2010 hat Essemtec eine antizyklische Strategie verfolgt, denn zwar wurden die Kosten reduziert, die Entwicklung aber nicht gebremst. Jetzt kommt der Aufschwung und das Unternehmen kann das weltweit modernste Sortiment von Elektronik-Produktionsmaschinen anbieten. Ein Gespräch mit CEO Martin Ziehbrunner sowie dem Verkaufs- und Marketingleiter Florian Schildein gab Aufschluss über das vergangene Jahr und die Zukunftsaussichten
Essemtec, der Schweizer Hersteller von Produktionsmaschinen, hat die Krise gut überwunden, denn CEO Martin Ziehbrunner war weitsichtig: „Wir haben früher als andere mit kosten-reduzierenden Maßnahmen begonnen.“ Dazu gehörten vor allem die Minimierung und Optimierung des Lagerbestandes und die Ausschöpfung der Möglichkeiten zur Kurzarbeit. Dank diesen Maßnahmen, so der CEO, habe Essemtec während der Krise kein Know-How verloren, sondern aufgebaut. Man sei jederzeit bereit gewesen, wieder durch zu starten. Die gute soziale Infrastruktur der Schweiz hat ihre Stärken bewiesen.
Nicht gespart hat das Unternehmen bei der Entwicklung, weil Martin Ziehbrunner immer an den Wiederaufschwung geglaubt hat. Seine antizyklische Strategie bewirkte, dass allein 2010 vier neue Maschinen im Markt eingeführt, und vier weitere komplett überarbeitet werden konnten. Heute hat das Unternehmen die modernsten Maschinen für einen Markt, der rasant zu wachsen beginnt und hungrig ist auf neue Lösungen.
Florian Schildein in seiner Funktion als Verkaufs- und Marketingleiter stellt die positive Verkaufsentwicklung bei den erst kürzlich eingeführten Bestückungsautomaten Paraquda und Cobra heraus. Bereits im zweiten Halbjahr 2010 sind die Verkaufszahlen in die Höhe geschnellt. Beide Maschinen nutzen die vom Unternehmen neu entwickelte ePlace-Software, mit der die Maschinenbedienung „ein richtiges Vergnügen“ sei. Die Software sorgt dafür, dass Maschinenbediener weniger Zeit für Ausbildung und Programmierung aufwenden müssen und keine Fehler machen. Der Schablonendrucker Tucano war ein weiteres Highlight. Diese Maschine wurde komplett neu entwickelt und viele gute Konzepte und Erfahrungen aus dem präzisen Solarzellendruck flossen in das System ein. Kein Wunder also, dass es sich innerhalb kürzester Zeit zum weltweiten Verkaufsschlager entwickelte.
Die Umsätze 2010 waren deutlich höher als erwartet. Laut Florian Schildein habe man sehr vorsichtig budgetiert. Doch bereits im August konnte ein Umsatzrekord vermeldet werden, auch die restlichen Monate des vergangenen Jahres haben sich weit über den Erwartungen entwickelt. Die Produktion arbeitet seit dem Sommer in zwei bis drei Schichten, manchmal auch über die Wochenenden. „Unsere neuen Produkte haben sehr gut eingeschlagen“, so Florian Schildein. Auch die verbesserten Verkaufsstrukturen haben zum Erfolg beigetragen. So hat man in verschiedenen Märkten externe Vertretungen durch eigene Tochterfirmen ersetzt, was zu einer besseren Marktpräsenz und Markenidentifikation geführt hat. Tochterfirmen seien zwar teuer und ein gewisses Risiko, erläutert Schildein, doch das Risiko zahlt sich aus. Profitieren doch die Kunden davon durch mehr Nähe zum Hersteller, verbessertem Know-how-Transfer und klaren Verantwortlichkeiten.
Als einen „Schachzug mit großem Potential“, bezeichnet Martin Ziehbrunner die 2010 getätigte Übernahme von Vermes, dem Hersteller von Dosierventilen. Zusammen mit einem zweiten Partner hat das Unternehmen nun direkten Zugriff und Einfluss auf den Bereich Dosieren. Die Vermes-Dosierventile werden nicht nur in der Elektronik, sondern auch in manchen anderen Industrien eingesetzt. Sie sind bekannt für ihre Genauigkeit, Schnelligkeit und Flexibilität.
Auch wurde im vergangenen Jahr in die Entwicklung neuer Märkte investiert, zum Beispiel in neue Regionen wie Brasilien oder Technologien wie die Photovoltaik, die LED-Herstellung und -Verarbeitung. In diesen Bereichen erwartet man im nächsten Jahr ein verstärktes Wachstum.
So erfreulich sich 2010 für Martin Ziehbrunner entwickelt hat, zum Ausruhen sieht er keinen Grund. Auch in diesem Jahr werde man wieder neue Produkte vorstellen und bestehende verbessern. Es gelte nun aber auch, die schnell gewachsenen internen Strukturen und Abläufe zu analysieren und das Optimierungspotential auszuschöpfen. „Die Durchlaufzeit ist mir momentan noch viel zu hoch.“
Von Strukturveränderung spricht auch Florian Schildein, denn gleich zu Beginn des Jahres werde Frankreich und Deutschland neu organisiert. Essemtec France löst per 1. Januar die bisherige Vertretung Prodelectronic ab. Essemtec Deutschland zieht von Zorneding nach Starnberg um und erhält mit Sandra Paggen eine neue Geschäftsführerin.
Und das 20-Jahre-Jubiläum? „Ja, darüber freuen wir uns natürlich“, sagt Martin Ziehbrunner. Man werde dieses Ereignis in der Mitte des Jahres feiern. Doch wichtiger als das Feiern sei es zu erkennen, warum man nach zwanzig Jahren und mehreren Krisen so gut aufgestellt sei und auch weiterhin daran zu arbeiten. Der CEO ist nicht von ungefähr mit dem Preis „Entrepreneur of the Year 2009“ ausgezeichnet worden: Er ist ein Unternehmer und in Gedanken schon wieder weit voraus.
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