„Weltweit wächst der Halbleitermarkt im laufenden Jahr zwischen 21 und 27 Prozent auf 533 bis 559 Milliarden Dollar“, berichtet Stephan zur Verth, Vorsitzender der ZVEI-Fachgruppe Halbleiter-Bauelemente gegen Ende November 2021. „Treiber dieses hohen Wachstums sind die Digitalisierung sowie die grüne Transformation mit ihrer großen Nachfrage nach CO2-mindernden Technologien“.
Auch der europäische Markt entwickelt sich 2021 sehr gut. Nach ZVEI-Angaben wächst dieser im laufenden Jahr um rund 20 % auf 45 Mrd. Dollar. Ähnlich ist die Entwicklung in Deutschland: Hier verzeichnet der Markt ebenfalls ein hohes Umsatzwachstum von etwa 20 % auf 14 Mrd. Dollar. Die Prognose des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie für den Halbleitermarkt fällt deshalb optimistisch aus: „Im kommenden Jahr erwarten wir weltweit eine Umsatzsteigerung in der Spanne von vier bis zehn Prozent auf 556 bis 615 Milliarden Dollar“, sagt zur Verth. „In Europa gehen wir von plus acht Prozent auf 49 Milliarden Dollar aus.“
Fast ein Viertel aller Chips aus China
Um die Position Europas im Vergleich zu den USA und China zu bestimmen, erklärt zur Verth die Chip-Herstellung in Bezug auf Standort der Halbleiter-Fabrik, Design und Entwicklung von Chips sowie die Elektronikproduktion, bei der Chips verbaut werden. So werden etwa 23 % aller Chips in Fabriken produziert, die in China stehen. Doch handelt es sich hierbei größtenteils nicht um chinesische Firmen. Knapp 8 % aller Chips werden am Standort Europa gefertigt und rund 10 % in den USA.
Weltweit werden 50 % aller Chips von US-Unternehmen designed und entwickelt. Dagegen entwickeln und designen chinesische Unternehmen nur 5 % aller Chips. Zwar sei der chinesische Anteil am Welt-Halbleitermarkt bezüglich Design und Entwicklung gering, doch er wachse schnell, stellt der ZVEI fest. Europa besitze mit einem Anteil von 9 % aktuell noch einen nahezu doppelt so hohen Anteil wie China.
China ist weltweit größter Zielmarkt
Hinsichtlich der Elektronikproduktion handelt es sich bei China tatsächlich um den weltweit größten Zielmarkt für Halbleiter-Bauelemente, denn etwa jeder dritte Chip wird dort verbaut. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil Europas an den weltweiten Halbleiter-Abnehmermärkten nur bei 9 %.
Als positiv bewertet der ZVEI, dass die Koalitionsvereinbarung der kommenden Regierung die bedeutende Rolle der Halbleiterindustrie anerkennt und die Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie fördern will. Allerdings müsse der Ankündigung schnelles Handeln folgen. „Nur dann gehören Deutschland und Europa auch in Zukunft zu den weltweit sieben in der Halbleiterbranche aktiven Regionen“, so zur Verth. Für den aktuellen Versorgungsengpass gibt es laut zur Verth keine kurzfristige politische Lösung. Wichtig sei die Konzentration auf mittelfristige Projekte, wie beispielsweise IPCEI für Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien.
Engpässe bleiben – langfristig ist Politik gefragt
Es müsse jetzt darum gehen, die technologische Souveränität Europas langfristig zu sichern. Dafür müssen vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbessert werden. „Der ZVEI hat von Beginn an am IPCEI mitgearbeitet und setzt sich momentan dafür ein, dass das Projekt Fahrt aufnimmt. Vorhaben wie IPCEI, der European Chips Act, die europäische Industrieallianz für Prozessoren und Halbleitertechnik müssen schnellstmöglich angegangen werden, damit wir in Deutschland und Europa ein attraktives Investitionsklima gestalten können“, so zur Verth. (os)
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