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Mit frischem Schwung nach vorne orientiert

Die tschechische Elektrotechnik- und Elektronik-Industrie und ihre europäische Bindung
Mit frischem Schwung nach vorne orientiert

Mit frischem Schwung nach vorne orientiert
Flagge gezeigt hat die Elektronikindustrie Tschechiens zur Electronica 2008 unter Mitwirkung der tschechischen und mährischen Gesellschaft für Elektrotechnik und Elektronik sowie des Industrie- und Handelsministeriums in Prag – und dies zum ersten Mal überhaupt in München. Moderiert wurde das historische Ereignis von Petr Beneš, Herausgeber der Fachzeitschrift Sdlovaci Technika. Deutlich wurde, auch heute sind wieder die Kontakte, wie stets über die vergangenen Jahrhunderte zwischen Deutschen und Tschechen, sehr intensiv. Beispielsweise sind deutsche Unternehmen die wichtigsten Geschäftspartner der tschechischen Republik mit circa 30 % (51 Milliarden Euro) des gesamten Außenhandelsvolumens in 2007.

Die Premium-Position mit deutschen Handelspartnern ist 2007 im Volumen zum Vorjahr 2006 bereits um über 11 % gestiegen und wird vom tschechischen Industrieministerium in dieser Größenordnung auch noch für dieses Jahr erwartet. Auch von der deutschen Seite her gesehen sind diese Handelsbeziehungen sehr wichtig, nehmen sie doch in der Gesamtbilanz des Außenhandels immerhin Platz 12 ein, mit Einfuhren von 3,4 % des Gesamtwerts nach Deutschland und Ausfuhren von 2,7 % nach Tschechien. Damit stehen diese Außenhandelsbeziehungen im Rahmen der sogenannten „neuen“ EU-Mitglieder an Platz Zwei. Nur noch mit dem polnischen Nachbarn liegen die Handelskennziffern noch etwas höher. (Allerdings: nach der Auffassung des Autors dieses Berichts waren und sind diese europäischen Regionen stets zentrale Bereiche Europas, insofern bezieht sich „neu“ hier auf die geopolitischen Korrekturen der jüngsten Vergangenheit.)

Partnerschaft mit ZVEI
Nach den Investoren aus Holland sind die deutschen Finanziers die zweitgrößte Gruppe der Entrepreneure im Land. Sie investierten circa 15 Mrd. Euro seit 1993. Das ist mehr als ein Fünftel aller Direktinvestitionen während dieses Zeitraums. Aufschlussreich ist hierbei auch, dass die tschechische und mährische Gesellschaft für Elektrotechnik und Elektronik auch Partner des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronik-Industrie (ZVEI) ist. Der tschechische Verband ist außerdem Repräsentant des Konzerns Siemens, im Land der größte ausländische Arbeitgeber. Das Unternehmen Siemens hat, wie viele andere wichtige ausländische Investoren mit dazu geholfen, merkt Verbands-Vizepräsident Pavel Kafka an, dass man die tschechische Elektroindustrie in diesem Zeitraum in eine moderne und wettbewerbsfähige Industrie transformieren konnte.
Die elektrotechnische und elektronische Industrie ist umsatzbezogen die drittgrößte im Lande, nach den Herstellern von Transportmaschinen und den Metallurgieunternehmen, mit einem Gesamterlös von 527 Mrd. Kronen (etwa 21 Mrd. Euro). Das sind etwa 21,5 % des von der tschechischen Industrie erzeugten Werts an Gütern. Die Branche beschäftigt rund 210.000 Menschen.
Geht man hier in der Statistik noch etwas weiter, zeigt sich, dass derzeit noch 44 % der Umsätze im Starkstrombereich mit Maschinen und Ausrüstung erzielt werden (von 58 % der in dieser Industrie tätigen Personen). Wobei sich mittlerweile die Computertechnik einen Anteil von 24 % sicherte (mit nur 5 % der Mitarbeiter), gefolgt von der Produktion von Bauteilen, Geräten der Telekommunikation, Geräten der Unterhaltungselektronik sowie professionelle Sender- und Studiotechnik. Die verbleibenden 11 % gehen auf das Konto von Automatisierungstechnik sowie diversen Gerätekategorien der Mess- und Prüftechnik, unter anderem auch Medizintechnik.
Die Anbindung der tschechischen Elektronik- und Elektrotechnikindustrie an das restliche Europa ist sehr stark. (Vielleicht wird das auch einen Europa-Skeptiker wie Herrn Klaus auf der Prager Burg, dem Hradschin, einmal mehr interessieren.) So geht der Löwenanteil von 92 % der exportierten Güter der Elektrotechnik und Elektronik an Rest-Europa, und immerhin werden von dort auch 54 % der Importe in diesem Industriebereich bezogen. Die wichtige Position dieser Industrie wird auch deutlich an den ausländischen Investitionen, die einen Anteil von rund 30 % betragen und bisher nur von den Finanzströmen in die Automobilfertigung übertroffen wurden.
Präsentiert haben sich zur Electronica auch vier Universitäten und zwei Unternehmen. Das sind die hier entsprechenden Fakultäten die Tschechische Technische Universität in Prag sowie die Technischen Universitäten von Brünn, Mährisch Ostrau und Pilsen. Hier wird natürlich einerseits gelehrt (und gelernt) und anderseits auch im Auftrag der in- und ausländischen Industrie geforscht und entwickelt. Bestimmte Projekte werden hierbei auch aus dem Programm des Europa-Frameworks finanziell gefördert oder sind international unterstützte F&E-Arbeiten der praktischen Anwendung oder der Grundlagenforschung. Die moderne Elektronik und ihre spezielle Anwendung in allen erdenklichen Bereichen stehen bei den hier angesprochenen Fachbereichen klarerweise im Fokus. Der Bogen ist dabei sehr weit gespannt: von der Steuerung für Automobile mit Wasserstoffantrieb, über organische Elektrnik bis hin zur Nanotechnologie.
Tschechien stellt aus
22 Unternehmen aus der tschechischen Republik waren auf der Electronica 2008 in München präsent. Zwei davon stellten sich etwas detaillierter vor, sozusagen als Beispiel für viele andere. PragoBoard ist ein profilierter Hersteller von Leiterplatten und hat sich bereits viermal in München beteiligt. Die Spezialität sind komplexe PCBs wie starre Ausführungen als Multilayer mit Feinstleiter-Strukturen, auch mit kupferplattierten Blind und Burried Vias. Bei den starr-flexiblen Leiterplatten reicht das Spektrum von einfachen Boards bis hin zu sehr komplex aufgebauten Multilayern mit unterschiedlichen Schichtdicken im starren Aufbau. Auch PCBs für Höchstfrequenzen sind im Programm. Seit zwei Jahren stellt man zudem noch Edelstahl-Pastenschablonen her, geschnitten mit Laserequipment.
Ein anderes Beispiel ist der Elektronikfertiger Wendell Electronics aus Landskron, der vor sechs Jahren gegründet wurde. Zielsetzung ist hier, bei bestimmten Projekten mit den asiatischen Mitbewerbern (EMS-Firmen) voll in Wettbewerb zu treten. Das Unternehmen erbringt die volle Palette aller Assembly-Dienstleistungen von der Handbestückung bedrahteter Komponenten bis zur hochvolumigen Fertigung von SMT-Baugruppen. Natürlich gehören dazu auch noch Geräte-Endmontage, Bauteileinkauf, Entwicklung oder Optimierung von Schaltungen, Prüfung und Burn-in/Run-in sowie gegebenenfalls die Kooperation mit weiteren Lieferanten zur Lösung von Aufgaben.
Das ISO-zertifizierte Unternehmen beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und sieht sich in einer kompetenten und wirtschaftlich attraktiven Position sowohl bei hohen (monatliche Bestückleistung derzeit circa 100 Mio. SMDs) als auch geringen Fertigungsvolumen. Seit Gründung des Werks werden fortlaufend erhebliche Summen in modernes Equipment investiert.
Deutlich wird, der Eintritt der tschechischen Republik in die EU im Jahr 2004 hat viele Ressourcen erschlossen und insgesamt die wirtschaftliche Entwicklung befördert.
(Gerhard B. Wolski)
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