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Hochwertige Elektronik aus Deutschlands Mitte

EMS-Dienstleister erweitert Equipment für selektives Conformal Coating
Hochwertige Elektronik aus Deutschlands Mitte

Wie ein mobiles Datengerät die Arbeit von Waldarbeitern erleichtern kann, erschließt sich im ersten Moment nicht so leicht. Ebenso wenig, wie der Fingerabdruck Tür und Tor öffnen soll oder wie man sich einen interaktiven Funkstreifenwagen vorzustellen hat. Die Tonfunk Gruppe aus Ermsleben (Harz) ist in vielfältigen Branchen aktiv. Hauptsächlich produziert der EMS-Dienstleister sensible Elektronik für namhafte Kunden aus den Bereichen Automotive, Nautik, Sicherheitstechnik, Medizintechnik und Industrieelektronik. Aber auch mit der Entwicklung von eigenen Produkten, z.B. einem cleveren elektronischen Helfer für verschiedene Anwendungsbereiche, macht sich das Unternehmen zunehmend einen Namen.

Anna-Katharina Peuker, Rehm Thermal Systems GmbH

Bei der Fertigung vertraut Tonfunk auf Qualität von der Schwäbischen Alb und hat die Reflow-Löt- und Beschichtungstechnologien von Rehm Thermal Systems in der Produktion erfolgreich im Einsatz. Nun rüsten die Ermslebener mit einer neuen Protecto-Linie auf.
Sicherheit und Schutz für empfindliche Elektronik
Ob das ABS-Bremssystem im Auto, das nautische Equipment auf der Schiffsbrücke, medizinische Analysegeräte im Krankenhaus oder der Konzertverstärker – Elektronik bestimmt heute den Alltag, kann unser Leben erleichtern und sogar schützen. Dabei ist sie anspruchsvollsten Bedingungen ausgesetzt, deren Herausforderungen sich moderne Elektronikfertiger zunehmend stellen müssen. Umwelteinflüsse wie Temperaturunterschiede oder klimatische Veränderungen können beispielsweise zur Ablagerung von Kondenswasser auf der Platine führen, einen Kurzschluss verursachen oder das Gerät sogar zerstören. Hier ist der Einsatz von Schutzlackbeschichtungen absolut sinnvoll, um die Funktionalität der Leiterplatte langfristig zu erhalten und die sensiblen elektronischen Komponenten vor Feuchtigkeit, Chemikalien, Staub oder Vibration zu bewahren. Vor allem im Bereich der Sicherheitselektronik oder im Automobilbereich ist die Anwendung entsprechender Beschichtungstechnologien heute unabdingbar.
Vom Phonogerät zur modernen Schaltautomatik im Auto
Im Jahr 1958 wurde Tonfunk als Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PHG) gegründet, stellte zunächst hochwertige Unterhaltungselektronik wie z. B. eigene Phonogeräte her und war Hauptlieferant für das Fernsehgerätewerk Straßfurt. Die Entwicklung und Anfertigung sensibler elektronischer Komponenten sind bis heute Schwerpunkte der Arbeit der Ermslebener. Anfang der 1990er Jahre nutze die Firma die Chance zur Neuorientierung. Das Unternehmen stärkte u.a. den Bereich der Fertigungsdienstleistungen und stellte sich als GmbH neu auf. Heute produziert Tonfunk als renommierter Partner im Markt für Electronic Manufacturing Services (EMS) hochwertige elektronische Baugruppen für namhafte Kunden aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden.
Diese erfolgreiche Positionierung hat aus dem einstigen Einzelbetrieb die Tonfunk Gruppe mit drei Firmen vereint, die sich auf unterschiedliche Kundenwünsche spezialisiert haben, u.a. neben den Fertigungsdienstleistungen von elektronischen Baugruppen und Geräten auch Systementwicklung und Service sowie Produktmanagement. Die beiden Unternehmen arbeiten als langjährige Geschäftspartner gemeinsam an innovativen Lösungen für den Lackierprozess. Der EMS-Dienstleister aus dem Harz hat neues Fertigungsequipment von Rehm im Einsatz, welches die eigene Produktion nun noch schneller und effizienter macht.
Flexibilität selbst bei anspruchsvollen Lackieraufgaben
Um den wachsenden Kundenanforderungen gerecht zu werden und die Produktionskapazität ausbauen zu können, hat das Unternehmen die eigene Fertigung kürzlich um eine Protecto-Anlage von Rehm Thermal Systems erweitert. Auf insgesamt fünf SMD-Linien, die jeweils mit einem Reflow-Lötsystem von Rehm ausgestattet sind sowie zwei Lackierlinien, fertigt der EMS-Dienstleister auf 12.000 m2 Produktionsfläche im Drei-Schicht-Betrieb hochwertige elektronische Komponenten.
„Die größten Herausforderungen sind die zunehmenden Produkt- und Materialmixe. Dies macht für uns ein zuverlässiges Equipment mit variablen Applikationsmöglichkeiten absolut notwendig. Wir lackieren für unsere Kunden unterschiedliche Baugruppen mit sehr spezifischen Herstellungsverfahren. Unsere Industrieelektronik braucht beispielsweise eine Vielzahl an verschiedenen Lacken und zusätzliche Vergussmöglichkeiten. Daraus ergibt sich die wirtschaftliche Notwendigkeit, in Fertigungssysteme zu investieren, die mit möglichst vielen Lacksorten bei geringen Umrüstzeiten arbeiten können“, betont Denny Bartels, Manager Planning Process bei Tonfunk. Die Protecto von Rehm vereint zahlreiche Vorteile für die Produktionsumgebung von High Mix/Low Volume Herstellern.
Der multifunktionale Lackapplikator der Anlage kann bis zu vier Applikationsköpfe aufnehmen und bis zu vier verschiedene Beschichtungsmaterialien ohne Rüstzeit problemlos und zuverlässig applizieren. „Für Dienstleister wie Tonfunk, die mit häufigen Produktwechseln konfrontiert sind und daher mit unterschiedlichen Materialen arbeiten müssen, bieten wir mit Protecto eine flexible sowie kosten- und zeiteffiziente Lösung“, betont Alf Schadel, Vertrieb Deutschland Ost bei Rehm. Bei Tonfunk wird eine große Vielfalt an Produktgruppen im ständigen Wechsel gefertigt. Da alle Endgeräte unterschiedliche Anforderungen an den Beschichtungsprozess stellen, ist die hohe Funktionalität der Applikatoren sowie ein breites Applikationsspektrum gefragt – von flächigem bis zu punktuellem Lackieren. Mit den patentierten Stream-Coat-Düsen lassen sich alle gängigen Lacke, ob niedrig- oder hochviskos, problemlos und ganz nach individuellen Wünschen verarbeiten. Die neuartige Düsentechnik mit einem Außendurchmesser von nur 2,4 mm und einer Länge von bis zu 100 mm ermöglicht einen zügigen, automatisierten und damit auch reproduzierbaren Lackauftrag – selektiv und auf den Millimeter genau. Das Material kann selbst zwischen eng stehenden, hohen Bauteilen und auch bis unter die Bauteile selbst aufgebracht werden. Eine implizierte Luftdüse dosiert den Lack präzise und verteilt ihn spritz- und nebelarm. Der gleichmäßige Lackfilm kann sogar hinter benachbarten Bauteilbeinchen und in Schattenzonen aufgebracht werden. Mehrfaches Überfahren oder aufwendiges Schrägstellen der Düsen ist nicht mehr nötig. Außerdem kann programmgesteuert zwischen den Auftragsarten Sprühen, Jetten, Dispensen oder Vorhanggießen „on the fly“ gewechselt werden – das Lackierprogramm mit passendem Lack- und Düsentyp wird automatisch geladen. Zum Vorhanggießen wurde kürzlich eine eigene, neue VarioFlex Vorhangdüse entwickelt, mit welcher vor allem große Flächen bei deutlich schnellerer Prozessgeschwindigkeit lackiert werden können. Eine Nadelvermessung prüft darüber hinaus die Sollposition der Applikatoren und korrigiert, wenn nötig, das Lackierprogramm. Durch eine optional beheizte Düse wird der Schutzlack unabhängig von den Umgebungsbedingungen immer auf einer konstanten Temperatur und somit gleichbleibender Viskosität gehalten. Eine Lacklanze mit Füllstandsabfrage vermeidet die Blasenbildung beim Lackwechsel.
„Die Protecto sorgt für eine hohe Lebensdauer unserer Produkte. Das System kombiniert hochwertige Lackierung, zuverlässigen Verguss und Underfilling in nur einem Gerät und ist damit die optimale All-In-One-Lösung für unsere Fertigung. Darüber hinaus ist das System mit anderem Equipment problemlos im Linienkonzept integrierbar“, so Bartels. Dabei ist die Rehm-Anlage durch ein eigens entwickeltes Reinigungssystem wartungsfreundlich.
Um die Belastung durch verdampfende Lösemittel der Lacke und Vergussmassen in unmittelbarer Umgebung zu vermeiden, werden die lösemittelhaltigen Ausdünstungen bereits während des Lackierprozesses über eine Absaugung beseitigt. Außerdem ist die Lackbevorratung an der Rückseite der Protecto im System integriert. Dadurch findet keine Geruchsbelästigung in der Fertigungshalle durch Lösemitteldämpfe statt.
Doch Tonfunk zählt nicht nur bei Kundenaufträgen auf das zuverlässige Equipment von Rehm. Auch bei den Eigenproduktionen kommt die präzise Löt- und Beschichtungstechnologie zum Einsatz. So entwickelten die Ermslebener das BMCU-„MoPad“, ein cleveres, mobiles Datengerät für verschiedene Anwendungsgebiete. Die Elektronik im Inneren wird ebenfalls mit Protecto lackiert, um sie optimal vor äußeren Einflüssen zu schützen.
Informationen jederzeit und überall verfügbar
Bisher scheiterten optimale Geschäftsprozesse häufig an der Möglichkeit, den Arbeitsprozess zu mobilisieren. Mit dem „MoPad“ sind alle Informationen zu spezifischen Abläufen sofort und überall verfügbar. Dies verbessert vor allem die Koordination und Optimierung von Arbeitsvorgängen, selbst in den ungewöhnlichsten Branchen wie der Forstwirtschaft. „Hat der Förster beispielsweise die zum Fällen bestimmten Bäume bestimmt, gibt er deren Koordinaten in das mobile Gerät ein. Mit den übertragenen Daten können die Waldarbeiter dann die Bäume gezielt anpeilen und müssen nicht lange suchen“, erklärt Denny Bartels. Das Unternehmen kann sich mit dieser technologischen Innovation vor allem aber im Sicherheitssektor einen Namen machen. Sogar Behörden und Institute verlassen sich auf das clevere System. „Unser mobiles Gerät greift beispielsweise bei Polizeieinsätzen auf georeferenzierte Daten zurück und hebt die Einsatzplanung und Navigation auf Echtzeit-Niveau. Das gesamte Auftragsmanagement kann unmittelbar vor Ort und direkt im System erfolgen, das spart viel Zeit und unnötige Doppelarbeit.“ Im Unternehmen selbst dient die Technik beispielsweise zur verbesserten Auftragsabwicklung, zur Zeiterfassung, Auftragsrückmeldung oder zum authentifizierten Gebäudezugang.
Für den Bereich Bezahlsysteme wurde die „MoPad“-Technik variiert und zu „ProfiPay“ umgerüstet. Hierbei wird es möglich, Transaktionen bei Sport- und Großveranstaltungen zu beschleunigen und den gesamten Bezahlprozess zu optimieren. Das wirkt sich direkt auf den Umsatz und die Profitabilität aus. Der Personaleinsatz kann gezielt koordiniert und gesteuert werden.
„Made in Germany” als Erfolgsfaktor
Rehm Thermal Systems aus Blaubeuren hat sich in den vergangenen 25 Jahren im Bereich der thermischen Systemlösungen bereits national und international einen Namen gemacht. Das Produktportfolio reicht von Reflow-Konvektions- und Kondensationslötsystemen über Trocknungsanlagen und Funktionstestsystemen bis hin zu kundenspezifischen Sonderlösungen und Equipment für die Metallisierung von Solarzellen. Seit 2013 widmet sich der schwäbische Maschinenbauer auch intensiv dem Thema Schutzlackbeschichten und steigt mit dem Protecto-System erfolgreich in den Bereich des selektiven Conformal Coatings ein. Die meisten Hersteller kommen hier bisher aus dem amerikanischen oder asiatischen Raum. „Viele Kunden schätzen, dass sich zunehmend auch Maschinenhersteller aus Deutschland dem Thema Beschichtungstechnologie annehmen und innovative Anlagentechnik in diesem Bereich entwickeln. Wir haben bereits in der Branche Fuß gefasst und wollen dieses Potenzial weiter ausbauen, um unseren Kunden auch in Zukunft optimales Fertigungsequipment anbieten zu können“, sagt Alf Schadel.
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Doris Jetter, Redaktion EPP und Sophie Siegmund Redaktion EPP Europe sprechen einmal monatlich mit namhaften Persönlichkeiten der Elektronikfertigung über aktuelle und spannende Themen, die die Branche umtreiben.

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