Aus den im Jahre 1992 sieben Mitgliedern sind bis heute 700 geworden und der Fachverband durch Kooperationen sowie hohem Engagement vieler seiner Mitglieder zum führenden Branchenverband für Design, Leiterplatten- & Elektronikfertigung in der DACH-Region geworden. Die Jubiläumsveranstaltung stellte sich den Herausforderungen einer kritischen Weltsituation sowie Folgen der Pandemie, um zudem die daraus entstandenen Chancen zu sehen. Denn die Notwendigkeit, Lieferketten neu zu überdenken, erfordert eine Umorientierung der Wertschöpfungsketten ohne dabei das Thema Nachhaltigkeit außer Acht zu lassen.
Die zwei Konferenztage boten neben 42 Fachvorträgen, zwei Expertenrunden zu aktuellen Branchenthemen sowie zwei Keynotes über die Zukunft des Mittelstandes und Change Management ein vielfältiges Rahmenprogramm inklusive Fachausstellung mit 40 Unternehmen. Inhaltliche Schwerpunkte lagen auf den Themen Deep Learning sowie künstliche Intelligenz in Leiterplattendesign und Baugruppenfertigung, Best Practice-Lösungen für HDI-Leiterplatten, flexible und dehnbare Schaltungsträger, Simulation im Leiterplattendesign, Bauteilebeschaffung, digitaler Lötstopplack sowie neue gesetzliche Anforderungen wie das Lieferkettengesetz.
Beiträge zum Auftakt
Der Zukunftsforscher Dr. Jörg Wallner zeigte am ersten Tag mit seiner Keynote „Zukunft des Mittelstandes – Was wirklich wichtig ist“ durchführbare Lösungen zur Entwicklung von Zukunftsstrategien auf und wie der Mittelstand auch in Zukunft das Vertrauen seiner Kunden gewinnt. Denn die Digitalisierung bringt viele Veränderungen mit sich, was an Unternehmen wie Airbnb oder der Fahrdienst Uber durch ihren großen Erfolg erkennbar ist und zwingt damit Branchen umzulernen. Künftig werden sich die gewohnten Geschäftsmodelle massiv verändern und der Mittelstand ist somit zum Umdenken gezwungen, um weiterhin erfolgreich bleiben zu können.
Die Keynote am zweiten Veranstaltungstag von Coach und Moderator Nils Bäumer hatte den Titel „Kreativität ist Veränderung. Change – is the Game!“ Hier gab es Tipps zur Steigerung der Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter. Kreativität ist stets auch Veränderung und nicht jeder kommt damit unbedingt zurecht. Der Redner gab Anregungen auf Fragen, ob das jeweilige Change Management die Menschen mitnimmt, was genau in unserem Denken passiert, wenn wir uns verändern und welch Ängste und Befürchtungen es zu berücksichtigen gilt, um so die Veränderungsbereitschaft zu steigern. Kreativität macht letztendlich nach Aussagen des Redners nahezu alles möglich, wozu es noch einige Tipps zur kreativen Ideensuche gab.
Zu den Expertenrunden reisten elf Experten aus ganz Europa ein, um gemeinsam die neuen Designfreiheiten innerhalb des FED-Panels „Digitaler Lötstopplack“ zu diskutieren. Moderiert wurde die Runde durch den FED-Vorstand Michael Schleicher, Leiterplattenlayouter in der Entwicklung Automotive Systems, Hardware Layout & Service bei Semikron sowie dem Prozessexperten Luca Gautero von Suess Microtec. Die Runde warf ein Schlaglicht auf das Thema digitalen Lötstopplack in der Designer- und Entwickler Community und zeigte die neuen Möglichkeiten bzw. Designfreiheiten beim Leiterplattenentwurf auf. Noch scheint das Thema für viele Designer neu, obwohl bereits voll im Trend: Reduzierte Prozessschritte bei geringerem Materialverbrauch für eine bessere CO2-Bilanz.
Fachvorträge rund um Elektronik
Die an zwei Konferenztagen laufenden Fachvorträge fanden in vier parallelen Blöcken statt, die sich auf die Themen Digitalisierung, HDI Leiterplatten, Nachhaltigkeit, Baugruppenfertigung, Management, Design sowie neue Arbeitswelt aufteilten.
So gab es unter der Head Nachhaltigkeit beispielsweise den Vortrag von Karsten Schischke vom Fraunhofer IZM über die CO2-Bilanzen komplexer Lieferketten: Klimaneutralität durch Transparenz ermöglichen. Hierbei wurde mit den Teilnehmenden der Unterstützungsbedarf bei der Erstellung von Klimabilanzen diskutiert, um daraus gemeinschaftliche Nachfolgeaktivitäten zum Best-Practice-Sharing sowie ein vereinheitlichtes methodisches Vorgehen abzuleiten. Freddy Weber von Elektrotechnik Weber erläuterte in seinem Vortrag „Nachhaltigkeit ist mehr als Umweltschutz: Beispiele aus der Praxis“, welche Potenziale vorhanden sind, wie diese selbst als vergleichsweise kleines Unternehmen nutzbar wären und welch konkrete Vorteile sich daraus ergeben könnten. Natürlich ist der Einfluss eines einzelnen Unternehmens auf das Weltklima sehr gering, dennoch kann in Summe das Potenzial gewaltig sein. Die Umwelt zu erhalten und zu schützen, gilt bei vielen inhabergeführten Unternehmen als starker Motivator. Saskia Hogan, MacDermid Alpha Electronics Solutions, entführte ihre Zuhörer in die Welt der Materialien zum Schutz elektronischer Baugruppen aus nachhaltigen Quellen: Gut für die Umwelt sowie gut für den Einsatzbereich. Forschung und Entwicklung zur Förderung von Innovationen für eine nachhaltigere Wirtschaft zeigen, dass natürliche Materialien auch in Elektronikanwendungen eine gute Alternative darstellen können. Um die Leistung von Polymeren aus erneuerbaren Quellen im Vergleich zu synthetischen, erdölbasierten Stoffen zu bewerten, wurden zahlreiche Test durchgeführt. Die daraus gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass Polymere aus natürlichen Quellen eine verbesserte Leistung aufweisen und ein grüner Ansatz Leistungsvorteile bieten kann.
Unter dem Thema Baugruppenfertigung war unter anderem der Vortrag „Digitalisierung von Fertigungsumgebungen: Schöne neue Welt? Was dabei zu beachten ist“ von Björn Köppe der PKN Datenkommunikations GmbH zu hören. Der Vortrag sensibilisierte Elektronikfertiger für die wichtigen, vorbereitenden Themen rund um die Digitalisierung der Fertigungsprozesse. Kostendruck, Fachkräftemangel, steigende Nachfragen und vieles mehr, führen zu einer fortschreitenden Digitalisierung in der Produktion nahezu aller Güter. So auch in der Elektronikfertigung, in der u.a. Bestückdaten, AOI- und SPI-Datensätze, Fertigungsparameter und -leistungen in Echtzeit erzeugt und abgespeichert werden, wobei die dabei entstehenden Datenmengen handelbar sein müssen. Es wurden Lösungsansätze vorgestellt, um solch Herausforderungen zu meistern. Lutz Bruderreck von TechnoLab referierte über „Bewertung von Press-In-Verbindungen für erhöhte Zuverlässigkeitsanforderungen“. Press-In-Verbindungen sind bei sicherheitskritischen Anwendungen Stand der Technik und werden bei der Übertragung von Signalen mit geringen Spannungen und Strömen bis zu Anwendungen mit hohen Stromlasten sowie extremen Anforderungen an Isolationsfestigkeit und Isolationswiderstand, eingesetzt. Anhand von Fallbeispielen wurden bewertungsrelevante Kriterien im Befund der zerstörungsfreien Prüfung sowie im Befund der metallographischen Präparation betrachtet.
Die aufgeführten Vorträge gelten lediglich als kleiner Auszug der zahlreichen Vorträge während der innovationsgetriebenen FED-Konferenz. Die nächste Konferenz findet am 20./21.September 2023 in Augsburg statt. (Doris Jetter)
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