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Zukunft braucht Erfahrung

Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus der Elektronikbranche, Politik und Finanzwirtschaft
Zukunft braucht Erfahrung

Zukunft braucht Erfahrung
Auf dem Podium von links: Johannes Rehm, Christoph Stoppok, Michael Gödel, Günter Guthan, Karl Schick, Johann Weber und Gustl Keller
Anlässlich der Rehm Technologie Tage in Blaubeuren-Seißen gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Schon heute an morgen denken und die Zukunft positiv gestalten“. Den Bogen zur Elektronikindustrie spannte dann der Moderator Dr. Hans Bell von Rehm mit der Frage: Welche Chancen und Risiken liegen in dieser Krise und welche Möglichkeiten werden heute und morgen gesehen?

Nicht nur Traditionsunternehmen sind teilweise nicht mehr liquide und haben kein Geld mehr. Auch deutsche Leiterplattenlieferanten verschwinden vermehrt vom Markt. Da geht eine Menge Know-how verloren. Zollner, als großer EMS-Dienstleister in verschiedenen Branchen und global aufgestellt, spürt ebenfalls die Auswirkungen der Krise. Unter den einzelnen im Unternehmen homogen verteilten Branchen gibt es zwar durchaus auch positive Auswirkungen, wie bei den Bankingsystemen, in der Luftfahrt, Medizintechnik, bei der Schifffahrt und auch bei der kompletten Elektronik, welche in den verschiedensten Schienenfahrzeugen integriert wird, berichtete Johann Weber von Zollner. Die Schattenseiten sind jedoch in der Automobilindustrie und der Chip-, Semiconductorindustrie weltweit zu finden. Der Hersteller elektrischer und optischer Testsysteme, welche direkt in FABs zu finden sind, oder für die Handyindustrie, verzeichnet hier starke Einbrüche. Nach zwei Wachstums-starken Jahren erwartet das Unternehmen für das laufende Jahr Null Wachstum.

Doch welche Elektronikbranchen sind denn nun wirklich betroffen? Eine Frage, die an Christoph Stoppok vom ZVEI ging. „Unsere Prognosen waren zuerst noch recht positiv, doch dann brach es dramatisch im Oktober 2008 ein. Selbst Teilbereiche wie u. a. Medizintechnik oder Automation, die sich 2008 noch im einstelligen Plusbereich befunden hatten, befinden sich nunmehr im zweistelligen Minusbereich.“ Herr Stoppok sieht das Ende des Tunnels noch nicht und rechnet frühestens 2010 mit einer nachhaltigen Besserung.
Die Weltwirtschaftskrise hat den gesamten Globus erfasst, und es stellt sich die Frage, wie wichtig ist es für ein mittelständisches Unternehmen global aufgestellt zu sein. Johannes Rehm hat vor wenigen Jahren den Schritt nach China gewagt. Seine Erfahrungswerte zeigen, dass ohne Unterstützung der IHK bzw. AHK solch Schritt nicht bzw. kaum möglich wäre. Die IHK als Selbsthilfe-Organisation der Wirtschaft begleitet mittelständische Unternehmen auf ihrem Weg ins Ausland mit Know-how. Doch dreht sich die Welt nicht nur um China, und Karl Schick von der IHK Ulm lies verlauten, dass bei der durchschnittlichen Exportquote von ca. 45 % der Unternehmen aus der Region ein großer Teil in den europäischen Raum geht. So ist man bei der IHK der Meinung, dass die inhabergeführten mittelständischen Unternehmen durch ihre Reaktions-Schnelligkeit nach wie vor auf den Weltmärkten bestehen können. „Dies ist keine technologische Krise sondern eine Nachfragekrise, und unsere Produkte sind nicht schlechter.“ Mittelständler sollen Nischen nutzen und versuchen, die Durststrecke zu überstehen. Aber wie ist eine Nachfrage anzukurbeln und welche Indikatoren sprechen für einen vertrauenswürdigen Lieferanten? Dazu war Günter Guthan von der Sparkasse Ulm gefragt. Steckt man heute in einer Lieferbeziehung zu seinen Partnern ist es wichtig, rechtzeitig an gute Informationen zu kommen und intensive Kommunkation zu betreiben. Bei Zollner nimmt das Risikomanagement in der schwierigen Zeit heute einen wesentlich höheren Stellenwert ein als früher, und eine Partnerschaft muss ausgewogen sein. „Wir müssen in Richtung Kunden aber genauso in Richtung Lieferant sehen, und hier das Ohr sehr nah am Partner haben, um den Herzschlag zu hören“, wirft Johann Weber ein.
Nicht nur Partnerschaften waren aktuell Thema, gibt es doch die Verordnungen und Gesetze. Gustl Keller als Pressevertreter der PLUS und Auditor plädierte diesbezüglich für mehr Kommunikation und Information. Die Kommission in Brüssel ist aufgefordert, die Richtlinien und Gesetze mehr zu publizieren. Zwar sind alle Richtlinien auch im Internet zu finden, doch herrscht diesbezüglich noch Informationsdefizit. Und eine Einigkeit innerhalb Europas ist noch nicht zu finden. Michael Gödel von Loewe bestätigt: „Uns als mittelständisches Unternehmen trifft hauptsächlich die unterschiedlichen Normen, die immer noch in den einzelnen europäischen Ländern Gültigkeit haben. Das trifft uns insofern, weil wir ziemlich viel Entwicklungsressourcen darauf verwenden müssen, hier dem einen oder anderen Land gerecht zu werden.“ Loewe bekennt sich zum Standort Deutschland und hat erst in eine neue Fertigungslinie mit 2,5 Mio. Euro investiert. Der Premium-Hersteller von LCD/TV/Multimediasystemen sieht seine Chance in den kurzen Wegen und dem Vorteil einer fertigungsnahen Entwicklung. Worte, die großen Anklang aus dem Publikum erhielten.
Abschließend hatten die Podiumsrunde Gelegenheit darzustellen, wie ein möglicher Weg aus der Krise gemeinsam zu bewältigen wäre. So hat Rehm als Maschinenhersteller sein Zahlungsziel auf 12 Monate verlängert, damit keine Kapitalbindung durch den Invest entsteht. Attraktive Lösungsansätze zur Wiederherstellung der Investitionsbereitschaft sollten erarbeitet, und Probleme zwischen Kunden und Kreditinstituten offen angesprochen werden. Förderprogramme oder auch Sonderfinanzierungsformen stehen zur Verfügung. Durch Bildung von Netzwerken und partnerschaftlicher Kommunikation ist eine Konkurrenz in Asien nicht zu fürchten. Zur richtigen Zeit wieder mit voller Kraft dabei zu sein. Nur wer sich spezialisiert, seine Mitarbeiter weiterbildet und als wichtigstes Kapital sieht, wird krisenfest und damit überlebensfähig sein. (dj)
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