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Industrie 4.0: Viele reden – Asys macht

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Industrie 4.0: Viele reden – Asys macht

„Warum zum Beispiel auf die Industrie 4.0 Schnittstellen-Standards warten, die von vielen gefordert werden? Wir gehen einfach schon mal ein paar Schritte voraus und nehmen diejenigen partnerschaftlich mit, die möchten“, so erklärt Erwin Beck, Senior Vice President Product Management & Marketing, die Asys Strategie.

Geschäftsführer Werner Kreibl ergänzt: Bei Asys haben wir das Thema „Industrie 4.0“ frühzeitig aufgenommen und daraus Produktideen entwickelt. Wir begreifen es als Chance zur Differenzierung und möchten von dieser Entwicklung von Anfang an profitieren.
Karin Walter, Vice President Poduct Management / Marketing: Ich sehe vor allem im Mobile-Sektor sehr viel Neues. Zum Beispiel neue Wearable Devices, wie Armbanduhren oder Datenbrillen, mit zahlreichen sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten im täglichen Leben. Bei Asys haben wir uns zum Ziel gesetzt, diese Neuerungen, in den von uns bedienten Industriezweigen auf Anwendbarkeit zu prüfen und zu nutzen. So entstand das Softwareprodukt Pulse Wear, die Überwachung einer Fertigungslinie über eine Smartwatch. Mit der Pulse Wear bringt Asys als Vorreiter in der Branche eine „Hands-Free Technologie“ in eine Produktionsumgebung. Auf einer Smartwatch werden die wichtigsten Informationen übersichtlich und in reduzierter Form dargestellt.
Was sind aus Ihrer Sicht die Erfolgsfaktoren von Industrie 4.0 für die Produktentwicklung?
Werner Kreibl: Hinter dem Internet der Dinge, oder abgeleitet Industrie 4.0, steht eine dramatisch wachsende Menge an Information, die gut genutzt, unseren Alltag verbessern soll. Für die Produktion bedeutet das, eine Aufwertung der Maschinen mit technischer Intelligenz, damit meine ich beispielsweise Sensorik, und sinnvolle Verwertung der Daten. Maschinen vernetzen sich und werden gleichzeitig autonomer.
Karin Walter: Zusätzlich zur Beherrschung der Technologie geht es aber auch darum, den Faktor Mensch und dessen Bedürfnisse genauer zu betrachten. Also wie kann die Arbeit des Menschen mit diesen Neuerungen unterstützt und verbessert werden. Wenn sich Maschinen selbst steuern, benötigen diese weniger Bedienereingriffe, die jedoch dann meist anspruchsvoller sind. Somit gilt es, in Zukunft den Ausbildungsstand der Bediener besser zu berücksichtigen. Damit meine ich, dass wir ungeübten Bedienern andere Hilfswerkzeuge als einem Profi an die Seite stellen müssen. Wir befassen uns schon seit einigen Jahren mit diesem Thema. Unser Bedienkonzept „Simplex“ überzeugte beispielsweise schon nach kurzer Zeit. Zudem waren wir einer der ersten in der Branche, die sich die Multi-Touch Technologie für die Produktion zu nutzen machte. Das war neu und richtungsweisend!
Werner Kreibl: Durch Simplex wurde uns schnell bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und wir haben mit dem Übertrag von Simplex auf mobile Devices experimentiert. Auf der SMT 2013 haben wir zum Beispiel eines unserer Lasermarkiersysteme und einen Schablonendrucker mobil bedient. Wir nutzten den Messekontakt zu unseren Kunden, um über den Mehrwert der mobilen Bedienung zu diskutieren. Der nächste Schritt war die „Connected„-App, die Vorstufe zu unserem heutigen, ersten mobilen Produkt Pulse Mobile Line Assist. Messebesucher konnten sich mit ihrem eigenen Smartphone mit unseren Maschinen verbinden und nützliche Informationen abfragen. Das Konzept war für die Branche neu. Der Ansatz war damals, die Möglichkeiten von Smartphones in der Produktion nutzbringend einzusetzen. Am Ende ist daraus Asys Pulse entstanden. Dieses Vorgehen werden wir fortsetzen.
Erwin Beck (lachend): Wenn ich die Sicht des Produktmanagements hier einbringen darf. Bei der Produktdefinition orientiere ich mich an meinem Leitsatz „keep the line running“, also linienübergreifendes Denken. Bei mittlerweile erreichten Maschinen-Verfügbarkeiten von 99 % reicht es nicht mehr, dass die Einzel-Maschine reibungslos funktioniert und technologisch innovativ ist. Die immer noch verbreitete „Box to box“-Betrachtung der einzelnen Prozesse ist notwendig für den Erfolg, aber nicht mehr hinreichend. Es gilt dem Kunden zu helfen seine Produktionslösungen gesamtheitlich zu optimieren.
Trotz dieser Überzeugung habe ich erstmal kritisch auf das Thema „Industrie 4.0“ geschaut. Ist das vielleicht wieder ein Strohfeuer das schnell verpuffen wird? Könnte ein Engagement von Asys in diese Richtung unsere Kunden eher irritieren? Doch bei näherer Betrachtung und den in kürzester Zeit von uns abgeleiteten Industrie 4.0 Produktideen war ich schnell Feuer und Flamme. Ich habe das Potenzial gesehen, den Nutzen, den unsere Kunden davon haben können. Eine „Kundenrundreise“ vor dem Produktlaunch zur Vorstellung unserer Ideen hat mich zusätzlich bestärkt. Asys Pulse hat so nebenbei dazu geführt, dass wir die Maschinen aus unserem Portfolio auf einem zentralen mobilen Device nicht nur vernetzen können sondern auch, dass unsere Vego Leiterplatten-Handlingmodule durch den Wegfall von Hardware-Komponenten wie Signallampen und Control Panels, eine Betrag zur Energieeinsparung leisten.
Werner Kreibl: Richtig, Pulse war so überzeugend, dass wir unsere Partnerfirmen gleich mit im Boot hatten. Mittlerweile haben wir auch SPI, AOI, Bestücker, Reflow-Ofen und Reinigungssysteme in Pulse integriert. Wir können so bereits heute eine komplette Produktionslinie darstellen. Das haben wir eindrucksvoll auf unseren Technologietagen gezeigt. Unterstützend hierbei sind überzeugte Kunden, die bereits andere Lieferanten anspornen auf unsere Pulse Plattform aufzuspringen. Dadurch zerstreuen sich auch allmählich meine Bedenken, dass der Weg zur Industrie 4.0 vor allem durch die mangelnde Bereitschaft zur Kooperation der Firmen untereinander gebremst wird.
Erwin Beck: Ja, was ich immer wieder zitiere: „Wissen wächst nicht durch Horten, sondern durch Teilen„ scheint endlich fruchtbaren Boden gefunden zu haben. Hier greift das Thema Vernetzung erneut. Es ist nicht ganz einfach neue Geschäftsmodelle zu etablieren und sich auf neue transparente Strukturen einzulassen. Datensicherheit spielt hier eine große Rolle, und neue rechtliche Grundlagen müssen geschaffen werden. Hier steht die gesamte Branche erst am Anfang.
Wenn ich das alles so von Ihnen höre, klingt das nach sehr viel Spaß an Neuem und echtem Pioniergeist
Erwin Beck: Das war für mich auch ein wichtiger Grund vor drei Jahren in die Asys Group zu wechseln. Diesen Ansatz des Ausprobierens bei Asys mit hoher Trefferquote habe ich schon vor vielen Jahren in gemeinsamen Projekten kennen und schätzen gelernt. In diesem Umfeld kann ich meine Ideen direkt einbringen.
Karin Walter: Genau so ist das, aber jede neue Idee bringt auch jede Menge Unbekannte und somit Unsicherheit mit sich. Die Designer gehören zu den „Warum-Denkern“ und die Techniker eher zu den „Wie-Denkern“. Beide zusammenzubringen ist nicht immer leicht, aber wir haben einen Weg gefunden. Mutig handeln, prompt reagieren, alles daran setzen, dass Ideen schnell umgesetzt werden. Das ist Asys für mich.
Erwin Beck: Als ich neu zur Asys Group kam, durfte ich gleich das Projekt Conexio, also unsere innovative Linienlösung, die den Handlinganteil vom Prozessteil splittet und damit schnelle Rüstzeiten garantiert, gestalten und vorantreiben. Ein ziemlich umfangreiches Konzept, welches noch nicht mit Marktpotenzialanalysen vollständig hinterlegt war.
Werner Kreibl: Wir haben von unseren Key Accounts gehört, dass sie gerne so eine Lösung haben wollten und wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, wie wir diesen Wunsch erfüllen können.
Erwin Beck: Richtig, so wie wir das in der ersten Version damals umgesetzt haben, war es leider noch nicht das passgenaue Produkt für den Zielmarkt. Wir lernen aus unseren Fehlern und begreifen sie als Chance. Manchmal gehen wir drei Schritte vor und wieder zwei zurück. Aber so sind wir den anderen immer noch einen Schritt voraus. Das ist Asys.
Werner Kreibl: Ich sehe das so: In der Automobilindustrie nennt man das Concept Car, also ein Produkt, das technologisch sehr weit voraus ist, eine Machbarkeitsstudie, deren Tauglichkeit direkt mit dem Kunden evaluiert wird. Prototypisch realisierte Konzepte wie Conexio oder die Connected App waren für uns Möglichkeiten mit unseren Kunden nicht nur über die Zukunft zu reden sondern sie direkt auszutesten. Das erfordert Mut, den Glauben an eine Sache und eine Aufgeschlossenheit gegenüber dem unbekannten Neuen.
„Industrie 4.0 ist die Chance zur Differenzierung“
„Wissen wächst nicht durch Horten, sondern durch Teilen“
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