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Stark in MID-Technologie engagiert

Miniaturisierte Technik für die Industrie
Stark in MID-Technologie engagiert

Im Industriegebiet Kruichling von Kirchheim-Teck hat die 2E mechatronic GmbH & Co. KG Ende 2009 ihren auf der 7.000 m² grünen Wiese entstandenen Neubau mit einem Produktionsgebäude von 3.000 m² sowie einem 1.600 m2 zweigeschossigen Verwaltungsgebäude bezogen. Das Unternehmen entwickelt zusammen mit Partnern und Kunden innovative Mikrosysteme für die Industrie und hat sich in den Bereichen Medizintechnik, Automotive, Industrieelektronik sowie Automatisierung und Sensorik erfolgreich am Markt etabliert. In der MID-Technologie (Mechatronic Integrated Devices) hat sich das mittelständische Unternehmen längst einen Namen gemacht und spielt in der obersten Liga im Know-how und bei Neuentwicklungen mit. Die innovative Technologie räumlich integrierter elektronischer Schaltungsträger bietet weitreichende Möglichkeiten in der Miniaturisierung, Gestaltungsfreiheit sowie Materialeinsparung mit verkürzten Prozessketten durch die direkte Verbindung von mechanischen, optischen und elektronischen Funktionen auf spritzgegossenen Substraten. Doris Jetter von der Redaktion EPP hat die Zeit genutzt, mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Uwe Remer noch ein Gespräch zu führen, ehe er das Unternehmen Ende 2017 verlässt, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Mit dabei war sein Nachfolger, Dr. rer. nat. Andreas Pojtinger, der sich stark in Forschungsprojekten und auch in der MID-Technologie engagiert.

Herr Remer, könnten Sie zum Verständnis unserer Leser ein paar Worte zum Unternehmen beisteuern?

Unsere Firmengründung am 1. Oktober 2002 ging aus der 2E Rolf Hiller GmbH hervor, der es damals wirtschaftlich nicht sehr gut ging. Es wurde ein Asset Deal gemacht und in Verbindung damit ein Investor gesucht, den wir mit der Narr-Gruppe, Kirchheim unter Teck, gefunden hatten. Die Unternehmensgruppe übernahm 60 % der Firmenanteile, ich die restlichen 40 %. So war das Fundament gelegt und wir konnten als selbstständiges Mitglied von Narr agieren. Selbst zu Zeiten, als die Vorgängerfirma Steckverbinder für Leiterplatten, insbesondere Europakarten, hergestellt hatte, war bereits eine gute Zusammenarbeit mit Bosch vorhanden, die wir genutzt haben. Es ergab sich die Möglichkeit in das ESP-Geschäft einzusteigen, das ja damals durch den Elchtest so richtig ins Laufen kam. Seit 2010 sind wir „Preferred Supplier“ von Bosch.

„Preferred Supplier“ bei Bosch, das ist wahrhaft eine tolle Leistung. Aber wie war das genau mit dem Einstieg in das ESP-Geschäft? Was ist damals passiert?

Im Oktober 1997 kippte in Schweden ein Pressetestwagen der neuen kleinen A-Klasse von Mercedes bei einem Ausweichmanövertest um. Der Automobilhersteller reagierte daraufhin sofort und stoppte die Produktion sowie die Auslieferung des Fahrzeugs zur Nachbesserung. Die Folge war, dass sämtliche A-Klasse-Modelle serienmäßig ESP von Bosch (MM3-Gehäuse) erhielten, die C- und E-Klasse zogen dann nach. Insofern ergab sich ein immenser Bedarf an ESP (Elektronisches-Stabilitäts-Programm) und für uns eine große Chance. Wir haben dann für Bosch die erste Gehäusegeneration in Serie gefertigt. Damals noch mit Sitz in Wernau mussten wir die Fertigungskapazitäten sehr schnell aufbauen und erweitern, um der steigenden Nachfrage gerecht werden zu können. Begonnen haben wir mit zwei Fertigungsanlagen in unserem Produktionsstandort in der Borsigstraße. Anschließend haben wir auf der Rückseite des Gebäudes einen zweiten Fertigungsstandort mit zwei weiteren Fertigungsanlagen aufgebaut. Nach sehr kurzer Zeit produzierten wir für Bosch die MM3-Gehäuse auf allen vier Anlagen. Parallel dazu haben wir uns in Forschungsprojekten engagiert, die Dr. Pojtinger zusammen mit seinem Entwicklungsteam betreute.

Und wann haben Sie dann mit den Forschungsprojekten begonnen? Denn so wie herauszuhören ist, waren Sie doch sehr mit Entwicklungsarbeit und Produktion in Sachen Automotive beschäftigt…

Unser Einstieg in die Forschung startete mit dem AHMID Projekt bereits im Jahre 1999. Das Forschungsprojekt ermöglichte uns den Einstieg in die Elektronikfertigung und unsere erste Fertigungslinie ging daraus hervor. Auf dieser haben wir 2004 unser erstes Serienprodukt in der MID-Technologie hergestellt, eine Komfortsitzverstellung für Delphi bzw. für den Endkunden Daimler. Das war weltweit das erste MID-Teil für Automotive in Heißprägetechnik. Und glauben Sie mir, Neuentwicklungen in Serie zu bringen ist nicht nur zeitintensiv sondern auch nervenaufreibend. Nichtsdestotrotz waren wir immer auf der Suche nach neuen MID-Projekten, unabhängig von unserem Gehäusegeschäft. Unsere Elektronikfertigung haben wir nach Abschluss des AHMID-Forschungsprojektes in 2001 dann kontinuierlich weiterentwickelt

2E mechatronic hat schon an sehr vielen Forschungsprojekten erfolgreich teilgenommen. Was war ursprünglich die Motivation?

Als kleines mittelständisches Unternehmen hatten wir natürlich nur begrenzte Ressourcen, da bietet es sich an, in Kooperation mit Forschungseinrichtungen gemeinsam neue Produktentwicklungen auf den Weg zu bringen. Denn von der Idee zur Innovation ist es entscheidend, das Know-how verschiedener Partner aus Forschung, Entwicklung und Industrie zu vereinen. Wir haben uns im Laufe der Jahre an sehr vielen Forschungsprojekten beteiligt und natürlich ist nicht aus jeder Idee ein marktreifes Produkt entstanden. Aber einige Projekte erwiesen sich als erfolgreich und wir konnten die Produkte auf dem Markt etablieren. So zum Beispiel unser hochpräziser Neigungssensor, ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördertes Projekt, wo wir mit der Hahn-Schickard-Gesellschaft in Stuttgart zusammen gearbeitet hatten. Der 360° Neigungssensor ist aus der Idee entstanden, vorhandene Systeme zu verbessern, initiiert durch den Pilotkunden Leica Geosystems, Schweiz. Der neue Neigungssensor mit seiner kompakten sowie robusten Bauweise erweist sich über den gesamten Messbereich sehr genau und wird nun in einem Laserdistanzmesser des Kunden eingesetzt, hat aber mittlerweile auch seine Berechtigung in mehreren anderen Anwendungen gefunden. Dafür erhielten wir 2009 den Innovationspreis vom Landkreis Esslingen sowie 2010 den Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg, den Dr. Rudolf-Eberle-Preis.

Herr Remer, kommen wir zurück zum Werdegang des Unternehmens. 2E mechtronic ist ja dann nach Kirchheim umgezogen…

Nachdem unser Mietvertrag in Wernau ausgelaufen und das Gebäude nicht unbedingt von der Infrastruktur für uns geeignet war, standen wir gerade während der schlechten Konjunktur in 2008 vor der Aufgabe, eine neue Lösung zu suchen und haben uns für den Bau auf der „grünen Wiese“ im relativ neuen Industriegebiet Kruichling von Kirchheim-Teck entschieden. Wir sind dann 2009 dort eingezogen. Im Jahre 2010/2011 zog die Wirtschaft wieder kräftig an, so dass wir quasi voll Power rund um die Uhr durchgearbeitet hatten. Unser Schwerpunkt lag damals noch auf der Gehäuseproduktion, doch haben wir parallel dazu stets an unseren Forschungsprojekten weitergearbeitet, wie eben auch die Entwicklung des Neigungssensors. Durch unsere Kooperation mit großen Sensorherstellern hat sich dieser Bereich sehr gut entwickelt. Insofern sind wir gerade auch dabei, diesen Bereich weiter auszubauen und werden die Performance des Sensors nochmals verbessern. Dabei arbeiten wir auch wieder eng mit der Hahn-Schickard-Gesellschaft in Stuttgart zusammen.

Herr Pojtinger, Sie sind ja federnführend in Sachen Projektmanagement und Forschungsprojekte. Was treibt Sie dabei an?

Die Mitarbeit an Forschungsprojekten hat uns nicht nur einen bestimmten Bekanntheitsgrad gebracht, sondern unser Know-how wurde dadurch permanent erweitert. Know-how nicht nur im Bereich der Neigungs- und Strömungssensoren, sondern auch in der 3D-MID-Technologie, wo wir uns einen sehr guten Namen machen konnten. Es war uns von Anfang an wichtig, kooperativ mit wissenschaftlichen Instituten zusammenzuarbeiten, da wir weder die Kapazitäten noch das Equipment haben, um Grundlagenentwicklungen allein durchführen zu können. Insofern ist es eine perfekte Lösung, mit Instituten oder Hochschulen zusammenzuarbeiten. Durch die zumeist geförderten Projekte ist es uns dann gelungen, entwickelte Produkte und Technologien zur Serienreife zu bringen. So natürlich auch die 3D-MID-Technologie, die wir mittlerweile fest im Unternehmen implementiert haben. Gestartet mit dem MID-Herstellungsverfahren ‚Heißprägen‘ und unserer Sitzverstellung haben wir die Technologie ständig weiterentwickelt und nun auch das komplette Equipment für die Fertigung von laserdirektstrukturierten MID-Bauteilen im Haus. Dabei handelt es sich um eine zukunftsorientierte Technologie, die sich in sehr vielen Applikationen in den unterschiedlichsten Branchen wie zum Beispiel der Medizintechnik, Automotive oder auch Industrieelektronik einsetzen lässt.

Herr Remer, und wie geht es nun weiter? Sie sind ja fast schon auf dem Absprung hin zu neuen Ufern. Was haben die Kunden von 2E mechatronic zu erwarten?

Richtig, meine Zeit endet hier nach vielen Jahren Ende 2017, um nochmals etwas Neues auf die Beine zu stellen. Für 2E mechatronic und die Kunden wird sich im Grunde nichts ändern. Ich habe rechtzeitig dafür gesorgt, dass mein Ausstieg problemlos vonstatten geht. Dazu habe ich dies frühzeitig und offen kommuniziert und eine gute Nachfolgeregelung in die Wege geleitet. Meine Anteile werden an die Narr-Gruppe verkauft, zukünftiger Geschäftsführer und damit mein Nachfolger wird Herr Pojtinger. Wir haben ein vernünftiges Konzept im Führungskreis erarbeitet und „Ross und Reiter“ genannt. Meiner Ansicht nach die beste Lösung für das Unternehmen. Nach außen wird sich für die Kunden nichts ändern, die ihre sehr gute Betreuung nach wie vor erhalten. Nachdem Herr Pojtinger Key Account Kunden wie Bosch betreut, ändert sich auch hier nichts und alles läuft seine gewohnten Bahnen. Gerade die Beziehung zu Bosch ist uns sehr wichtig, da das Unternehmen im Bereich der Zukunftstechnologien, wie z .B. E-Mobility einer der Vorreiter ist. Davon profitiert natürlich auch ein Unternehmen wie 2E mechatronic.

Herr Pojtinger, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Posten als Geschäftsführer und viel Erfolg. Noch eine abschließende Frage an Sie, wo sehen Sie die Zukunft des Unternehmens?

Vielen Dank. Wir werden sehr gezielt in unseren Forschungsprojekten weitermachen, natürlich speziell da, wo wir das Potential sehen, zu einem marktfähigen Produkt zu kommen. Wir bleiben genauso wie bisher im ständigen Dialog mit unseren Kooperationspartnern und Kunden und werden unser Ohr stets nah am Markt haben. Denn nur so sind wir auch zukünftig in der Lage, wettbewerbsfähig zu bleiben und unsere Erfahrung weiter auszubauen. Wir setzen weiterhin auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden und Kooperationspartnern und werden engagiert Innovationen finden und weiterentwickeln, um Zukunftstechnologien voranzutreiben.

Herr Remer, Herr Pojtinger, ich bedanke mich für das aufschlussreiche Gespräch sowie Ihre Zeit und wünsche Ihnen eine erfolgreiche Zukunft.

www.2e-mechatronic.de

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