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Standards für eine Nische

Stark wachsender Markt in der Vergusstechnik
Standards für eine Nische

Standards für eine Nische
Foto: Scheugenpflug
Das Interview führte Carola Tesche

„Die Klebe-, Dosier- und Vergusstechnik ist eine Nische in einem immens stark wachsenden Markt, da zum Beispiel im Automobilbereich immer mehr Sensoren und Kameras zum Einsatz kommen. Damit ergeben sich fortwährend neue Absatzmöglichkeiten und der Bedarf an Dosieranlagen nimmt zu“, sagt Marco Murgia, Vertriebsleiter der Firma Scheugenpflug.
Herr Murgia, die Scheugenpflug AG stellt seit über 25 Jahren Klebe-, Dosier- und Vergussanlagen her. Als Zulieferer ist das Unternehmen sicherlich einem permanenten Druck bezüglich günstigerer Preise und kürzerer Lieferzeiten ausgesetzt. Wie begegnen Sie diesen Anforderungen?
Dem lässt sich letztlich nur entsprechen, wenn man einen Standard generiert, wie er etwa in der Automobilbranche üblich ist: Bestellt ein Kunde ein Auto, kann er zum Beispiel die Farbe und die Ausstattung eines Modells individuell auswählen und bewegt sich dennoch innerhalb eines Standards. Auch wir setzen auf eine modulare Architektur und haben unsere Anlagen so weit standardisiert, dass sich die Abläufe mit den Prozessen der Automobilproduktion vergleichen lassen. Das bietet den Vorteil, das Rad nicht jedes Mal neu erfinden zu müssen. Wir setzen also auf eine Art Baukastensystem, aus dem man einzelne Prozesse herausnehmen und den Anforderungen entsprechend kombinieren kann.
Wie weit haben Sie die Standardisierung bereits vorangetrieben?
Im Bereich der Dosier- und Förderanlagen als auch der Dosierköpfe haben wir mittlerweile einen 90%igen Standard erreicht. Jetzt gilt es, auch für die weiteren Prozesse im Dosierbereich einen Standard zu definieren. Darüber hinaus arbeiten wir aktuell an einer Art „Paketsystem“, bei dem ein bestimmtes Material mit einer definierten Dosieranlage und einer vordefinierten Performance verheiratet wird. Mit diesem Komplettpaket wollen wir dem Kunden den Aufwand abnehmen, selbst eine Anlage zusammenstellen zu müssen. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf die Preisgestaltung und die Qualität aus und verkürzt darüber hinaus die Lieferzeit.
Standards funktionieren gut, solange keine Neuentwicklungen einfließen müssen…
Natürlich muss man für neue Trends gewappnet sein. Da ist beispielsweise der Trend der Abgasnachbehandlung. Hier reicht es prozessbedingt nicht, lediglich Standards anzubieten, sondern es geht erst einmal darum, eine Sonderanlage nach den individuellen Vorgaben des Kunden aufzubauen. Erst wenn die Anlage definiert ist, lässt sich ein Standard generieren.
Wie stellen Sie sicher, dass Sie auf normative und technische Neuerungen rechtzeitig reagieren?
Um nicht überrascht zu werden, ist es wichtig, intern die notwendigen Strukturen zu schaffen, um Trends frühzeitig erkennen und darauf reagieren zu können. Zudem arbeiten wir intensiv mit vielen renommierten Materialherstellern zusammen. In Sachen Trends sind sie uns meist einen Schritt voraus, da vor der Auslegung des Dosierprozesses das Material ausgewählt wird. Darüber hinaus führen wir sowohl in Deutschland als auch in China und den USA sogenannte „Technologietage“ mit unseren wichtigsten Kunden sowie jährlich stattfindende Treffen mit unseren weltweiten Vertriebspartnern durch. Hier wird über das Produktportfolio und erforderliche Erweiterungen gesprochen und erörtert, ob zum Beispiel Bedarf an einer höher qualifizierten oder an einer günstigeren Anlage besteht oder ob es technische Features gibt, die es auszubauen gilt. Auf Basis dieser Informationen wird in der Regel entschieden, welches Produkt als nächstes auf den Markt kommt. Da wir über eine sehr hohe Fertigungstiefe verfügen, können wir dabei sehr flexibel auf den Markt reagieren.
Das Unternehmen Scheugenpflug ist seit 1990 auf dem Markt und beschäftigt über 400 Mitarbeiter in Deutschland, USA, China und Mexiko. Ist ein weiterer Ausbau geplant?
Obwohl wir bereits gut aufgestellt sind, wollen wir unsere Präsenz weltweit weiter ausbauen und planen daher, in naher Zukunft weitere Niederlassung zu eröffnen. Schließlich funktioniert es nicht, lediglich ein Produkt anzubieten. Vielmehr besteht die Herausforderung darin, die richtigen Produkte für die jeweiligen Märkte bereitzustellen. Hinzu kommt, gerade in der Automobilbranche zählt neben dem Preis und der Qualität der Anlagen auch das weltweite, schnell agierende Servicenetz der Zulieferer. Schließlich sind die Automobilhersteller meist global vertreten und wollen auch den Service so nah wie möglich vor Ort haben.
Wird der Fokus auch künftig auf die Automobilindustrie gerichtet sein?
Selbst wenn sich zukünftig die Stückzahl der produzierten Autos verringern sollte: Dosier- und Vergussanlagen werden dennoch benötigt, da der Anteil an verbauter Elektronik weiter zunehmen wird. Man denke nur an das selbstfahrende Auto. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, nicht ausschließlich auf eine Branche fixiert zu sein. Deshalb intensivieren wir auch unsere bestehenden Kontakte in anderen Segmenten wie beispielsweise der Elektronikindustrie und der Medizintechnik.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Murgia.
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