Die Umstellung auf bleifreie Lötmetalle in der Elektronikfertigung hat nicht nur produktionstechnische Konsequenzen – durch neue Flussmittel und höhere Löttemperaturen verändern sich auch Menge und Zusammensetzung des Lötrauchs. In Übereinstimmung mit den Berufsgenossenschaften empfiehlt daher auch der Bremer Katalogdistributor Distrelec Schuricht die Verwendung von Lötrauchabsaugungen und bietet in seinem aktuellen Katalog eine breite Palette entsprechender Systeme des Löttechnikspezialisten Weller an. „Wer glaubt, durch den vom Gesetzgeber geforderten Verzicht auf Blei in Lötmetallen sei das Löten gesünder geworden, liegt falsch“, sagt Holger Janssen, Fachberater für Löttechnik beim Bremer Katalogdistributors. Um Qualitätseinbußen beim bleifreien Löten zu vermeiden, enthalten die bleifreien Lötdrähte modifizierte und vor allem größere Mengen von Flussmitteln. Wegen des höheren Schmelzpunktes der bleifreien Legierungen wird darüber hinaus mit höheren Temperaturen gelötet. Eine stärkere Verdampfung der Flussmittelbestandteile ist die Folge. „Diese beiden Faktoren werfen beim bleifreien Löten neue Probleme auf, die bisher oft nicht ausreichend beachtet werden“, betont Janssen. Die Rede ist dabei vom Lötrauch, der bei Temperaturen oberhalb von 300 °C vermehrt gesundheitsschädliche Stoffe freisetzen kann.
Neben Wasserdampf und Säuren enthält der durch das stärkere Verdampfen bei höheren Temperaturen vermehrt entstehende Lötrauch auch Formaldehyd und Feinstaub. Dieser Feinstaub besteht aus lungengängigen Kleinstpartikeln, die neben Anteilen der Metalle vor allem die Flussmittel enthalten. Das sind meist natürliche oder synthetische Harze, Säuren und halogenhaltige Aktivatoren wie Adipin- oder Bernsteinsäure.
Generell stehen zur Lötrauchabsaugung zwei unterschiedliche Systeme zur Verfügung. Systeme mit Punktabsaugung arbeiten mit Hochvakuum und nehmen den Lötrauch über ein Absaugrohr mit geringem Querschnitt direkt an der Lötspitze auf. Bei den FE-Lötkolben von Weller ist dieses Absaugrohr bereits im Kolben integriert. Konventionelle Lötkolben können jedoch auch problemlos mit dem System nachgerüstet werden. Die Absaugschläuche von bis zu 20 Lötkolben werden über ein bis zu 150 m langes Rohrsystem an eine Zentraleinheit vom Typ WFE20D angeschlossen, die von den Arbeitsplätzen entfernt aufgestellt werden kann.
Für die Absaugung größerer Flächen eignen sich die Flächenabsaugsysteme, die mit Niedervakuum und Absaugdüsen mit größeren Querschnitten von bis zu 60 mm arbeiten. Mit nur einem Absaugarm kann so der Rauch mehrerer Lötkolben unter einer Haube abgesaugt werden. Diese Lösung ist besonders wirtschaftlich und erfordert keine Veränderungen an den verwendeten Lötkolben. Die Zentraleinheiten können individuell für zwei, vier oder acht Plätze installiert werden. „Unabhängig davon, wie die Gesetzgeber einzelner Länder die Grenzwerte für Schadstoffbelastungen am Arbeitsplatz definieren, lässt sich eindeutig sagen, dass eine Lötrauchabsaugung die Qualität eines Arbeitsplatzes spürbar aufwertet“, sagt Distrelec-Experte Holger Janssen. „Nicht umsonst empfehlen schon heute die Berufsgenossenschaften den Einsatz von Absaugsystemen. Entsprechende gesetzliche Regelungen sind vermutlich nur eine Frage der Zeit.“
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