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Zu optimistisch…

KURZ BEFRAGT
Zu optimistisch…

Zu optimistisch...
Dr. Petrik Lange ist leitender Technologieentwickler für Elektronik bei Hella
In Brüssel läuft gerade eine Revision zu den im letzten Sommer verabschiedeten Bleiverboten der europäischen Altautoverordnung (ELV). Was muss dazu nach dem Titelbeitrag der EPP 8-2009 unterstrichen und was richtig gestellt werden?

Lange: Ihr Artikel gibt recht gut und spannend die aktuelle Situation und Stimmungslage zum Thema bleifreie Automobilelektronik wieder. Einige Sachverhalte wurden allerdings zu sehr vereinfacht und können deshalb zu Verwirrung und falschen Schlüssen führen.
Viel zu optimistisch ist die bisherige Umsetzung der Bleifreistufen 1 und 2 dargestellt. Es handelt sich bei den Bleifreistufen nicht um einen dreiphasigen Zeitplan, sondern um drei unterschiedliche Grade der Bleifreiheit…
Die Bleifreistufen 1 und 2 sind also keineswegs weitgehend erledigt?
Lange: Nein. In Deutschland und auch weltweit sind aktuell nur etwa 5 – 10% der PKW-Elektronikbaugruppen in bleifreier Löttechnik mit verbleiten (Stufe 1) oder bleifreien Bauteilanschlüssen (Stufe 2 ausgeführt. Im Hella-Produktportfolio sind es 30% -– wie im EPP-Artikel richtig erwähnt.
Was heißt das für die weitere Umsetzung des Stufenplans in der Automobil-elektronik?
Lange: Die Aussage, die Umstellung auf Bleifreistufe 2 würde noch in diesem Jahr abgeschlossen, bezog sich auf die Verfügbarkeit der entsprechenden Bauteile. Sie liegen also sehr wahrscheinlich ab 2010 mit bleifreien Lötanschlüssen vor. Allerdings werden sie überwiegend weiterhin bleihaltig verlötet – beispielsweise, weil laufende Serien und Ersatzteile weiterhin in erprobten und abgesicherten Prozessen gefertigt werden. Nur die Baugruppen-Neuentwicklungen für neue Fahrzeugmodelle haben einen deutlichen Effekt, der den Bleifreianteil unabhängig von Gesetzesforderungen in den nächsten Jahren zweifellos stark ansteigen lässt.
Trotzdem steht fest: Die Umsetzung der Bleifreistufen geht langsamer von statten…
Lange: Gegenwärtig ja. Der Anteil bleifrei gelöteter Baugruppen bei der aktuellen Serienproduktion ist deutlich geringer als im Artikel dargestellt. Eine Umstellung dieser laufenden Produkte auf bleifreie Löttechnik ist mit umfangreichen technischen Risiken und einem unverhältnismäßig hohen Umstellungs- und Requalifikationsaufwand verbunden.
Was wünschen Sie und Ihre Kollegen aus der Automobilelektronik-Branche sich vom laufenden ELV-Revisionsprozess?
Wir fordern in der Revision nicht nur ein Aussetzen der technisch nicht umsetzbaren Stufe 3, sondern eine generelle Aufschiebung der Bleifreieinführung. Unsere Branche arbeitet mit Hochdruck an der Qualifikation noch offener technischer Details des Bleifrei-Einsatzes unter Automotive-Bedingungen. Prozessstabilität und langjährige Funktionssicherheit gehen hier jedoch vor. Die vorliegenden Serienerfahrungen mit Automobilprodukten der Bleifrei-Stufe 1 und 2 decken leider nur einen Teil des heutigen Elektronik-Produktportfolios ab. Insbesondere zu komplexeren Elektronik-Baugruppen wie Karosserielektronik, Motormanagement und Fahrwerkselektroniken liegen noch keine Langzeiterfahrungen vor. Deutsche Fahrzeughersteller und Elektronik-Zulieferanten haben deshalb vor ca. 3 Jahren einen abgesicherten Feldversuch mit Bleifrei-Baugruppen (Stufe 1/2) gestartet, der in einigen Jahren erste brauchbare Zuverlässigkeitsdaten liefern wird.
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