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Interview mit Olaf Römer, Geschäftsführer ATEcare Service

Interview mit Olaf Römer, Geschäftsführer ATEcare Service
Brisante Zukunftslösung

„Zukünftig wird mit Software Geld verdient werden“, ist Olaf Römer, Geschäftsführer der ATEcare Service GmbH & Co. KG überzeugt. Der 2003 gegründete serviceorientierte Betrieb unterstützt Kunden im deutschsprachigen Raum und in weiteren europäischen Ländern erfolgreich mit Soft- und Hardwarelösungen und bietet zudem Applikations- und Service-Dienstleistungen (HW&SW) an.

Herr Römer, ATEcare ist seit jeher ein gesundes, auf Wachstum ausgerichtetes Unternehmen. Der Produktschwerpunkt lag bislang im Elektronik-Testbereich und auf der Anbindung und Integration an Reparatur-, ERP-, MES- und Traceability Werkzeugen. Nun haben Sie neue Felder innerhalb der Branche im Visier. Wohin soll die Reise gehen?

Im Sektor der Elektronikfertigung sind inzwischen alle Bereiche gut besetzt. Zudem kooperieren einzelne Unternehmen vielfach miteinander. Wachstum durch Verdrängungswettbewerb ist deshalb nicht zielführend. Im Trend liegt indessen die automatisierte Materialwirtschaft – auch wenn derzeit viele Unternehmen bestimmte Prozesse noch manuell abwickeln. Mit einer automatisierten Materialwirtschaft lassen sich nicht nur Fehler vermeiden und überdies die während der Produktion gesammelten Big Data in vorhandene Systeme einbinden, auswerten und weiterverarbeiten. Die automatisierte Materialwirtschaft erlaubt es ferner, den gesamten Warenfluss vom Wareneingang bis zum Warenausgang digital zu begleiten und die Traceability, also die Rückverfolgbarkeit durchgängig sicherzustellen.

Schlagworte wie Industrie 4.0 und Smart Factory Automation sind inzwischen in aller Munde. Welche Lösungen bieten Sie hierfür an?

Sobald Kunden CAD- und Auftragsdaten nutzen wollen, ist der Schritt zur Materiawirtschaft nicht mehr weit. Hier setzen wir an. Schließlich überwachen unsere Test- und Inspektionssysteme bereits jeden einzelnen Baustein. Wir haben somit die Schnittstellen und können jederzeit Informationen zu einem bestimmten Bauteil abrufen. Dabei reicht unser Leistungsspektrum vom Prozess-Monitoring über das Warenhaus-Management bis hin zur Produktionsplanung. Zudem decken wir den Bereich Produktsicherheit ab. Wir vernetzen dazu umfassend alle erforderlichen Arbeitsplätze und Systeme und integrieren vorhandene Strukturen, ohne die Flexibilität einzuschränken. Zudem werden überlappende Datenbestände berücksichtigt und Doppelungen vermieden. Unsere Kunden erhalten dadurch eine allumfassende Systemlösung mit flexiblen Modulen.

Außerdem haben Sie das intelligente 3D-Universalsystem Kitov One neu im Portfolio. Was hat es damit auf sich?

Der Kitov One ist eine Technik, auf die der Markt bereits gewartet hat. Davon bin ich überzeugt. Das System lässt sich überall dort einsetzen, wo Produkte hergestellt werden. Es kann menschliche Lernprozesse nachahmen und Inspektionen übernehmen, die bisher mühsam manuell erfolgen mussten. Dabei erzielt die Technologie, die neben der 3D-Bildverarbeitung auch Deep-Learning-Algorithmen nutzt, ein bislang nie da gewesenes Erkennungsniveau. Außerdem eignet sich das 3D-System sowohl zur Zwischenprüfung während der Montage als auch zur Endkontrolle eines fertigen Produktes. Der Kitov One kann einfache Oberflächeninspektionen ausführen, kontrollieren ob Komponenten wie etwa Schrauben und Beschriftungen vorhanden sind und Farben prüfen. Zudem ist es möglich, mit mobiler Robotik ein zu kontrollierendes Produkt an den Kitov One heranzufahren. Die vielfältigen Optionen die der Kitov One bietet, machen das System einzigartig.

Das klingt vielversprechend. Bietet die Technologie noch weitere Vorzüge?

Bisherige Versuchsaufbauten können trotz hoher Investitionen in die Anlagen die vom Anwender gewünschte Performance nicht lückenlos darstellen. Hier ist es beispielsweise erforderlich, die Einstellungen für jedes Produkt neu zu definieren. Gleichzeitig ist nicht nur die Bedienung dieser Anlagen oftmals problematisch, auch müssen hohe Pseudofehlerraten hingenommen werden. Der Kitov One inspiziert hingegen automatisch verschiedenste Produkte, sobald die Programmierung anhand eines Vorgabeproduktes abgeschlossen ist. Der Bediener muss dazu lediglich die Außenmaße oder die 3D CAD-Daten des zu inspizierenden Produktes in das System eingeben. Die 3D-Technologie erkennt dadurch die idealen Abstände aller seitlichen Ansichten und in der Draufsicht und erstellt 3D-Modelle. Ferner greift die Technologie für die Produktprüfung auf KI-basierte Daten zurück. Abweichungen werden dem Operator anfangs noch angezeigt, damit der Bediener entscheidet, ob eine Unregelmäßigkeit in Ordnung, akzeptabel oder definitiv fehlerhaft ist. Dabei lernt der Kitov One, wie die angezeigten Differenzen einzuordnen sind. Ist die Lernphase abgeschlossen, arbeitet die Technologie weitgehend eigenständig.

Elektronik wird oftmals in Asien hergestellt.
Mit Kitov One vertreiben Sie nun ein Inspektionssystem, das in Israel konzipiert wurde. Was gab hier den Ausschlag?

Viele Software-Produkte werden von Unternehmen entwickelt, die in Israel ansässig sind. Herausragende Beispiele sind die App „WhatsApp“ sowie Software-Lösungen für den militärischen Bereich. Das israelische Unternehmen Kitov sieht seine Kernkompetenz darin, Software mit am Markt verfügbarer Hardware zu verknüpfen. Dabei liegt die Innovation darin, beispielsweise einen zugekauften Roboter mittels Software ohne Fachkenntnisse nutzen zu können. Die von Kitov entwickelte Software setzt der Roboterhersteller übrigens nun auch bei seinen eigenen Robotern ein.

Es war von Anfang an geplant, den Roboter an
die vielfältigen Anforderungen unterschiedlichster Kunden anzupassen. Daher setzt das Universalsystem auf Standardkomponenten auf. In welches Preisgefüge ist die Technologie einzuordnen?

Bei dem Kitov One handelt es sich um Hightech, weshalb dieser als hochpreisig einzustufen ist. Gleichzeitig lassen sich mit der Technologie schnell Einsparungen erzielen. Schließlich lässt sich das 3D-System flexibel bedienen und problemlos in verschiedene Fertigungen einbinden. Werden die jährlichen Lohnkosten für einen Bediener herangezogen, amortisiert sich das Gerät durchaus in einem Zeitrahmen von unter einem Jahr. Das zeigen einschlägige Berechnungen und bestätigen auch unsere Kunden. Natürlich gibt es dabei Diskussionen, in wieweit das Arbeitsplätze kosten wird. Allerdings übernimmt die Robotik die stupiden Tätigkeiten. Und es ist sicherlich sinnvoll die Robotik insbesondere dann einzusetzen, sobald das menschliche Auge beispielsweise winzige Strukturen nur schwer oder gar nicht mehr erfassen kann. Deshalb greifen nicht nur große Unternehmen, sondern auch mittelständische und kleine Betriebe auf das System zurück.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Herr Römer.

www.atecare.de; www.materialwirtschaft.tech

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