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Feederkapazität spart Rüstzeit

In-Sourcing der SMD-Fertigung senkt die Kosten
Feederkapazität spart Rüstzeit

Bobst SA, der führende Schweizer Hersteller von Karton- und Folienverarbeitungsmaschinen hat sich lange schwer getan mit der Entscheidung, die SMD-Fertigung ins eigene Haus zu holen. Doch schon wenige Monate nach dem Start sind die Bedenken allseitiger Begeisterung gewichen. Die Produktion, die Entwicklung und besonders auch die Finanzen profitieren von der neuen Abteilung.

Adrian Schärli, Marketing-Ingenieure, Schweiz

In der malerischer Umgebung des waadtländischen Mex liegt die Produktionsstätte eines Schweizer Erfolgsunternehmens mit weltweit über 5.400 Mitarbeitern. Die Bobst Group ist Spezialist für Karton- und Folienverarbeitungsmaschinen, und ist heute die Nummer 1 der Branche. Es gibt kaum eine Verpackung auf der Welt, die nicht von einer ihrer Maschinen bedruckt, geschnitten, geformt und gefaltet worden ist. 1890 wurde das Unternehmen von Joseph Bobst in Lausanne gegründet, heute gehören mehr als 30 Firmen aus aller Welt der Gruppe an. In der Region von Lausanne sind zwei Produktionsstätten angesiedelt: Prilly mit 995 Mitarbeitern und Mex mit 1.328 Mitarbeitern, darunter 237 Lehrlingen.
Führungswechsel brachte die Wende
Seit 1970 betreibt der Hersteller in Mex eine eigene Elektronikentwicklung und -fertigung. Die Verlagerung von der traditionellen zur SMD-Fertigung war ein relativ langsamer Prozess und so erstaunt es nicht, dass man für die Herstellung von SMD-Leiterplatten zunächst externe Partner hinzuzog. Mit zunehmendem Anteil der SMD-Technik und gleichzeitiger Produktionssteigerung liessen dann aber die Probleme nicht lange auf sich warten: hohe Kosten, lange Lieferzeiten, Qualitätsprobleme und fehlende Flexibilität bei der Herstellung von Prototypen.
Trotzdem war an der Strategie nicht zu rütteln. Alain Borgatta, der Elektronik-Projektleiter, erinnert sich: „Wir waren davon überzeugt, dass wir die SMD-Fertigung zu uns holen mussten. Auch ein externes Gutachten kam zum gleichen Ergebnis. Aber die Strategie der Geschäftsleitung hiess damals Outsourcing, und so brauchte es erst einen Führungswechsel, um für dieses Projekt grünes Licht zu erhalten.“ 2007 war es endlich so weit.
Evaluation mit kompetentem Partner
Etwa 8.600 SMD-Leiterplatten in mehr als 500 verschiedenen Varianten von meist hoher Komplexität sollten jedes Jahr hergestellt werden. Davon war ein Grossteil für die Produktion vorgesehen, aber auch die Entwicklungsabteilung wünschte für die Prototypen Kapazität auf der neuen Linie. Die Anforderungen an die eigene Elektronikfertigung waren deshalb sehr hoch, das im Unternehmen verfügbare Fachwissen jedoch noch gering.
Mit der Essemtec AG, Schweizer Hersteller von Produktionssystemen für die Elektronik, hat man zum Glück einen verlässlichen Partner gefunden. Borgatta: „Es war für uns wichtig, einen Ansprechpartner für alle Aspekte der SMD-Fertigung zu haben. Dass dieser Partner auch noch in der Schweiz produzierte, war ein zusätzlicher Pluspunkt. Peter Müller von Essemtec konnte uns damals sehr kompetent in allen Fragen beraten und hat uns mit einem Kalkulations-Tool bei der Wahl der richtigen Maschine geholfen.“
Fachwissen über Maschine und Prozess
Im Jahre 2007 investierte Bobst in eine SMD-Fertigungslinie des Unternehmens, bestehend aus einem automatischen Schablonendrucker SP500, einem Vollkonvektions-Reflowofen RO400FC und einem hochflexiblen Bestückungsautomaten FLX2010-L. Man entschied sich für die Large-Version des Automaten FLX2010, um genügend Feederkapazität für die Festrüstung zu haben: Mehr als 130 Feederplätze sind heute für Standard-Widerstände und -Kapazitäten reserviert. Damit müssen jeweils nur wenige produktspezifische Bauteile gerüstet werden, was viel Rüstaufwand einspart.
Nach einer problemlosen Installation wurde im April 2007 der Betrieb in der neuen Inhouse-Fertigung aufgenommen. In der Schweiz gibt es keine Ausbildungsmöglichkeiten für den SMD-Prozess, deshalb übernahmen Essemtec-Spezialisten die Schulung. Dafür stellte der Maschinenlieferant einerseits das Kompetenzzentrum in Aesch zur Verfügung, trainierte aber auch die Auszubildenden direkt vor Ort in Mex. Das erarbeitete Know-how wird heute von den neuen Spezialisten intern weitergegeben.
Schnellere Produktentwicklung durch Zusammenarbeit
Besonders erfreut ist man bei Bobst über die Senkung der Kosten: Die Inhouse-Fertigung der SMD-Leiterplatten senkte deren Herstellkosten um mehr als 20 %. Auch bei der Lieferzeit, der Reaktionszeit und der Qualität konnten grosse Verbesserungen dokumentiert werden. 2007 wurden bereits 26 % der SMD-Leiterplatten intern gefertigt. Dieser Anteil sollte eigentlich langsam gesteigert werden. Durch den Ausfall eines Lieferanten und das grosse Sparpotenzial wurde dieses Ziel aber bereits überschritten. Das Ziel für dieses Jahr war bereits im Juni erreicht.
Bei der Entwicklung neuer Produkte hat sich die Nähe von Produzenten und Designern als grosser Vorteil erwiesen. Erfahrungen aus der Fertigung fliessen ohne Umweg zu den Ingenieuren zurück. Dank der intensiven Zusammenarbeit wurden zum Beispiel kleinere Sensoren auf Flex-Material viel schneller umgesetzt. Dadurch konnten weitere Marktvorteile für die Kartonverarbeitungsmaschinen erarbeitet werden.
Weiterer Ausbau geplant
Alain Borgatta hat immer an den Erfolg und die Vorteile dieser Investition geglaubt. Die Geschwindigkeit, mit der sich die positiven Auswirkungen nun bemerkbar machen, hat ihn aber doch überrascht. „Wir waren zu pessimistisch und rechneten mit einer längeren Umsetzungszeit. Dank Essemtec haben wir aber die Maschinen und den Prozess sehr schnell in den Griff bekommen. Nun planen wir bereits einen Ausbau der Produktionskapazität!“ Der Erfolg zeigt deutlich, wie wichtig ein kompetenter Partner mit vertieftem Know-how und breitem Sortiment bei der Umsetzung eines so komplexen Vorhabens ist. Der Hersteller von Karton- und Folienverarbeitungsmaschinen denkt jetzt sogar über eine Zusammenlegung der Elektronikfertigung und die Bildung eines Kompetenzzentrums in Mex nach. Besondere elektronische Schaltungen und Sensoren sind für den Erfolg der Produktionsmaschinen entscheidend. Da es diese auf dem Markt in der gewünschten Form nicht gibt, ist Bobst auf eine flexible Inhouse-Fertigung angewiesen.
EPP 438

Essemtec AG
Die Essemtec AG ist weltweiter Marktführer für Produktionsequipment im Bereich der Klein-/Mittel-Serienfertigung und Prototyping für die Verarbeitung von Leiterplatten, basierend auf der Surface Mount Technology (SMT). Als einziger Hersteller in diesem Markt deckt das Unternehmen sämtliche Prozessschritte, vom Drucken und Dosieren bis hin zum Bestücken und Löten, ab. Dadurch kann der Kunde zusätzlich vom umfassenden Prozess-Know-how profitieren und hat Gewähr, eine komplette, auf seine Bedürfnisse abgestimmte Lösung aus einer Hand zu erhalten.
Standort: Aesch (LU), Schweiz
Gründung: 1991
Anzahl Mitarbeiter 2008: 100

Bobst Group
Die Bobst Group ist der weltweit führende Hersteller von Maschinen und Dienstleistungen für Verpackungen aus Karton, Wellkarton und Folien. Mehr als 30 Firmen rund um die Welt gehören der Gruppe an. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Kunden bei der Differenzierung ihrer Geschäfte und der Diversifikation ihrer Produkte zu helfen. Deshalb sind Qualität, Produktivität und Innovationskraft des Personals, der Organisation, der Prozesse und der Produkte wichtig. Eine komplette Produktpalette deckt alle Produktionsschritte der Verpackungsindustrie.
Gründung: 1890
Anzahl Mitarbeiter 2007: 5.428, davon 50 % in der Schweiz
Umsatz 2007: 1.744 Mio. CHF
Gewinn 2007: 138,1 Mio. CHF
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