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Von der Elektrik zur Elektronik und Mikroelektronik, von der Industrialisierung zur Automatisierung und Digitalisierung: Wer die letzten 20 Jahre bewusst miterlebt hat, ist Zeuge einer rasanten technischen Entwicklung. Aus Bildschirmen wurden TFTs, aus Telefonen Smartphones. Kassetten- und Videorecorder verschwanden. Menschen kommunizieren mit Haushaltsgeräten und Maschinen, Autos fahren bald autonom, die Tage des Bargelds sind gezählt. Und jeder Entwicklungsschritt braucht neue Elektronik.
Das war schon vor 55 Jahren so, als Isabella und Karl-Heinz Koenen mit dem Handel von Siebdruckgeweben für die Elektronikfertigung den Sprung in die Selbstständigkeit wagten und mit der späteren Eigenproduktion den Grundstein für den bis heute anhaltenden Unternehmenserfolg legten. Nach den bescheidenen Anfängen in der Münchener Wohnung und angemieteten Kellerräumen zog die junge Firma Anfang der 1980er nach Ottobrunn-Riemerling, dem heutigen Stammsitz im Süden Münchens.
Mit Schablonen ganz nach oben
Je kleiner die Elektronik, desto präziser müssen die Druckwerkzeuge werden. Sohn Christian Koenen erkannte diesen Zusammenhang frühzeitig und gründete vor 20 Jahren das gleichnamige Unternehmen, dessen Akronym bis heute für Innovation und modernsten Produktionsanlagen steht. Der Einstieg in den SMD-Schablonendruck begründete den Aufstieg der Christian Koenen GmbH zum größten europäischen Hersteller von Präzisionsdruckwerkzeugen für die Elektronikfertigung.
Mit dem zweiten Werk in Ottobrunn und dem ersten Schneidlaser beginnt 1994 die Produktion von Präzisionsschablonen, gefolgt von zahlreichen Kerntechnologien wie dem Elektropolieren oder einem neuen Verfahren zum verzugsfreien Einschweißen der Metallschablonen. 2015 übernimmt das Tochterunternehmen die Mutter und liefert nun beide Produktgruppen aus einer Hand. Es folgen Innovationen wie die CK-Stufenschablone, die dank eines patentierten Fräsverfahrens mit unterschiedlichen Blechdicken und definierten Druckrampen den Präzisionsdruck auf verschiedenen Ebenen in einem Druckzyklus ermöglicht. Eine haltbare Plasmabeschichtung trägt zum perfekten Schablonendruck bei.
Jubiläum mit Service Excellence
Um der weltweit steigenden Nachfrage gerecht zu werden, errichtete das Familienunternehmen vor zehn Jahren ein drittes Werk im ungarischen Industriestandort Györ. Die Christian Koenen Kft. operiert als eigenständige Schablonenfertigung und komplettiert das Jubiläumstrio. Mit insgesamt neun Schablonenlasern und fünf Präzisionsfräsen verfüge das Unternehmen über ausreichend Kapazität für den internationalen Markt, so Michael Brianda, der seit März 2018 die Geschicke der Christian Koenen GmbH leitet.
Unter der Führung des langjährigen Branchenprofis hat sich das Unternehmen mit variablen Fertigungsketten und herausragender Servicequalität einen Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb erarbeitet. „In der Elektronikindustrie reicht es längst nicht mehr aus, Kundendaten zu verarbeiten und daraus Werkzeuge herzustellen,“ weiß Brianda aus seiner langjährigen Managementerfahrung in der hochdynamischen Elektronikbranche. „Unsere Kunden erwarten den optimalen Mix aus Kompetenz, Qualität und Zuverlässigkeit, oder kurz Service Excellence.“ Entscheidend hierfür sei eine gelungene Kombination aus schneller Fertigung und Kundenberatung sowie kontinuierlichen Investitionen in Produktionsmaschinen und Inspektionssysteme“, so der Chef der Gruppe. Jede Schablone wird vor Auslieferung elektronisch inspiziert. Zum Thema Zuverlässigkeit gehören unter anderem stringente Wartungsprogramme für alle Maschinen und die Fähigkeit, Liefertermine zu jeder Zeit richtig einschätzen und zusagen zu können.
Unikate mit 24 Stunden Lieferzeit
Dank einer umfassenden Digitalisierung der Kundenkommunikation und begleitende Maßnahmen wie Mitarbeiterschulungen und dem jährlichen Ziel-Entwicklungsprogramm ZEP ist es der Unternehmensgruppe gelungen, individuelle Präzisionswerkzeuge mit Losgröße 1 binnen 24 Stunden zu liefern – und das bei rund 75.000 hergestellten Produkten pro Jahr. Der im November 2021 eröffnete Hallenanbau mit 300 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zum Logistikzentrum trägt ebenfalls zur schnellen Abwicklung bei. „Unsere Reklamationsrate liegt mittlerweile unter einem Prozent, die Liefertreue über 97 Prozent“, berichtet Frank Eberhard Günther, Technischer Leiter, stolz. „Unsere Kunden können sich auf uns verlassen. Wenn wir zusichern, dass wir liefern, dann liefern wir auch.“
Die interne Basis für diesen Performancesprung legte die Koenen-Gruppe bereits vor der Pandemiezeit, während derer sich die Branche digital schnell weiterentwickelte. „Wir gingen das Tempo mit und nutzten die Chance, die interne Kommunikation und Produktionsplanung mithilfe von Online-Tools noch schneller, transparenter und effizienter zu gestalten“, erklärt Frank Eberhard Günther und nennt als Beispiel das allmorgendliche Stand-up-Meeting. Dabei berichten die Abteilungsleiter der Schlüsselbereiche in maximal 15 Minuten die aktuelle Auftragssituation und sichern die kurzen Lieferzeiten gemeinsam mit der Geschäftsführung durch schnelle Entscheidungen ab. „Darüber hinaus sorgen wir mit Planungsmonitoren in der Fertigung und bei den Kundenbetreuern für Transparenz und Orientierung“, ergänzt der technische Leiter. Auf diese Weise lassen sich alle Produkte priorisiert verfolgen. Die eigens dafür entwickelte Software werde laufend optimiert.
Kooperativer Führungsstil
Als weiteren Erfolgsfaktor neben der Digitalisierung setzt die Geschäftsführung auf einen kooperativen Führungsstil. „Unsere Mitarbeitenden sollen sich einbringen. Dafür sind flache Hierarchien mit kurzen Entscheidungswegen wichtig. Nur so können wir die anspruchsvollen Kundenaufträge in top Qualität herstellen.“ Allerdings sei schnell liefern nicht gleichbedeutend mit schnell arbeiten, betont der Geschäftsführer. Es gehe vielmehr um kontinuierliche Prozessverbesserungen und Service-Excellence, die nur im konstruktiven Miteinander möglich sei.
Auch aus diesem Grund soll die familiäre Unternehmenskultur der Gruppe bewahrt werden. „Das soziale Gefüge ist für einen Fertigungsbetrieb wie uns wichtig“, so Brianda. „Wir müssen darauf achten, dass wir bei aller Informationsflut nicht an Persönlichkeit verlieren und uns ausreichend Zeit füreinander nehmen. Durch soziale Events und Feste halten wir die Nähe zur Belegschaft. Einmal im Monat treffe ich mich zudem abwechselnd in Ottobrunn und Györ mit dem ungarischen und deutschen Management.“
Wachstum mit neuem Miteigentümer
Die branchenführenden Kennzahlen machen das Unternehmen auch attraktiv für Investoren. 2022 veräußerte Christian Koenen Firmenanteile an die Beteiligungsgesellschaft Afinum und richtete das Unternehmen so auf internationales Wachstum aus. „Wir haben einen verlässlichen, partnerschaftlichen Gesellschafter gefunden, der ausschließlich in erfolgreiche Unternehmen investiert“, so der Firmengründer und Geschäftsführer. Die ebenfalls in München ansässige Afinum respektiere die Eigenständigkeit ihrer Firmen und fördere deren Wachstum aktiv.
Der Investor biete der Unternehmensgruppe gleichsam Kontinuität und attraktive Zukunftsaussichten, betont Christian Koenen. „Wir haben gemeinsam einen Fünf-Jahresplan für intensives internationales Wachstum erarbeitet.“ Außerdem lege Afinum großen Wert auf eine belastbare ESG-Strategie. „Das Thema Nachhaltigkeit war uns schon immer ein wichtiges Anliegen“, verdeutlicht Koenen. „Afinum unterstützt uns auf dem Weg zur angestrebten CO2-Neutralität mit wertvollen Impulsen, Erfahrungswerten und einem professionellen Netzwerk.“
Die Marktlage ist günstig
Ein wichtiges Wachstumsfeld bildet der Bereich alternative Energien mit Brennstoff- und Solarzellen. Der Automobilsektor zeigt im Zuge der Elektromobilität eine hohe Nachfrage nach Elektronik und Halbleiterbauteilen. Im Vergleich zu Verbrennern brauchen Stromer etwa dreimal so viel Elektronik. Der Ausbau des Mobilfunkstandards 5G benötigt neue, leistungsfähige Komponenten – für Smartphones, industrielle Kommunikation und autonomes Fahren.
Im Zuge der fortschreitenden Miniaturisierung wird auch die Medizintechnik zu einem wichtigen Wachstumsfeld für die Koenen Gruppe. Zu den interessanten Anwendungsfeldern zählen hier etwa Sensoren für Hörgeräte oder der Enzymdruck auf Blutzuckermessstreifen. Erst kürzlich wurde eine neue Sensorgeneration vorgestellt, der in der Blutbahn zirkuliert und künftig Krankheitsdiagnosen über das Smartphone ermöglichen könnte.
Die Geschäftsleitung ist sich sicher, dass die Unternehmensgruppe ihr Potenzial mit der neuen Ausrichtung signifikant steigern wird. Der Vertrieb soll umstrukturiert und wichtige Wachstumsmärkte erschlossen werden. Dazu zählt auch nach wie vor die Halbleiterfertigung, die immer kleinere Bauteile herstellt und sich zunehmend wieder zurück nach Europa und USA verlagert. „In den letzten Jahren konnten wir mehrere führende Halbleiterhersteller als Kunden gewinnen“, berichtet Brianda. „Wir sind stolz darauf, dass unsere maßgefertigten CK Stufenschablonen mit Plasmabeschichtung weltweit in steigender Stückzahl aus Deutschland geliefert werden.“
Kunden wollen Mehrwert
Das diesjährige Dreifachjubiläum – 55 Jahre Koenen GmbH, 20 Jahre Christian Konen GmbH und 10 Jahre Christian Koenen Kft. – bietet der Gruppe erneut Grund zum Feiern. Der Global Player mit familiärer DNA kommt überall dort ins Spiel, wo hochpräzise Druckprozesse gefragt sind. Ob für die Halbleiter-, Automobil-, Medizin- Luftfahrt-, Industrie- oder Energietechnik, ob SMD- und Semicon-Schablonen oder Präzisionssiebe für die Sensorfertigung: Dank ihrer verschiedenen Produktionsketten ist die Gruppe in der Lage, individuelle Anforderungen schnell zu realisieren. Bei Bedarf unterstützt sie ihre Kundschaft zudem mit Prozessberatung und Evaluierungen im eigenen Application Center.
„Am Ende entscheiden sich die Anwendenden für den größtmöglichen Mehrwert“, so Michael Brianda. Mit 55 Jahren Erfahrung, hocheffizienten Fertigungsketten und einem engagierten Team, das den Service Excellence Gedanken jeden Tag lebt und mitträgt, sind wir optimal für die zukünftigen Herausforderungen der Elektronikfertigungen vorbereitet.“