Startseite » Allgemein »

Wachstum inbegriffen

Fragen an Patrick de Wit, Geschäftsführer Yamaha Motor IM Europe GmbH in Neuss
Wachstum inbegriffen

Vor zwei Jahren begann in Neuss eine Erfolgsgeschichte: Die Yamaha Motor IM GmbH eröffnete an der Hansemannstraße in Neuss das Regionalcenter Europa. Damals war Patrick de Wit so etwas wie der Alleinunterhalter. Er bezog mit seinem Laptop ein kleines Büro im Yamaha-Haus und betreute von dort aus die SMT-Sparte. Aus dem Büro sind inzwischen viele geworden. Alleinunterhalter ist Patrick de Wit auch schon lange nicht mehr. 24 Kollegen arbeiten derzeit an der Hansemannstraße, weitere werden ständig gesucht. Denn das Unternehmen wächst stetig und betreut etliche Großkunden in ganz Europa von Neuss aus.

Herr de Wit, Sie sind Geschäftsführer der Yamaha Motor IM Europe GmbH in Neuss. Warum haben Sie sich für diesen Standort entschieden?

Wir haben uns aus wirtschaftlichen Gründen für Deutschland entschieden. Wir sind überzeugt, dass hier das Klima sehr gut ist. Und damit meine ich nicht das Wetter sondern das Geschäftsklima für ein Unternehmen, das wie das unsere auf Qualität und Wachstum ausgelegt ist. In Deutschland hat man eine optimale Infrastruktur und kann zum Beispiel im finanziellen Bereich auch sehr gut mit den Banken über zukünftiges Wachstum reden. So ein Klima gibt es nicht überall.
Warum fiel die Wahl dann auf Neuss?
Neuss ist als Standort hervorragend geeignet. Hier gibt es logistische Vorteile wie die sehr gute internationale Anbindung zum Beispiel durch den Flughafen in Düsseldorf. Aber nicht zu vergessen: Wir sind eine japanische Firma und hier im Bereich Düsseldorf und Neuss lebt eine sehr große japanische Gemeinschaft mit vielen japanischen Geschäftsleuten. Wir haben hier alles, was wir brauchen. Eine japanische Infrastruktur mit Logistikfirmen, Hotels, Supermärkten und so weiter. Unserem Management war es wichtig, den Japanern ein Zuhause weit weg von ihrer Heimat zu ermöglichen.
War es ein Vorteil, dass Yamaha mit der Motorsparte schon in Neuss vertreten war?
Ja, das stimmt. Wir haben sehr viel Unterstützung von der Motordivision bekommen, das war ein sehr glücklicher Umstand. Denn so konnten wir von einer schon bestehenden Infrastruktur profitieren. Viele Dinge waren schon vorhanden wie zum Beispiel Vertriebswege, Lagerräume, eine bestehende Buchhaltung und ein Bürogebäude. So konnten wir uns von Beginn an auf unsere Kunden fokussieren, auf den Verkauf von Produkten und Lösungen. Das erklärt zum Teil auch unser schnelles Wachstum.
Sie sprechen das Wachstum an. Wie hat sich Yamaha Motor IM in Neuss entwickelt?
Als das Regionalcenter Europa vor zwei Jahren eröffnet wurde, war das ein Ein-Mann-Betrieb. Nur ich mit einem Laptop. Inzwischen arbeiten hier in der SMT-Sparte 24 Mitarbeiter, darunter vier Japaner. Vor zwei Jahren sind wir sozusagen neu auf dem Markt aufgetreten. Davor waren wir mit unseren Produkten durch Philips vertreten. Inzwischen haben wir uns einen Marktanteil von etwa 7 Prozent erarbeitet. Es läuft sehr gut, aber unser Ziel ist es, unseren Marktanteil langfristig auf 15 Prozent zu steigern.
Sie operieren auf einem hart umkämpften Markt. Wie gewinnen Sie neue Kunden?
Das ist ein Prozess, der nie endet. Wir sind davon überzeugt, dass es vor allem um Vertrauen geht. Die wirtschaftliche Situation ist in vielen Unternehmen nicht einfach. Das Geld kann nur einmal ausgegeben werden und deshalb muss man mit Qualität überzeugen. In unserem Bereich verkauft man kein Produkt sondern eine Lösung. Und diese Lösung läuft nicht über drei, vier Jahre sondern über zehn bis zwölf. Deshalb sind alle Entscheidungen äußerst wichtig für Firmen. Deshalb haben wir ein ganz neues Businessmodel entwickelt, das immer noch einzigartig ist. Wir garantieren unseren Kunden für einen Zeitraum von acht Jahren mini-male Verbrauchskosten der Maschinen. So kann der Kunde über einen langen Zeitraum mit festen Kosten rechnen.
Was ist das einzigartige an Ihrem Konzept?
Wir machen alles sehr transparent. Auf der einen Seite hat man die Investitionskosten für die Hardware. Die sind für unsere Kunden relativ einfach zu vergleichen. Aber ein großer Teil der Investitionen über mehrere Jahre gehen in Service und Wartung. Da haben wir ein sehr transparentes Modell entwickelt. Wir machen nicht nur sichtbar, was die Ingenieure kosten, was ein Servicemodul kostet und welche Verbrauchskosten die Maschine verursacht, sondern wir garantieren das auch. Solche Rundumsorglos-Pakete sind eigentlich nichts Neues. Bisher war es dem Kunden aber unmöglich zu sehen, wie sich der Preis für ein solches Paket zusammensetzt. Ein Beispiel: Wenn ich eine Versicherung abschließe, will ich selbst genau nachvollziehen, welche Zusatzoptionen ich buche und ob ich die wirklich brauche. Genau das haben wir für unsere Branche entwickelt und ich glaube, das wird von den Kunden honoriert.
Wie berechnen Sie die Kosten für den Kunden?
Das ist eigentlich ganz einfach. Wenn ein Kunde ein Angebot von uns möchte, dann müssen wir erst einmal verstehen, was der Kunde mit unseren Maschinen fertigen möchte. Einfach ein Angebot, das ein paar Kosten auflistet, macht in unserem Geschäft keinen Sinn. Deshalb haben wir Experten, sogenannte Anwendungsmechaniker. Und die berechnen aufgrund der Daten unserer Kunden exakt, welche Maschinen und welche Lösungen benötigt werden, was die Maschinen im Einzelnen produzieren und vor allem, was sie kosten. Unsere neue Produktlinie zum Beispiel ist platzsparender als das Vorgängermodell, so können sogar die Raumkosten minimiert werden.
Haben die Kunden weitere Vorteile?
Man sagt ja, Papier ist geduldig. Deshalb wollen wir unsere Kunden vor allem von unserem Produkt überzeugen. Wir bieten unseren Kunden zum Beispiel an, es erst einmal mit unseren Produkten auszuprobieren. Wir installieren die Maschinen, bilden die Mitarbeiter aus, machen Training und der Kunde kann unsere Maschinen erst einmal ein, zwei Monate testen. So kann er sehen, dass alles, was wir auf Papier oder in einer Powerpoint-Präsentation versprochen haben, auch halten.
Sie haben von Vertrauen gesprochen. Was genau meinen Sie damit?
Vor einigen Wochen habe ich ein Zitat von Robert Bosch gelesen. Er sagte, „Immer habe ich nach dem Grundsatz gehandelt: Lieber Geld verlieren als Vertrauen.“ Das ist eigentlich auch die Leitlinie, nach der wir bei Yamaha Motor IM Europe arbeiten. Langfristig bringt das einem Unternehmen mehr. Natürlich sind wir auch bei Yamaha IM nicht fehlerlos. Unsere Mitarbeiter können auch Fehler machen. Aber diese Fehler werden durch uns auf unsere Kosten ohne Diskussion gelöst. So erarbeiten wir uns das Vertrauen unserer Kunden.
Sie sprechen Fehler an. Die können für ihre Kunden teuer werden. Wie sorgen Sie dafür, dass Störungen ihrer Maschinen schnell behoben werden?
Dass es Serviceteams gibt, ist Standard in der Branche. Wir gehen aber einen anderen Weg als viele Mitbewerber. Wir haben eine eigene Mannschaft, ein eigene Serviceteam. Der Trend geht dahin, dass viele Lieferanten ihre Services outsourcen, um Fixkosten zu sparen. Wir machen das Gegenteil. Wir stellen eigene Leute ein, um unsere Kunden zu betreuen, weil wir glauben, dass wir nur mit zufriedenen Kunden eine Zukunft haben. Deshalb möchten wir die Qualität unseres Services nicht aus der Hand geben.
Wie funktioniert der Support?
Wir sind international aufgestellt und haben Service-Mitarbeiter in Spanien, Frankreich, England, Polen und Südafrika. Trotzdem versuchen wir zunächst die Probleme aus der Ferne zu lösen. Unsere Mitarbeiter kennen die Maschinen in- und auswendig. Nach wenigen Klicks ist das Problem entweder gelöst oder wir setzen uns ins Flugzeug oder ins Auto und fahren zum Kunden. Denn wir wissen, jeder Ausfall unserer Maschinen kostet unsere Kunden Geld, deshalb müssen Fehler schnell behoben werden.
So werden die Kunden in ganz Europa sehr lokal betreut. Welche Vorteile hat das?
Nehmen wir das Beispiel Deutschland. Hier gibt es sehr große Qualitätsansprüche. Es geht nicht nur um Massenproduktion, wohl aber um Effizienz und darum, mit der gleichen Zahl an Maschinen und Mitarbeitern mehr Bauteile herstellen zu können. Jedes Prozent Effektivitätsverbesserung ist bares Geld. Deshalb ist es wichtig, dass man auch mal von außen nach innen schaut. Unsere Anwendungsingenieure besuchen die Kunden und schauen sich die Arbeitsabläufe an. Manchmal muss man nur an kleinen Stellschrauben drehen und kann viel erreichen. Wir liefern nicht nur Kisten mit Maschinen sondern vor allem auch Kenntnis und Wissen. Wir haben Hunderte von Systemen installiert. Deshalb ist es sehr gut möglich, dass wir das was für einen Kunden komplett neu ist, irgendwo auf der Welt schon installiert haben. Dieses Wissen gibt man weiter, denn wie gesagt: Zufriedene Kunden sind der Schlüssel.
Welche Ziele haben Sie für Yamaha IM Europe kurz- und langfristig?
Kurzfristige Ziele haben wir eigentlich nicht. Der Gedanke Yamaha steht im Vordergrund. Unsere Mission ist es, Yamaha als einen anerkannten und bekannten Lieferanten von Komplettlösungen im SMT- Bereich auf den Markt zu bringen. Da kann man nicht einfach sagen, kurzfristig braucht man dieses oder jenes Resultat. Wir planen ein langfristiges Engagement. In Japan bei Yamaha hat man eine Vision, die über mehrere Jahre läuft. Wir haben einen starken Mutterkonzern, der für Kontinuität steht, und mit dem man auch Durstrecken überlebt.
Was bedeutet das für den Standort in Neuss?
Wir haben hier noch viele Möglichkeiten, weiter zu wachsen. Wenn es so weiter läuft, können wir in den nächsten Jahren 50 bis 60 neue Mitarbeiter einstellen. Deshalb werden wir auch eine Zusammenarbeit mit Universitäten und Technischen Hochschulen anstreben. Vor 15 Jahren waren das Maschinen und deren Möglichkeiten mechanisch fest eingestellt. Die neue Maschinengeneration hat viel mehr Optionen. Das bedeutet, Servicetechniker haben ein anderes Profil bekommen. Was früher einmal Elektromechaniker waren, sind heute Mechatroniker mit sehr guten Softwarekenntnissen. Das heißt, wir brauchen junge Leute, die zu unserem Unternehmen passen. Bei Yamaha Motor IM Europe haben wir natürlich kommerzielle Ziele. Aber ein weiteres Ziel ist es, der neuen Generation von Leuten, die im SMT-Bereich arbeiten, ihnen in Neuss Möglichkeiten zu bieten. Wir sind sehr zufrieden in Neuss.
Vielen Dank für Ihre Zeit Herr de Wit.
Productronica, Stand A3.323
Unsere Webinar-Empfehlung
INLINE – Der Podcast für Elektronikfertigung

Doris Jetter, Redaktion EPP und Sophie Siegmund Redaktion EPP Europe sprechen einmal monatlich mit namhaften Persönlichkeiten der Elektronikfertigung über aktuelle und spannende Themen, die die Branche umtreiben.

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktuelle Ausgabe
Titelbild EPP Elektronik Produktion und Prüftechnik 1
Ausgabe
1.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Videos

Hier finden Sie alle aktuellen Videos


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de