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Gemeinsam an die Spitze

Siplace CEO Günter Lauber ein Jahr nach der Übernahme durch ASMPT
Gemeinsam an die Spitze

Vor etwas über einem Jahr übernahm die in Singapur beheimatete ASM Pacific Technology, internationaler Marktführer bei SMT- Backend-Lösungen, das Siplace Bestückautomatengeschäft der Siemens AG. Im Interview zieht Günter Lauber, CEO der neuen ASM Assembly Systems, eine Bilanz der Übernahme und beschreibt die Ambitionen des globalen Siplace Teams.

Herr Lauber, viele in der Branche befürchteten nach der Übernahme einen schnellen Bedeutungsverlust des Siplace Teams. Andere prognos-tizierten den Ausverkauf europäischen Know-hows sowie den Verlust von Arbeitsplätzen und wichtigen Kunden. Wie ist die Bilanz aus heutiger Sicht?

Diese Befürchtungen haben sich überhaupt nicht bestätigt, nicht einmal in Ansätzen. Dazu haben auch die Skeptiker beigetragen. Eben weil viele Firmenübernahmen unrühmlich verlaufen, haben alle drei Parteien – also das Siplace Team, ASM und Siemens – sehr vielArbeit und ungeheure Sorgfalt
in die Vorbereitungen der Übernahme gesteckt. Das war wirklich vorbildlich. Hinzu kommt, dass wir hier aus strategischer Sicht einen „perfect match“ haben. ASMPT und Siplace ergänzen sich perfekt in ihren Produktangeboten, ihrer regionalen Aufstellung und ihren Kompetenzen. Heute sprechen die Fakten für sich und widerlegen alle Skeptiker: Das Siplace Team ist annähernd komplett und als eigenständiger Geschäftsbereich in die ASMPT-Organisation integriert. München ist und bleibt Headquarter. Entwicklung und Produktion hier in München wurde nicht abgebaut, sondern ist im vergangenen Jahr sogar deutlich erweitert worden. Wir konnten 2011 viele Herausforderungen unserer Kunden mit neuen Angeboten lösen und wir haben noch nie so viele Neukunden wie in unserem ersten Jahr unter dem ASMPT Dach gewinnen können. Es herrscht große Aufbruchstimmung.
Was ist mit den Potenzialen, Synergien und strategischen Vorteilen?
Hier sind wir auch auf einem sehr guten Weg. Teams von ASMPT und Siplace haben eine Vielzahl gemeinsamer Integrationsprojekte definiert und arbeiten schon an neuen Innovationen. So nutzen wir heute Skalenvorteile über den gemeinsamen Einkauf von Komponenten. Es gibt erste Verlagerungen von Produktionen. Doch diese laufen – ebenfalls anders als anfangs in einigen Unkenrufen befürchtet – in beide Richtungen: Wir oder unsere Zulieferer übernehmen Aufgaben für ASM-Produkte, in anderen Bereichen liefern ASM-Werke uns zu. Jeder dieser Schritte verbessert unsere Kostensituation, unsere Qualität und Wettbewerbsfähigkeit im operativen Geschäft. Darüber hinaus haben wir eine ganz Reihe von konkreten neuen, gemeinsamen Entwicklungsprojekten im Bereich LED- oder Bare Die-Bestückung auf den Weg gebracht.
Wie sieht es im Vertrieb aus? Immerhin verfügt ASMPT über ein sehr gutes Netzwerk in Asien. Können Sie das nutzen?
Im Bereich LED und Bare Die sind wir heute schon gemeinsam sehr aktiv. In weiteren Bereichen wachsen wir noch zusammen und die Vertriebsmannschaften arbeiten parallel in den gleichen Regionen. Dennoch profitieren wir natürlich von der kulturellen Verankerung des Mutterkonzerns in Asien. Doch auch dieses Lernen ist nicht einseitig – die Kollegen von ASMPT lernen von uns über die westlichen Märkte und Kunden. Darüber hinaus sehen wir künftig viele gemeinsame Möglichkeiten.
Die Übernahme hat sicherlich viele Ressourcen im Management gebunden. Hatte das 2011 negative Auswirkungen auf das Geschäft?
Genau hier zeigt sich eine große, gemeinsame Stärke beider Unternehmen: ASMPT und Siplace agieren wie große Mittelständler. Es werden pragmatische Ansätze gesucht. Die Kunden, deren Anfragen und Anforderungen haben immer Vorrang. Das war einer der Gründe, warum Siplace als eigenständiger Geschäftsbereich mit komplettem Management und Team übernommen wurde. Wo große Konzerne bei Übernahmen die eigenen Geschäfte erstmal mit Restrukturierungsinitiativen lähmen, sollten bei uns die Kunden und die laufenden Projekte im Vordergrund stehen. Mit ASMPT war für uns die Zeit der Restrukturierung vorbei. Seitdem sind alle Zeichen auf Wachstum gemeinsam mit unseren Kunden gesetzt.
Ihre Bilanz für 2011?
Ich habe in Siplace und ASMPT schon früh die ideale Verbindung von deutschem Engineering und asiatischer Flexibilität und Effizienz gesehen. Daher freut es mich, die Erfolge zu sehen. 2011 konnten wir unsere Marktposition ausbauen. Unsere weltweiten Marktanteile sind um durchschnittlich 10% gestiegen. Wir haben in Europa, Nord- und Südamerika, China und weiten Teilen Asiens deutlich zugelegt, und dabei viele Neukunden gewonnen. Angetrieben durch den Boom in der Elektronikfertigung und dank unserer innovativen SX-Plattform, die den Wünschen der Kunden nach mehr Flexibilität in der Elektronikfertigung besser als jede Plattform im Wettbewerb entspricht.
Und die Ziele für 2012?
Wir verfolgen unsere Strategie konsequent weiter und nutzen unsere Technologieführerschaft im Bereich von Plattformen und Software dazu, unseren Kunden Kosten- und Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Hier werden unsere Wettbewerber weiter schwer an den Stärken und am Erfolg der SX-Plattform zu knabbern haben. In den gleichen strategischen Ansatz reihen sich andere unserer aktuellen Innovationen ein – von flexiblen Rüstkonzepten über unsere vielseitigen Bestückköpfe bis hin zum einzigartigen Glue Feeder, der in vielen Applikationen teure, unflexible Klebestationen ersetzen kann. Auch im Bereich Software werden wir mit Neuheiten überraschen. Generell geht es für die Hersteller künftig verstärkt darum, ihre Bestücklösungen optimal in kundenspezifische Fertigungsprozesse einzupassen. Märkte und Kunden differenzieren sich weiter – und verlangen entsprechend nach solchen Lösungen. Wir setzen hier beispielsweise gezielt sogenannte Application Scouts ein, die unsere Entwickler über neue Anforderungen aus neuen Applikationen und Prozessen informieren. Auch haben wir dank unserer weltweiten Präsenz mit eigenen Sales- und Service-Leuten das Ohr viel näher am Kunden als unsere Mitbewerber, die sich in vielen Regionen der Welt nur indirekt über Händler vertreten lassen.
Wie hilft Ihnen die neue Aufstellung als Teil des ASM-Konzerns dabei?
Das klingt vielleicht etwas komisch, aber ich meine das ernst: Die Einstellung hat sich geändert. Früher waren wir als kleines Geschäftsgebiet einer unter vielen in einem großen Konzern. Heute ist Siplace wichtiger Teil eines ambitionierten Unternehmens, das die Elektronikfertigung als sein strategisches Wachstumsfeld begreift. Das motiviert und macht viel mehr möglich. Meine Kollegen von ASMPT wissen genau wie wir, dass sich in unseren Märkten nachhaltige Wettbewerbsvorteile nicht ersparen, sondern nur über technologische Innovationen und entsprechende Investitionen erarbeiten lassen. ASMPT hat sich mit dieser Strategie in kürzester Zeit von einem kleinen Unternehmen zum klaren Weltmarktführer für Backend-Lösungen entwickelt – und sich dabei auch nicht vom schnellen Auf und Ab und der unterschiedlichen regionalen Dynamik der Elektronikmärkte irritieren lassen. Gleichzeitig ist ASMPT ein gesundes, finanziell sehr gut aufgestelltes Unternehmen. Gemeinsam mit den Kollegen von ASMPT haben wir bereits kurz nach der Übernahme das Ziel „Together #1“ ausgegeben. Ich will es mal so sagen: Nachdem wir das „gemeinsam“ nach einem Jahr er- folgreich etabliert haben, gehen wir jetzt noch geziel-ter daran, die Nummer 1 zu werden und nachhaltig zu bleiben.
Was bedeutet das? Was ist oder wird neu beim Siplace Team?
In Europa sind wir klarer Marktführer. In anderen Regionen aber, insbesondere in Asien, haben wir noch einiges an Potenzial. Über den gesamten Weltmarkt betrachtet sind wir derzeit die Nummer 3. Unsere neue strategische Aufstellung im ASM-Konzern, aber auch die technologische und konjunkturelle Dynamik im Markt werden wir nutzen, um zu wachsen und zusätzliche Marktanteile zu gewinnen. Ein anderes Wachstumsfeld sind die vielen kleinen und mittelständischen Fertigungen in den Regionen. Viele von diesen Elektronikfertigern kennen die Marke Siplace und unser Lösungsportfolio – allen voran unsere in der gesamten Branche wirklich einmalig flexiblen Service-Angebote zu wenig – leiden aber gleichzeitig an der Unflexibilität der von Ihnen eingesetzten Lösungen. Innerhalb ASMPT haben wir jetzt die flexible Organisation, die Lösungen und zunehmend auch die Preisstrukturen, um dieses Segment erfolgreicher als in der Vergangenheit zu adressieren. Das müssen wir in diesem Segment deutlicher machen. Darüber hinaus werden wir unser Produktportfolio für diesen Kundenkreis nochmals erweitern. ASM ist der erste Anbieter, der Technologien vom Wafer über das Packaging bis zum Assembly anbietet. Diese gebündelte Kompetenz werden wir in innovative Technologien und Lösungen umsetzen. Das Ziel ist klar: Siplace und ASM Assembly Systems zur Nr. 1 im Elektronikfertigungsmarkt zu machen. Wie gesagt: Die Einstellung hat sich geändert: Wir haben klare technologische und kommerzielle Ziele, an deren Umsetzung wir gemeinsam arbeiten. Wir werden in enger Zusammenarbeit mit den Kunden noch überlegenere Lösungen entwickeln und Schritt für Schritt unsere Marktanteile ausbauen. Wir sind der einzig wirklich global aufgestellte Anbieter, der die besten Eigenschaften des German Engineerings mit seiner Innovationskraft und Qualität mit dieser erfrischenden Vitalität und Flexibilität asiatischer Unternehmen vereint. Insofern möchte ich nach einem Jahr bilanzieren: Die Übernahme durch ASMPT war gut für Siplace, ist gut für unsere Kunden und gemeinsam sind wir gut unterwegs auf dem Weg, die Nummer 1 zu werden.
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