Neben der spannenden Wissensvermittlung durch Themenvorträge standen das Networking sowie das Knüpfen neuer Kontakte im Vordergrund, was ausreichend während der Pausen auch genutzt werden konnte.
In den letzten Jahren wurde eine signifikante Verschiebung hin zu einer nachhaltigeren und effizienteren Gesellschaft festgestellt, angetrieben durch Fortschritte in der Automatisierung, der Qualitätssicherung sowie der künstlichen Intelligenz (KI).
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist zu einem Schlüsselthema in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geworden. Unternehmen und Organisationen müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen. Dabei spielen Innovationen aus der grünen Technologie eine zentrale Rolle, beispielsweise in der Energieerzeugung, im Transportwesen, der Abfallwirtschaft oder auch der Elektronikfertigung. Es geht nicht nur darum, ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen, sondern auch um soziale Verantwortung und wirtschaftliche Lebensfähigkeit. Christian Eckert, Bereichsleiter Nachhaltigkeit & Umwelt vom ZVEI e.V. ging der Frage nach, welch Anforderungen die Nachhaltigkeit an die Elektro- und Digitalindustrie stellt. Es ist entscheidend, dass sich Firmen proaktiv mit Themen wie umweltfreundlichem Design, der Bewahrung von Ressourcen oder regulierten Berichtsanforderungen auseinandersetzen, da Nachhaltigkeit sich mehr und mehr zu einer essentiellen Voraussetzung für Unternehmen entwickelt. Er bot Anregungen und zeigte die dringlichsten Nachhaltigkeitsthemen auf. In welchem zeitlichen Rahmen müssen wir denken und wo können sich möglicherweise Opportunitäten ergeben.
Die nachfolgenden Vorträge behandelten Themen zur erfolgreichen Denkweise der Kreislaufwirtschaft in der EMS-Industrie, Nachhaltigkeitsprinzipien im Lötprozess zur Senkung von Fertigungskosten, gezielte Prozessoptimierung bei der Reflowofenleistung für Qualität und Nachhaltigkeit sowie Transformation in der SMT-Produktion als innovative Ansätze und Best Practices zur nachhaltigen Automatisierung.
Automatisierung
Ein weiteres Schlagwort ist die Automatisierung, die in vielen Branchen Einzug hält. Sie ermöglicht es Unternehmen, Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu steigern und menschliche Fehler zu minimieren. Dr.-Ing. Werner Kraus, der Abteilungsleiter Roboter- und Assistenzsysteme des Fraunhofer IPA gab Einblicke in die KI-basierte Robotik für die Produktion. So können durch den Einsatz von Robotern und intelligenter Softwarelösungen sowohl monotone als auch komplexe Aufgaben übernommen werden, was zu einer erhöhten Produktivität führt. Robotik basiert auf der künstlichen Intelligenz und spielt eine entscheidende Rolle bei der Automatisierung der Automatisierung und übernimmt damit die Einrichtung und Durchführung von Produktionsabläufen immer weiter selbstständig. Die KI ermöglicht, dass Robotereinsätze in Aufgaben wie beispielsweise dem Herstellen von Kabelsets oder der Zusammenarbeit mit Cobots beim Schweißen eine neue Stufe der Flexibilität, Selbstständigkeit sowie Leistungsfähigkeit erreichen. Darüber hinaus schafft Automatisierung zudem die Basis für neue Geschäftsmodelle und Arbeitsplätze, die sich auf die Überwachung, Wartung und Weiterentwicklung dieser Systeme konzentrieren.
Vorträge zur vollautomatisierten, skalierbaren und professionellen Lager- und Logistiklösung, einer höheren Ausbeute und Performance beim Laser-Nutzentrennen durch optimiertes Nutzenlayout, dem Einpressen von IGBT-Modulen für die Leistungselektronik sowie neue Lotpastentechnologien für hochzuverlässige Anwendungen unterstützten die Aussagen der Keynote.
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) hat die Welt im Sturm erobert und war vielleicht das dynamischte Feld der vier Fokusthemen des 12. InnovationsFORUM+. Die Einbindung von KI in der Elektronikfertigung markiert den Beginn einer neuen Ära industrieller Produktion, wie Stefanie Baade, stellvertretende Geschäftsführerin des KI-Bundesverbands in ihrer Keynote berichtete. Sie betonte, wie Machine Learning, Deep Learning und neurale Netzwerke dazu beitragen, große Datenmengen zu analysieren, Muster erkennen und Entscheidungsfindung in einer Vielzahl von Bereichen revolutionieren, um so einen entscheidenden Beitrag zu mehr Effizienz, Qualität und Flexibilität zu leisten. Mit dem Einsatz von KI-Technologien rücken individualisierte Massenproduktion, eine deutliche Reduzierung von Ausfallzeiten sowie die Implementierung nachhaltiger Produktionsverfahren in greifbare Nähe, wodurch Elektronikhersteller einen signifikanten Wettbewerbsvorteil erlangen können. KI trägt auch dazu bei, nachhaltigere Systeme durch intelligentes Energiemanagement und Ressourcennutzung zu schaffen und ermöglicht neue Ebenen der Personalisierung und Effizienz in der Automatisierung. Die Rednerin brachte ihre Zuhörer in eine Welt der intelligenten Elektronikfertigung, wo künstliche Intelligenz nicht nur eine Vision, sondern die treibende Kraft hinter innovativen und zukunftsorientierten Produktionsprozessen ist.
Die Partnerberichte über Resilienz in der Elektronikfertigung durch die autonome Fabrik, eine All-in-One-Inspektion mit perfekter Vernetzung, intelligent Asset and Maintenance Management sowie der gesteigerten Effizienz inklusiver erhöhter Flexibilität sowie Verbindung der Prozesse beim Nutzentrennen, waren die perfekte Ergänzung zur Keynote.
Qualitätssicherung
Die Qualität in Produktion und Dienstleistung ist entscheidend, um im globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher sind Qualitätsmanagement und kontinuierliche Verbesserungsprozesse zentrale Themen für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit einer Elektronikfertigung in Deutschland. Ein robustes Qualitätsmanagement-System hilft, die Compliance mit Standards zu gewährleisten, Risiken zu managen und Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Qualität ist nicht mehr nur ein Schlagwort, sondern eine Grundphilosophie zur Sicherung der Unternehmenszukunft. In seiner Keynote präsentierte Andreas Hofmann vom Fraunhofer IPM, wie eine Restverunreinigung von elektronischen Bauteilen lückenlos, schnell und empfindlich detektiert werden kann. Innerhalb der Elektronikbranche haben sich Testprozeduren als fester Bestandteil der Fertigungsabläufe herauskristallisiert, die darauf abzielen, die Gesamtproduktivität zu steigern. Hervorzuheben sind dabei optische Inspektionsmethoden zur Erkennung von übrig gebliebenen Verunreinigungen, die von der Überprüfung einzelner Komponenten und Unterlagen bis hin zum abschließenden Test des gefertigten Produkts reichen. Da jedoch rein visuelle Techniken oftmals nicht genügend Aufschluss bieten, findet man vermehrt den Einsatz von multispektralen und auf Fluoreszenz basierenden Untersuchungsmethoden im Herstellungsprozess. Beleuchtet wurden bewährte Messverfahren, deren Einschränkungen sowie die Entwicklung hin zu zerstörungsfreien Fluoreszenzmessmethoden. Mithilfe von spezifischen Beispielen wurden die Fähigkeiten erläutert, wie man kontinuierlich sowohl filmartige als auch partikelförmige Verunreinigungen während des Fertigungsprozesses identifizieren kann.
Hier schlossen sich Vorträge über strategische Partnerschaften als Katalysator für Innovationen, Qualitätsmerkmale bei der Schablonenherstellung, modernes Spülwassermanagement und Qualitätsüberwachung sowie die Frage nach der Vergrößerung des Inspektionsbereichs, an.
In Kombination haben diese vier Themen das Potenzial, unsere Art zu leben und zu arbeiten grundlegend zu verändern. Die Herausforderung liegt darin, diese Technologien verantwortungsvoll zu nutzen, um eine Zukunft zu gestalten, die sowohl für den Einzelnen als auch für den Planeten als Ganzes nachhaltig ist. Das Feedback der mehr als 220 Teilnehmer sowie Partner war sehr positiv und zeigte, dass das neue Konzept erfolgreich war. Das 13. IF+ findet am 9. April 2025 statt. (Doris Jetter)
https://epp.industrie.de/innovationsforum-deutschland-2024/