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Interview mit Johannes Rehm zum 30-jährigen Firmenbestehen

Interview mit Firmengründer und Geschäftsführer Johannes Rehm zum 30-jährigen Firmenbestehen
Vertrauen als Grundstein des Erfolgs

Firmen im Artikel
Als mittelständisches Unternehmen produziert Rehm Thermal Systems thermische Systemlösungen für die Elektronik- sowie Solarindustrie und sorgt so für zuverlässige Funktion der Elektronik im Innern der Produkte zahlreicher Branchen. Kunden erhalten innovative Anlagen rund ums Löten, Beschichten, Testen und Aushärten elektronischer Baugruppen. Das Unternehmen ist geprägt durch hohe Fertigungstiefe und den Mut, auch neue Wege zu gehen und aktuelle Entwicklungen im Blick zu behalten. Dabei sind aktive Forschungsarbeit sowie maßgeschneiderte Systemkonstruktionen von Bedeutung und innovative Anlagenkonzepte entstehen in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten.

Vor 30 Jahren wurde der Grundstein für das erfolgreiche Firmenbestehen durch Johannes Rehm gelegt, der im Gespräch dazu näher eingeht.

Ihre Firma ist nun 30 Jahre alt. Sie haben ihr halbes Leben „in den Dienst“ der Firma gestellt. Was löst dieser Gedanke bei Ihnen aus? Zufriedenheit, Stolz?

In aller erster Linie Zufriedenheit. Wobei es mir immer wichtig ist, dass ich nicht allein die Geschicke der Firma lenke. Rehm Thermal Systems lebt von einer großen Mannschaft an motivierten Mitarbeitern, die ihre Aufgaben verantwortungsvoll und im Sinne der Firma erledigen. Als Einzelkämpfer kann man einen solchen Erfolg nicht erzielen. Und genau dieses Engagement wiederum macht mich auch in gewisser Weise stolz – die richtigen Mitarbeiter im Team zu haben, die die Firma und somit uns alle nach vorne bringen. Nur so ist Wachstum möglich.

Wenn Sie auf die 30 Jahre zurückblicken: Welchen Moment würden Sie als größten Erfolg bezeichnen?

Die größten Momente unserer Firma liegen ganz am Beginn unserer Firmengeschichte: Als uns Kunden wie Bosch oder Siemens schon früh ihr Vertrauen geschenkt haben – dafür bin ich heute noch dankbar. Wir konnten zum damaligen Zeitpunkt die erforderlichen technologischen Lösungen bieten, das war klar. Aber das Vertrauen, das diese großen Unternehmen in einen Zwei-Mann-Betrieb und unsere Systeme gesetzt haben, dessen finanzielle Sicherheit nicht mit anderen Firmen vergleichbar war, war enorm. Eben dieses Vertrauen in uns und unsere Systeme hat sicher den Grundstein für die weitere Entwicklung der Firma gelegt.

Gibt es zurückblickend Entscheidungen, die Sie heute anders treffen würden?

Natürlich gibt es Dinge, die man mit dem heutigen Wissen vermutlich nicht mehr genau so machen würde. Aber zum jeweiligen Zeitpunkt erschienen sie eben richtig. Wir haben in den vergangenen 30 Jahren viele innovative Systeme konzipiert und realisiert – immer mit dem Fokus eine gute Kombination aus den Anforderungen und Ansprüchen der Kunden und unseren eigenen Ideen zu erzielen. Es wurde nicht einfach „drauf los entwickelt“. Wir haben die Signale am Markt, im Hinblick auf neue Entwicklungen, immer beobachtet und mit innovativen Lösungen umgesetzt. Häufig ging es dabei um die Erhöhung des Durchsatzes für die steigenden Produktionskapazitäten und mit der raschen Entwicklung haben sich dann eben auch so manche Ideen überholt. Aber im großen Ganzen kann ich sagen: Wir sind meistens gut gefahren. Wir konnten über die Jahre viele Produkte und Prozesse erfolgreich im Markt platzieren – und unser Produktportfolio somit beachtlich erweitern.

Was sind die wesentlichen Faktoren für den Erfolg von Rehm Thermal Systems?

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor direkt zu Beginn unserer Firmengeschichte war eindeutig das Stickstofflöten. Wir waren – ich denke, das kann ich so sagen – damals die Einzigen, die so ein offenes und einfaches System zum Löten unter Stickstoff hergestellt haben. Die Technik der Zwangskonvektion wurde bereits Ende der 80er Jahre unumgänglich, weil die Surface-Mount-Komponenten auf der Leiterplatte immer vielfältiger wurden und damit auch die unterschiedlichsten thermischen Verhältnisse auf einem Board in den Griff gebracht werden mussten. Wir brachten zum passenden Zeitpunkt eine Schutzgasanlage auf den Markt, mit der man erstmals unter Stickstoff und Zwangskonvektion hochwertige SMD-Baugruppen herstellen konnte. Nach den Luft- und Stickstofflötanlagen kamen allerdings schnell die Trocknungssysteme dazu – diese eröffneten uns weitere Möglichkeiten. Bis heute haben wir unser Produktportfolio immer den Marktanforderungen angepasst – und sind damit erfolgreich gewesen.

Gerade erst ist der Neubau am Firmenhauptsitz fertig geworden: Was verbindet die Firma Rehm mit dem
Standort Blaubeuren-Seißen?

Blaubeuren-Seißen ist nicht nur unser Firmenstandort, sondern die Region, in der viele unserer Mitarbeiter wohnhaft sind. Bei der Planung des Neubaus stand es daher zu keinem Zeitpunkt zur Debatte, ob dieser woanders gebaut werden sollte. Blaubeuren-Seißen ist und bleibt der zentrale Standort der Firma Rehm. Um auch in Zukunft keine baulichen Engpässe zu bekommen, haben wir bereits vor einiger Zeit ein benachbartes Firmengrundstück erworben –
so bleibt Platz für Neues. Auch an unserem chinesischen Standort in Dongguan haben wir 2020 ebenfalls ein neues Firmengebäude bezogen. Dies ist unweit vom bisherigen Standort entfernt, sodass die Mitarbeiter auch hier keine große räumliche Veränderung haben.

Was sind die aktuellen Herausforderungen für einen
Mittelständler?

Eine der größten Anforderungen ist, den Marktanforderungen gerecht zu werden – bei gleichzeitig signifikantem Preisdruck. Im Bereich Automotive – und der Großteil unserer Kunden kommt aus diesem Sektor – war bereits im Jahr 2019 eine leichte Rezession zu spüren. Auslöser hierfür waren unter anderem die steigende Bedeutung und Nachfrage an Elektromobilität und damit verbunden die Produktionsrückgänge im Bereich der bis dato „klassischen“ Antriebstechnologien… durch die Entwicklungen der Corona-Pandemie, die natürlich ganz aktuell die sicherlich größte Herausforderung ist, hat sich die leichte Rezession aus 2019 natürlich immens verstärkt.

Wo sehen Sie das größte Entwicklungspotenzial für
Rehm Thermal Systems?

Wir haben in den vergangenen 30 Jahren ein beachtliches und breit gefächertes Produktportfolio geschaffen. Für die Zukunft ist es wichtig, dieses Produktportfolio in den jeweils dafür vorgesehenen Märkten optimal zu platzieren, es serienreif und marktreif zu machen und gleichzeitig dennoch offen zu sein für Neues, für neue Technologien, für neue Themen, für neue Märkte. Hier spielt unter anderem das Thema Elektromobilität eine große Rolle und die Frage, welche Systeme wir für die Produktion von Komponenten für den elektrischen Antrieb bereitstellen können. Es werden also künftig bestimmt auch zusätzliche Produkte in unserem Produktportfolio hinzukommen. Der Bereich Medizinelektronik sowie die Lebensmittelbranche könnten in Zukunft weitere potenzielle Märkte für unser Unternehmen sein.

Mit welchen Themen wird sich Rehm Thermal Systems
künftig beschäftigen?

Momentan richtet sich der Fokus immer stärker auf den Bereich innovativer Softwarelösungen für die Anlagen und Fertigungsumgebungen. Dies liegt daran, dass die physikalischen Grenzen im Bereich des Lötens und des eigentlichen Maschinenbaus langsam erreicht sind. Man kann hier das Rad irgendwann nicht mehr neu erfinden. Aber im Bereich Software gibt es noch großes Entwicklungspotenzial. Künftig werden Künstliche Intelligenz, aber auch Systeme zum Wartungsmanagement eine wichtige Rolle spielen. Predictive-Maintenance-Konzepte im Service, die ermöglichen, dass die Anlagen beispielsweise selbstständig erkennen, wann ein Teil vorzeitig ausgetauscht werden sollte, helfen, einen großen Leerlauf in der Produktion oder gar einen Linienstillstand zu verhindern. Weiterhin wichtig ist auch die Speicherung und Archivierung von Produktionsdaten zur lückenlosen Nachverfolgbarkeit im Sinne von Traceability. Auch da gibt es noch großes Zukunftspotenzial.

Was bedeutet das Firmenjubiläum für Sie persönlich?

Die vergangenen 30 Jahre sind für die Firma Rehm – meistens – eine großartige Erfolgsgeschichte. Natürlich hätten wir einen Plan B gehabt, falls irgendwas schiefgelaufen wäre. Aber nun ist es umso schöner, dass sich die Firma so prächtig entwickelt hat. Was uns so weit gebracht hat? Die Nähe zu unseren Kunden, das war von Anfang an unsere Stärke und unser größtes Anliegen. Wir wollten nicht nur Maschinen verkaufen, sondern die Kunden bestmöglich unterstützen, beraten und miteinbeziehen – und ich glaube, das gelingt uns bis heute sehr gut.

Was wünschen Sie sich für Rehm Thermal Systems?

Ein gesundes Wachstum und kreative Mitarbeiter.

Noch eine persönliche Frage: Wie bringen Sie Familie und die Firma in Einklang?

Einfach die Firma und die Familie strikt trennen – dann klappt das ganz prima (lacht).

Und ganz zum Schluss: Was zeichnet Rehm Thermal Systems aus? Können Sie hier drei Schlagwörter nennen?

Klar, meiner Meinung zeichnen diese drei Dinge die Firma Rehm Thermal Systems besonders aus: Die Innovationskraft, die Serviceleistungen, die über den reinen Anlagenservice hinaus gehen und durch Seminare und Anwenderschulungen bei uns im Haus oder beim Kunden vor Ort ergänzt werden und zu guter Letzt die Internationalität unserer Firma. Wir haben uns in den vergangenen 30 Jahren ein weltweites Netzwerk aufgebaut, auch gerade durch unser Werk in China mit mehreren Standorten in Asien sowie die bereits langjährigen Niederlassungen in den USA, Tschechien, Ungarn, Mexiko und Russland. Weitere Expansionen sind nicht ausgeschlossen.


Rehm Thermal Systems feiert 30-jähriges Bestehen

Angefangen hat im April 1990 alles in einer kleinen Garage
inmitten auf der Schwäbischen Alb. Heute, 30 Jahre später, ist Rehm Thermal Systems ein global agierendes Unternehmen und Technologie- sowie Innovationsführer im Bereich thermischer Systeme, insbesondere im Bereich von Reflow-Lötanlagen.

Als sich Johannes Rehm Anfang der 1990er dazu entschloss,
den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, war die

Reflow-Löttechnik noch ganz am Beginn ihrer Entwicklung. Eigene Ideen umsetzen, innovative technische Lösungen finden und Lötsysteme für verschiedene thermische Anwendungsfelder konstruieren und bauen: Das war seine Erfolgsidee. Er erkannte früh die immer größer werdende Nachfrage nach kleinen, günstigen Lötanlagen Ende der 1980er/Anfang der 1990er, nutzte die Chance und gründete die Rehm Anlagenbau GmbH, seit 2008 Rehm Thermal Systems GmbH – sein erster Mitarbeiter war Wolfgang Zeifang, der heutige technische Betriebsleiter.

Die neuen Reflow-Lötanlagen aus dem Hause Rehm hoben sich deutlich von den bereits bestehenden Anlagen auf dem Markt ab: Sie hatten eine leicht zugängliche, zu öffnende und gasdichte Prozesskammer und ermöglichten so die Realisierung stabiler Lötprozesse auch unter Stickstoffatmosphäre. Mit dieser Idee
erfand Johannes Rehm zwar nicht die Reflowlöttechnik neu,
gab der gesamten Branche aber den nötigen Auftrieb und
machte Rehm Thermal Systems zu einem der wichtigsten Anbieter für Reflow-Lötsysteme unter Einsatz von Stickstoffatmosphäre.

Anlässlich des 30-jährigen Firmenjubiläums sind bereits die nächsten Rehm Technology Days in Planung. Es erwarten Sie zwei Tage vollgepackt mit interessanten Fachvorträgen aus Forschung und Praxis, Workshops und Live-Demos in unserem Maschinenpark sowie Zeit für Diskussionen und Gesprächen
mit Teilnehmern und Referenten. Aufgrund der aktuellen Situation in Bezug auf Covid 19 wird der konkrete Termin der Rehm Technology Days jedoch erst Anfang nächsten Jahres bekannt gegeben, um für das internationale Fachpublikum und Referenten genug Planungssicherheit zu haben und die Veranstaltung möglichst ohne Einschränkungen durchführen zu können.

www.rehm-group.com


kurz & bündig

Ein Hersteller von Reflow-Lötsysteme mit Konvektion oder Kondensation sowie Trocknungs- und Beschichtungsanlagen produziert seit 30 Jahren erfolgreich energieeffizientes Fertigungsequipment für die Elektronik- und Photovoltaikindustrie. Zudem werden maßgeschneiderte Applikationen rund um das Löten, Beschichten und Aushärten von Baugruppen realisiert.

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