‚Engineer of light‘ auf Expansionskurs

„In der Beleuchtungsbranche sind wir ein Exot, da wir mit der Grundfertigung, dem Werkzeugbau, der Blechbearbeitung und der Elektronikfertigung eine extrem hohe Fertigungstiefe haben. Gleichwohl kaufen wir auch Komponenten zu, wo es sinnvoll ist“, sagt Wolfgang Auber, Leiter Marketing der Herbert Waldmann GmbH & Co. KG.

Herr Auber, das inhabergeführte Unternehmen Waldmann baut das Leistungsportfolio an innovativen Beleuchtungslösungen Stück für Stück aus. Was ist die Triebfeder?

Unsere starke internationale Ausrichtung bedingt eine Erweiterung des Leistungsportfolios. Daher setzen wir uns noch stärker damit auseinander, welche Produkte in welchen Ländern nachgefragt werden. Jedoch fokussieren wir uns nicht nur auf die Leuchten, sondern auch sehr stark auf den Support. So haben wir beispielsweise die Vertriebsmannschaft in Deutschland enorm verstärkt, um vor Ort besser unterstützen und beraten zu können. Zudem haben wir online eine Lichtplanungs-Software bereitgestellt. Das Programm errechnet anhand eines Produkttypes, wie viel Beleuchtung für eine Fläche benötigt wird oder welche Beleuchtungsstärke sich mit einer bestimmten Anzahl an Leuchten erzielt lässt.

Die LED-Beleuchtung ist nun im Markt etabliert. Welche Anforderungen hat die Umstellung auf LEDs mit sich gebracht?

Mittlerweile unterliegt die gesamte Branche einer hohen Dynamik. So ist es inzwischen erforderlich, Leuchten fortlaufend auf einen neuen Stand zu bringen und mit aktuellen LED-Komponenten auszustatten. Die permanente Modernisierung ist mit Aufwand verbunden und stellt eine Anforderung dar, die es in der Form früher nicht gab. So wurden anfangs LEDs in vorhandene Produkte eingebaut. Da die Kühlung der LEDs mit großem Aufwand verbunden war, haben Unternehmen sehr viel in die Entwicklung investiert. Gewinne haben sich dabei nicht gleich eingestellt. Ein Leidensweg, der hinter uns liegt. Aktuell haben wir bereits 90 Prozent unseres Portfolios auf LEDs umgestellt und bieten lediglich für die Bereiche Büro und Industrie noch ein paar wenige Leuchtstoffvarianten an.

Der Schwerpunkt hat sich also verschoben…

Die Beleuchtungsbranche war lange Jahre träge und hat sozusagen nur das Chasse gebaut und den Motor zugekauft. Die Differenzierung erfolgte über ein tolles Design oder über die Funktionalität. Da es im Bereich der LEDs zunächst keinen Standard gab, waren wir von Anfang an gezwungen, die notwendigen Komponenten selbst zu bauen. Im Beleuchtungssektor gewinnen heute die Segmente Elektronik und Software zunehmend an Bedeutung. Deshalb bauen wir unsere Kompetenzen auch in diesen Bereichen weiter aus und achten darauf, das Know-how im Hause zu haben. Auch wenn es zwischenzeitlich möglich ist, standardisierte LED-Komponenten zuzukaufen, ist es im Bereich der Sonderleuchten ein großer Wettbewerbsvorteil, Komponenten selbst fertigen zu können. Als Beispiel sei die Lupenleuchte genannt, die wegen der besonderen Form speziellen Anforderungen unterliegt.

Was verbirgt sich hinter dem Claim ‚Ingenieur of light‘ und worauf zielt das Motto ‚plug and light‘ ab?

Hochwertige und personengerechte Beleuchtung ist uns enorm wichtig. Deshalb liefern wir mit zusätzlichen Fähigkeiten ausgestattete Produkte wie beispielsweise das biodynamische Licht. Wir sind aber auch Praktiker, was wir mit unserem Motto ‚plug and light‘ unterstreichen. Unsere Produkte verfolgen nicht den Ansatz, was ist technisch alles möglich, sondern sie sind qualitativ hochwertig, leicht zu installieren, zu nutzen und einzustellen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Design, was wir in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit Architekten wesentlich weiterentwickelt haben. Wir wollen kein Designführer werden, sondern ein ruhiges und sachliches Design generieren, das die Projektpartner anspricht und sich in die jeweilige Fläche gut einfügt.

Waldmann befasst sich seit über 60 Jahren mit Licht und betont, Licht für Menschen anzubieten. Welchen Einfluss nehmen aktuelle Anforderungen wie etwa Energieeffizienz auf die Beleuchtungssysteme?

Auch neue Anforderungen haben den Fokus auf den Menschen nicht beeinträchtigen können. Es sind die Menschen, die das Licht nutzen. Daher: Energiesparen und Energieeffizienz ja, dennoch bestes Licht für die Mitarbeiter. Deshalb gehört biodynamisches Licht zu unserer Kernkompetenz. Biodynamisches Licht unterstützt die ‚innere Uhr‘ des Menschen und steuert biologische Prozesse als Zeit- bzw. Taktgeber, da es die Dynamik des natürlichen Tageslichts ins Gebäudeinnere bringt. Unser ‚Visual Timing Light‘ genanntes Licht haben wir in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern entwickelt. Inzwischen ist es uns möglich, jede neue Leuchte – einerlei ob Stehleuchte, Pendelleuchte oder deckenintegriertes System – mit dieser Funktion auszustatten. Zudem lässt sich auch die Funktion ‚plug and light’ integrieren, was das Einstellen und Bedienen einfach macht. Aktuell bieten wir Konzepte für Büroräume und für Montagearbeitsplätze an, wollen das System aber zukünftig auch auf den Industriebereich anwenden.

Vielen Dank für das informative Gespräch.

Das Gespräch führte Carola Tesche