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Lieferketten: Druck auf Unternehmen steigt

Stimmungsbild des Deutschen Lieferkettentags
Lieferketten: Druck auf Unternehmen steigt

Lieferketten: Druck auf Unternehmen steigt
Redebedarf hinsichtlich der Sicherheit von Lieferketten gebe es vor allem mit den größten außereuropäischen Handelspartnern USA und China. Bild: Andres Mejia/stock.adobe.com (generiert mit KI)

Deutschlands Unternehmen stehen vor nie dagewesenen Herausforderungen, ihre Lieferketten zu sichern und zu diversifizieren: Die Bedrohungsszenarien in den Handelsbeziehungen werden zunehmend realer. Gleichzeitig suchen die Unternehmen dringend Entlastung mit Blick auf neue Bürokratiepflichten in der Lieferkettenüberwachung. Das ergibt ein Stimmungsbild in der Wirtschaft vor dem Deutschen Lieferkettentag am 06. November 2024, das verschiedene Verbände im Rahmen einer Umfrage erhoben haben – vor der US-amerikanischen Wahl.

Das Stimmungsbild haben der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh), der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und Der Mittelstandsverbund eingeholt.

Mit Blick auf die Umfrageergebnisse fordern die Verbände einen neuen Ansatz in der Handelspolitik und Lieferkettenüberwachung, der auf Pragmatismus und Dialog setzt. Von der Politik in Deutschland und der EU erwarte man hierfür endlich eine abgestimmte Strategie. Auf keinen Fall sollten bürokratische Berichtspflichten offenen Handelsbeziehungen im Weg stehen. Auf dem Deutschen Lieferkettentag 2024 wolle man deshalb ins direkte Gespräch mit Politik und Unternehmen gehen, um dringend benötigte Orientierung zu geben.

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Spannungen nach US-Wahl erwartet

Nach einer Rangliste der größten Bedrohungen für ihre Lieferketten gefragt, führten die befragten Unternehmen auf Platz 1 ganz klar „geopolitische Konflikte“ (82 Prozent) vor der Gefahr von Cyberkriminalität (8 Prozent) und Naturkatastrophen (6 Prozent) an.

Redebedarf gebe es vor allem mit den größten außereuropäischen Handelspartnern USA und China.

Redebedarf mit Handelspartner USA
Mit Blick auf die Zeit nach der US-Präsidentschaftswahl werden zunehmende handelspolitische Spannungen mit Europas wichtigstem Verbündeten erwartet. Fast ein Drittel (31 Prozent) der befragten Unternehmen befürchtet, dass die USA einen Alleingang mit generellen Importzöllen und „America First“-Ansatz beschreiten werden, weitere 59 Prozent halten mehr selektive Handelshemmnisse für wahrscheinlich. Nur 6 Prozent erwarten eine Abkehr vom Protektionismus und nur 4 Prozent glauben an eine Rückbesinnung zu einer kooperativen, multilateralen Handelsordnung.

Redebedarf mit Handelspartner China
Klärung suchen die Unternehmen auch mit dem Handelspartner China. Zwei von drei Unternehmen (64 Prozent) geben an, die EU müsse wegen stark subventionierter Exportprodukte selbstbewusster gegenüber der zweitgrößten Volkswirtschaft auftreten. Sich von China abzuwenden, sei dennoch keine Alternative, wie die enorme Verflechtung zeigt: Mit weitem Abstand sagten die meisten befragten Unternehmen (75 Prozent), China sei aktuell im Vergleich zu anderen Regionen für sie „sehr wichtig“ (44 Prozent) oder „wichtig“ (31 Prozent), gefolgt von Asien ohne China mit 30 Prozent und 36 Prozent Zustimmung. Die USA kommen deutlich dahinter auf Platz 3 mit Werten von 18 Prozent („sehr wichtig“) und 35 Prozent („wichtig“).

An den engen Verbindungen mit China werde sich für die Befragten auch in Zukunft nichts ändern. Zwar wird für die „kommenden Jahre“ erwartet, dass die Bedeutung asiatischer Nachbarn Chinas aufholen werde. Die Volkrepublik wird für die Mehrheit jedoch der wichtigste Handelspartner bleiben.

Lieferkettengesetz braucht Nachbesserungen

Die Bilanz nach nahezu zwei Jahren Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) fällt mehr als ernüchternd aus. Nach ihren praktischen Erfahrungen mit der Umsetzung gefragt, geben 62 Prozent der Unternehmen an, dass das LkSG für ihr Unternehmen „eindeutige Nachteile“ (35 Prozent) oder „eher Nachteile“ (27 Prozent) gebracht habe. Nur 14 Prozent finden, dass sie „eindeutig Vorteile“ (6 Prozent) oder „eher Vorteile“ (8 Prozent) hätten. Als wichtigste Gründe hierfür werden der enorme Bürokratieaufwand (71 Prozent) sowie Wettbewerbsnachteile (10 Prozent) und Compliance-Risiken (7 Prozent) genannt.

Folgen der Europäische Lieferkettenrichtlinie

Nach den konkreten Folgen durch die Europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) gefragt, antwortete die deutliche Mehrheit (71 Prozent), sie rechneten mit „höheren Kosten für die Umsetzung der Regeln und Dokumentationspflichten“ gefolgt von „unzumutbaren bürokratischen Belastungen“ (59 Prozent) und „Mehraufwand, weil auch andere Dienstleister und Kunden einbezogen werden müssen“ (56 Prozent). Immerhin 25 Prozent sieht „bessere Wettbewerbsbedingungen gegenüber schwarzen Schafen“. Nicht einmal jeder Fünfte (18 Prozent) erwartet „mehr Klarheit über die Geschäftspraktiken von Zulieferern“ zu bekommen.

Digitalisierung schaffe Transparenz und Sicherheit

Große Hoffnung setzen die Unternehmen darin, durch Digitalisierung mehr Transparenz und Sicherheit in den Lieferketten zu schaffen. 18 Prozent haben bereits ein digitales Upgrade ihrer Lieferkettenüberwachung durchgeführt, 12 Prozent sind derzeit in der Umsetzung und 28 Prozent haben es sich perspektivisch vorgenommen. Nur 21 Prozent kommen auch ohne digitale Werkzeuge aus.

Über die Umfrage

Die Umfrage wurde vom 18. September bis 25. Oktober unter den angemeldeten Teilnehmern des Deutschen Lieferkettentags, Mitgliedern der vier Verbände BGA, bevh, BME und Der Mittelstandsverbund und weiteren Unternehmen sowie Verbänden durchgeführt. Rund 32 Prozent der Teilnehmer waren Großunternehmen ab 1000 Beschäftigte, 24 Prozent Kleinunternehmen mit weniger als 49 Beschäftigten. 44 Prozent der befragten Unternehmen lagen dazwischen. (eve)

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