinhalte als Spezialisierung im Bereich der Ausbildung elektrotechnischer Assistenten. Mittelfristig strebt der Fachverband die Ausweitung des Studienangebots an den Fachhochschulen mit dem Ziel an, den Ingenieuren die Vertiefung ihres Studiums in die Richtung einer zukunftsorientierten Qualifikation zu ermöglichen.
Ich habe am Beispiel des Leiterplatten- und Baugruppen-Designs relativ ausführlich beschrieben, welche konkreten Fortschritte durch kompetente und konzentrierte Verbandsarbeit erzielbar sind. Dies und vor allem, weil das Design eine lang präferierte Stellung im FED innehatte und auch Bestandteil des Verbandsnamens ist. Gleichwohl hat sich auch früh die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Belange des Designs innerhalb des Wertschöpfungsprozesses nicht isoliert gesehen werden können. Folgerichtig richtet sich das Interesse des FED zwischenzeitlich auf alle Unternehmen, deren Aktivitäten auf die Realisierung von Elektronik ausgerichtet sind. Dies sind die bereits erwähnten Design-Büros, Hersteller von Leiterplatten und Produzenten elektronischer Baugruppen, aber auch Firmen, deren Portfolio den gesamten Produktionsprozess abdeckt. Dieser Vielfalt entsprechend wurde in den zurückliegenden Jahren sukzessive das Leistungsangebot des FED angepasst. Relativ jung sind dabei die Angebote, die die nicht-technischen Bereiche bedienen, etwa Seminare über den professionellen Einkauf von Leiterplatten und Baugruppen oder zum Thema der Analyse des Wertschöpfungsprozesses. Hier wird der FED zunehmend als wichtiger Spieler im Markt gesehen.
Die verschiedenen Kommunikationsplattformen, die der FED geschaffen hat und aktiv unterstützt, erfreuen sich größter Beachtung und Wertschätzung. 400 Teilnehmer auf der alljährlich stattfindenden FED-Konferenz, rund 1200 Teilnehmer an den bundesweit stattfindenden Regional-Meetings sowie weit über 2000 eingeschriebene Mitglieder des FED-Forums – eine Mailing-Liste – leben und erleben, kollegialen, über die Grenzen der Unternehmen hinausgehenden Erfahrungsaustausch und ein enormes Problemlösungs-Potenzial. Ich glaube, diese Angebote sind einmalig, in Vielfalt, Intensität und Qualität.
Wie sehen Sie die Zukunft der Elektronik?
Ihre Frage ist sehr allgemein gehalten. Ich denke zurecht, denn auch der Einsatz von Elektronik in unserem Leben, in unserer Welt ist umspannend, übergreifend, allgemein. Eine Zukunft, deren Dauer wir übersehen, ist mit einer Einschränkung von Elektronik geschweige denn mit einem Verzicht auf Elektronik nicht vereinbar. Kein Entwicklungsbereich bleibt von der elektronischen Revolution unberührt. Mit dem Vordringen des Computers ist ein Maß an Komplexität erreicht, das die Grenzen des Vorstellbaren überschreitet. Hinsichtlich der räumlichen Dichte – und damit eng verbunden – der Dimensionen der verschiedenen elektronischen Funktionsträger werden physikalische Grenzen des Machbaren sichtbar. Die Tage der Gültigkeit des Moore`schen Gesetzes scheinen gezählt. Was danach kommt, ist Spekulation.
Im Gleichschritt schreitet die Fülle der Anwendungen von Elektronik voran, in der Breite und in der Tiefe. Ein Handy vereint im Format einer Streichholzschachtel die Funktionalität mehrerer Geräte. Ein Kraftfahrzeug der Mittelklasse enthält mehr Elektronik als einst eine Apollo-Kapsel. Unlängst wurde zum Start der Hannover-Messe festgestellt, dass in 21 von 31 Bereichen der Maschinenbau-Industrie deutsche Firmen Weltmarktführer sind. Diese Maschinen sind gespickt mit Elektronik, die sich durch Kompaktheit, Zuverlässigkeit und Intelligenz auszeichnen. Das Thema Energie-Effizienz steht ganz oben auf der Agenda. Ohne intelligente, anpassungsfähige Elektronik wird sich da nicht viel bewegen lassen. Als ehemaliger Tieftemperaturphysiker denke ich von Zeit zu Zeit an das Phänomen der Supraleitung zurück, mit dem ich mich über einige Jahre intensiver beschäftigt habe. Vor rund 25 Jahren wurde dann der sogenannte Hochtemperatursupraleiter entdeckt, der dieses unglaubliche Phänomen schon bei der Temperatur des flüssigen Stickstoffs zeigt. Wäre dieses Material in einer industriell unproblematisch verwertbaren Form auf den Markt gekommen, hätte dies eine Revolution der Elektronik bedeutet, die allenfalls mit der durch die Einführung des Transistors vergleichbar gewesen wäre. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Ich bin in meiner Antwort nun ebenfalls allgemein geblieben. Abschließend noch diese Worte: der Elektronik gehört die Zukunft, im Zusammenwirken mit Mechanik, Sensorik, Optik, usw. Es wird eine große, spannende Zukunft, deren Ende zur Zeit nicht absehbar ist.
Herr Dr. Weyhe, vielen Dank für das sehr interessante Gepräch.
SMT, Stand 9-233
EPP 412
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