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Automatisierte Bondprozesse

Elektrische Kontaktierung im Griff
Automatisierte Bondprozesse

F & K Delvotec bündelt seit mehr als 30 Jahren Kompetenz in allen Bereichen des Draht-Bondings und bietet Technologie „Made in Germany“ mit dem Ziel, technisch perfekte Maschinen zu entwickeln. Dr. Farhad Farassat gründete nach einem Management Buy-out in 1992 das Unternehmen. Heute steckt er in den Vorbereitungen für eine Nachfolgeregelung und hat noch viel vor.

Im letzten Jahr haben Sie, Herr Dr. Farhad Farassat, als alleiniger Inhaber 51 % Ihrer Anteile an F & K Delvotec Bondtechnik GmbH an Strama-MPS verkauft. Was sind die Hintergründe dazu?

Zentraler Beweggrund war, nicht überraschenderweise, die Nachfolgeregelung. Vor 40 Jahren habe ich die Delvotec mit gegründet und seit gut 23 Jahren bin ich der Eigentümer der Firma F&K Delvotec. Da war jetzt der Zeitpunkt gekommen, das Unternehmen nachhaltig für die Zukunft fit zu machen und eine erfolgreiche Weiterführung für unsere Kunden und Mitarbeiter sicherzustellen.
Warum an die Strama-MPS?
Die Strama-MPS stellte sich sehr schnell als geradezu unser Idealpartner heraus – und umgekehrt passen wir hervorragend zur Strama-MPS. Zum einen ist die Strama-MPS wie wir ein Mittelständler im Familienbesitz, wenn auch mit aktuell über 1.000 Mitarbeitern bedeutend größer. Als Familienbetrieb haben wir aber die gleiche Sichtweise im Hinblick auf gesundes Wachstum vor allem aber die gleiche langfristige Zielstellung uns an den Bedürfnissen unserer Kunden auszurichten und immer als erster am Markt die richtige Lösung anzubieten. Uns ist eben der dauerhafte Erfolg wichtiger als die kurzfristigen Gewinne, wie das ein börsennotiertes Unternehmen oder aber auch eine Kapitalholding tut. Mit letzteren, also Unternehmensholdings, haben wir mehrfach intensive Gespräche geführt, nur um immer wieder festzustellen, dass unsere Zielrichtungen einfach nicht zusammenpassten. Mit der Strama-MPS hat von Anfang an einfach die Chemie gestimmt, beide Unternehmen sind nicht weit voneinander entfernt, das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt und wir haben seit vielen Jahren einige gemeinsame Kunden.
Der zweite Grund liegt eher auf der Marktseite. Wir bei F&K Delvotec decken zwar als einziger Anbieter am Markt die komplette Wertschöpfung beim Drahtbonden im Backend ab, aber eben nur einen von zahlreichen anspruchsvollen Fertigungsschritten. Viele unserer großen und weltweit agierenden Kunden hätten aber gerne einen Partner, der auch darüber hinaus größere integrierte Anlagen bis hin zu kompletten Fertigungsstraßen liefern kann, alles aus einer Hand also. Das ist die Stärke der Strama-MPS, die ja für die Automobilhersteller wie an Autozulieferer und die Elektroindustrie sehr komplexe Fertigungslinien konzipiert und baut. Gemeinsam machen wir also den nächsten großen Schritt, hin zu höher automatisierten Fertigungslösungen. Für uns beide haben sich also sehr ausgeprägte Alleinstellungsmerkmale in unseren bisherigen Marktsegmenten herausgebildet bzw. vertieft. Die Zusammenarbeit seit einem Jahr zeigt bereits erste Erfolge bei der Umsetzung von Kundenanforderungen in allen Bereichen.
Gab es dadurch Änderungen innerhalb des Unternehmens?
Nein, wir bleiben organisatorisch selbständig, ebenso wie der Firmenname erhalten bleibt. Immerhin steht F&K Delvotec seit 40 Jahren für Innovation im Halbleiterbereich. Bei Beschaffung, Fertigung und Marketing arbeiten wir natürlich stärker zusammen, auch um die globale Präsenz und das Netzwerk der Strama-MPS stärker auszunutzen, die ja Tochterfirmen und Fertigungsbetriebe in Kroatien und China bereits aufgebaut hat. Ottobrunn bleibt nach wie vor die Heimat für die gesamte Palette der Drahtbondtechnologie, hier sitzen unsere Spezialisten, die viele Jahre Erfahrung in der Technologie gesammelt haben, und die auch langjährige, enge Kundenbeziehungen pflegen. Unsere Kunden finden also dieselben Ansprechpartner wie eh und je vor.
Und wie sieht es für die Kunden von F & K Delvotec aus, gibt es Änderungen, Vor- oder Nachteile?
Für unsere Kunden ergeben sich keinerlei Nachteile, aber eine Reihe von Vorteilen. Allein schon durch die weltweiten Produktionsmöglichkeiten im Verbund mit der Strama-MPS können wir größere Stückzahlen und damit kosteneffizientere Produktion von Standardmaschinen ins Auge fassen. Unsere Kunden werden wie in der Vergangenheit in F&K Delvotec einen zuverlässigen Partner für Bondsysteme an ihrer Seite haben.
Viel wichtiger ist aber, was ich eingangs geschildert habe, also die Erweiterung der Automation vor und hinter dem Drahtbondprozess. Dort liegt die Kompetenz der Strama-MPS, also bei Automationslösungen wie Palettieren, Laserbeschriften und einer riesigen Auswahl von Montageprozessen. Von Montagemodulen mit nur zwei oder drei Bearbeitungsschritten bis zu riesigen Linien mit 80 Stationen und, ab jetzt, eben auch integriertem Drahtbonden reicht da die gesamte Spannweite. Daneben sehen wir eine gute Möglichkeit nunmehr gemeinsam neue Märkte und Kundensegmente zu erschließen. Neue Märkte außerhalb der Halbleiterindustrie rücken dabei immer mehr in den Fokus. Mit Hilfe der Strama-MPS können wir unseren bestehenden und zukünftigen Kunden vollautomatische Gesamtlösungen anbieten. Das macht weltweit derzeit niemand, und wir sehen uns da wieder mit einem bisschen Stolz in einer Vorreiterrolle. Unser Motto ist ja seit jeher und nicht umsonst „Staying Ahead in Bonding Technology“.
Nicht zu vergessen die Lieferanten.
Bei den Lieferanten sind die Änderungen nicht dramatisch. Natürlich werden wir bei der Strama-MPS einzelne Komponenten fertigen, wo die Strama-MPS kostenseitig günstiger ist. Die wesentlichen feinmechanischen Arbeiten laufen aber seit jeher bei unseren bewährten Partnern ab, und hier wird sich vermutlich vor allem ändern, dass wir auf höhere Stückzahlen kommen wollen. Vielleicht bildet sich ein gewisses Maß an Spezialisierung heraus, aber das muss sich organisch entwickeln.
Gibt es gemeinsame Messeauftritte?
Ja, natürlich. Wir waren dieses Jahr bereits gemeinsam auf der SMT-Messe im Mai in Nürnberg, und auf der Productronica werden wir ebenfalls einen gemeinsamen Stand haben.
Wird sich das Produktportfolio ändern?
Unsere Produktpalette ist und bleibt vorerst der vollautomatische Drahtbonder für die gesamten Bondtechnologien. Das Gesamtportfolio wird sich durch die Möglichkeiten der zusätzlichen Automation erweitern. Der Einstieg mit einem Drahtbonder und manuellem Bauteilehandling wird immer noch der gleiche sein. Nach oben, also hin zu komplexen Automationslösungen, werden wir wesentlich mehr anbieten können, was bis jetzt keiner kann.
Wo stellen Sie in diesem Jahr noch aus?
Wir sind heuer sehr aktiv im Messewesen. Allein in Deutschland sind wir neben der bereits erwähnten SMT und Productronica (Halle B3, Stand 428) auch bei der EMPC, also Mikrowellenthemen, in Friedrichshafen (September), im Oktober bei der Battery + Storage in Stuttgart und auf der eCarTec in München. Dazu kommen dann noch die klassischen Messen wie Semicon West, die Intersolar USA,die beide gerade vorbei sind, sowie die Semicon China, Semicon Taiwan, Semicon Japan im Dezember und einige internationale kleinere Ausstellungen und Konferenzen. Gerade auf technischen Tagungen sind wir sehr präsent mit Vorträgen und technischen Darstellungen.
Gibt es Neuheiten von F & K? Um was handelt es sich dabei?
Wir haben einige wichtige Neuerungen im Programm. Zunächst natürlich unsere neueste Generation von Drahtbondern, die sechste und daher G6 genannte. Dazu kommt gerade die Version mit sehr großem Arbeitsbereich, also die G6XL. Dieses Sondermodell haben wir ja bereits in der Vorgängergeneration, der G5XL, nicht nur mit größtem Arbeitsbereich sondern auch mit großem Erfolg auf den Markt gebracht. Hier waren wir jahrelang der einzige Anbieter. Die nächste wichtige Entwicklung ist brandneu, ein Laserbonder. Das ist ein Bonder für Draht und Bändchen mit größeren Querschnitten, der die Verschweißung mit einem Laser statt mit Ultraschall ausführt. Das ist eine richtige Revolution für die Leistungselektronik bei sehr viel größeren Strömen, und wir sehen schon jetzt größtes Interesse bei der Produktion von Batteriepacks für E-Fahrzeuge und Leistungselektronik. Auch hier konnten wir wieder mal als erster Anbieter die Kunden von unserer Innovationsbereitschaft begeistern. Das passt natürlich auch wieder hervorragend zu den Automatisierungslösungen von Strama-MPS.
Welchen Vorteil hat dies für Kunden?
Auf den Punkt gebracht: Staying Ahead. Wir haben in der Vergangenheit stets als Erster neue Konzepte in den Markt erfolgreich eingeführt, erwähnenswert die aktive Regelung des Bondprozesses, Plattformkonzept alle Bondtechnologien. Nicht nur unsere Kunden geben uns ein positives Feedback, sondern auch die Mitbewerber, die mittlere Weise unsere Ideen und Lösung auch aufgegriffen haben. Das zeigt uns, dass wir auf den richtigen Weg sind. Gerade das Laserbonden ist ein perfektes Beispiel dafür, dass ein Kunde mit uns schon heute die Technologie von morgen zur Verfügung hat, um mit seinen Bauteilen seinem Wettbewerb einen Schritt voraus zu sein. Unsere Patente zeigen, dass wir den Slogan „Staying Ahead in Bonding Technology“ herausgefordert haben.
Wo sehen Sie die Trends, wohin wird die Reise gehen?
Die wesentlichen Trends sind in unseren Augen in der Leistungselektronik zu sehen, als Stichwort sei nur „autonomes Fahren“ genannt. Zudem wird ein enormes Wachstum, insbesondere in Ländern mit Mega-Cities, durch E-Fahrzeuge und durch die erneuerbaren Energien getrieben. E-Fahrzeuge haben vor allem die Batterietechnologie in Schwung gebracht, weil ja an einem kompletten Batteriepack die Montage und Verschaltung fast 40% der Gesamtkosten ausmacht.
Ein zweiter Trend betrifft neue Drahtmaterialien beim Drahtbonden: hier gibt es nicht nur verstärkt den Einsatz von Kupferdraht, sondern auch noch weitere Kompositdrähte mit gezielt eingestellten Eigenschaften für besondere Anwendungen.
Dem Trend der Usability (einfache Bedienkonzepte) sind wir mit der Entwicklung unserer Smart Maschine gefolgt. Mit dieser Maschine, der G6, haben wir auch die Herausforderungen „Industrie 4,0“ im Blick.
Ein Trend, der sich stärker in der letzteren Zeit abzeichnet, ist hier die verstärkte Nachfrage nach Prozessbegleitung durch den Equipmenthersteller. Wir liefern also nicht wie bisher die Bonder und den komplett optimierten Fertigungsprozess, sondern wir sind bereits an der Entwicklung und Verfeinerung des Fertigungsprozesses beteiligt. Das verkürzt die Time-to-Market für unsere Kunden und erlaubt ihnen gleichzeitig, das Potenzial eines Prozesses viel besser auszuschöpfen. Wir in Deutschland sind mit unserer ausgezeichneten Expertise bei der Aufbau- und Verbindungstechnologie zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, um etwas zu bewegen.
Was passiert mit Ihrer Firma F & K Delvotec Semiconductor GmbH in Österreich?
Ich habe die Firma F & K Delvotec Semiconductor 1994 in Österreich gegründet, da ich unseren Kunden eine Ergänzung zu den vollautomatischen Drahtbonder anbieten wollte. Am Ende des Jahres 2014 habe ich die Firma in den Namen F & S Bondtec geändert damit die Trennung dieser beiden Firmen klar am Markt dargestellt werden kann. Diese Firma wird weiterhin in meinem Besitz bleiben und das Ziel verfolgen, manuelle und halbautomatische Drahtbonder und Testsysteme herzustellen und zu verkaufen. Die Firma F & S Bondtec wird auch in Zukunft keine vollautomatischen Wirebonder herstellen. Diese Produkte sind mehr eine Ergänzung zu den vollautomatischen Wirebonder von der Firma F & K Delvotec und kein Konkurrenzprodukt.
„Staying Ahead in Bonding Technology“
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