Der Elektronikhersteller GPV, der zum dänischen Industriekonglomerat Schouw & Co. gehört und an der Nasdaq Kopenhagen notiert ist, konnte sein Umsatzwachstum im 1. Quartal 2022 mit einem Umsatz in Höhe von 1.009 Millionen DKK (gegenüber 741 Mio. DKK im entsprechenden Vorjahresquartal) weiter fortsetzen. Diese markante Steigerung um 36 Prozent ist teils auf eine verstärkte Nachfrage, teils auf steigende Preise aufgrund höherer Material- und Frachtkosten zurückzuführen, heißt es im Finanzbericht.
GPV kämpft mit Lieferengpässen
„GPV blickt auf sein bestes Q1 überhaupt zurück und vielerlei Faktoren entwickeln sich zu unserem Vorteil. Gleichzeitig befinden wir uns nach wie vor in einer äußerst komplexen Situation, mit einer steigenden Nachfrage einerseits und einer schwierigen Lage bei der Materialbeschaffung andererseits, die sich indirekt durch den Krieg in der Ukraine und direkt durch die Coronavirus-Restriktionen in China weiter verschärft. Der rekordhohe Umsatz und gute Auftragsbestand stimmen uns sehr zufrieden, aber natürlich beobachten wir die Situation genau“, erklärt CEO Bo Lybæk. Zwar habe die schwierige Lage die Erträge geschmälert, da sie nicht im gleichen Maße wie der Umsatz gestiegen seien. Dennoch schließt GPV das erste Quartal 2022 mit einem EBITDA von 91 Millionen DKK ab und damit besser als erwartet. Im entsprechenden Vorjahresquartal lag das EBITDA noch bei 76 Millionen DKK. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich der zunehmende Absatz an eine Vielzahl von Kunden, eine wirksame Kostenkontrolle und eine hohe Kapazitätsauslastung der Produktionsstätten des EMS-Herstellers aus.
GPV definiert neue Kundensegmente
GPV verfolgt eine neue Strategie: Künftig werden die Kunden sechs Segmenten zugeordnet, bestehend aus den bisherigen Segmenten CleanTech, Medizintechnik und Transportwesen sowie den aus dem früheren Segment Instrumente & Industrie hervorgehenden neuen Segmenten Industrie, Mess- & Regeltechnik sowie HighTech-Verbraucherprodukte. „Wir verzeichnen ein markantes Wachstum in allen Segmenten und mit der neuen Strategie professionalisieren wir unseren Marktauftritt weiter. Unsere Kunden verlangen nach professionellen und engagierten Partnern mit einem höheren Maß an Spezialisierung und genau darum geht es bei unserer neuen Strategie. Man könnte sogar sagen, dass wir eine hervorragende Leistung mit starkem Nachhaltigkeitsprofil anstreben“, fährt Bo Lybæk fort.
Sri Lanka kämpft mit Wirtschafts- und Corona-Krise
Eine der größten Produktionsstätten von GPV befindet sich in Sri Lanka, das derzeit mit der schwersten Wirtschaftskrise seit Unabhängigkeit des Landes 1948 zu kämpfen hat. Aufgrund einer extrem hohen Inflation kombiniert mit der Coronavirus-Pandemie und einer schlechten Ernte im letzten Jahr befindet sich das Land nun in einer schwierigen Situation. „Wir haben etliche Maßnahmen ergriffen, um unsere Mitarbeiter in Sri Lanka zu unterstützen. Unter anderem versuchen wir, den einzelnen Mitarbeitern und deren Familien mit monatlichen Lebensmittelpaketen zu helfen. Das Land und seine Bevölkerung befinden sich in einer tragischen Situation, und wir tun unser Möglichstes, um zu helfen“, so Lybæk.
Masterplan für eine stärkere Präsenz
Im Oktober 2021 setzte GPV den ersten Spatenstich zum Bau des neuen Werks in Sri Lanka, das die Produktionskapazität um 40 Prozent steigern soll. Der Bau verläuft planmäßig und gleichzeitig hat GPV mit der Errichtung einer neuen Mechanikfabrik in Thailand begonnen. Ihr soll später dann eine Erweiterung der Elektronikanlagen folgen. Die planmäßige Inbetriebnahme der neuen Werke ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen. Darüber hinaus hat GPV in neue Produktionskapazitäten investiert und seine Produktionseinheiten in Thailand, der Schweiz und der Slowakei optimiert. Vor diesem Hintergrund blicken Bo Lybæk und das übrige GPV-Management-Team zwar zuversichtlich in die Zukunft, lassen jedoch die Furcht vor einer bevorstehenden Rezession nicht außer Acht:
„Als globales Unternehmen befinden wir uns seit Beginn der Corona-Krise Anfang 2020 gewissermaßen im Alarmzustand. Während dieser Zeit haben wir konsequent alle zwei Wochen mit unseren Kunden kommuniziert, um Transparenz zu gewährleisten. Seit Herbst 2020 richten wir unseren Fokus gezielt auf die Herausforderungen in der Lieferkette. 2021 hatten wir, was die Lieferkette betrifft, wahrscheinlich einen Vorsprung vor vielen unserer Wettbewerber. Trotzdem sind wir äußerst besorgt über die Entwicklung. Die Materialsituation ist nach wie vor sehr schwierig. Die logistischen Herausforderungen, die sonst geringer geworden wären, haben sich durch die Restriktionen in China und die Situation in Russland und der Ukraine wieder verschärft. Die Absehbarkeit ist nach wie vor gering“, stellt Lybæk fest.
GPV hebt Umsatzprognose an
Trotz der Volatilität schraubt GPV seine Erwartungen für das Gesamtjahr 2022 nach oben. Die Umsatzprognose wird auf das Intervall 3,5 bis 3,7 Mrd. DKK angehoben (zuvor 3,2 bis 3,4 Mrd. DKK), die Gewinnerwartung liegt nun bei 310 bis 350 Mio. DKK (zuvor 300–340 Mio. DKK). Ein erheblicher Teil der Umsatzsteigerungen ist auf die höheren Materialpreise zurückzuführen. (kf)