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Wer mit EMS-Unternehmen oder OEMs über die Gründe für die schleppende Vernetzung im Bereich der Elektronikfertigung spricht, wird meist auf fehlenden Schnittstellen und Standards verwiesen. Und in der Tat: Elektronikfertiger, die Maschinen unterschiedlicher Hersteller in ihren Linien vernetzen wollten, mussten bisher großen Aufwand treiben. Standards fehlten und wenn welche vorhanden waren, dann konnte diese – Beispiel SMEMA – mit den Anforderungen einer Smart Factory nicht mithalten.
Mit ASM hat nun der erste der großen Equipment-Lieferanten ein Konzept für eine durchgängige Integration vorgestellt.
Fünf Ebenen der Integration
Über fünf Ebenen von der Maschine über die horizontale und vertikale Integration von Linienprozessen bis hin zur Fabriksteuerung über MES-Lösungen und zur cloud-basierten Vernetzung weltweit verteilter Fertigungen spannt sich das Spektrum der ASM-Lösungen im Bereich Schnittstellen und Integration.
Ebene 1 ist die Ebene der Maschinen des Unternehmens mit dem lückenlosen Tracking & Tracing von Leiterplatteninformationen beim Durchlaufen der SMT-Linien. Hierfür hat das Unternehmen
gemeinsam mit anderen Equipment-Herstellern erfolgreich
IPC-HERMES-9852 als offenen, von der IPC unterstützten SMEMA-Nachfolgestandard etablieren können. Der neue Standard nutzt mit TCP/IP ein modernes, leistungsstarkes Dateninterface für die M2M-Kommunikation in der Linie, funktioniert kabelgebunden oder kabellos. Die aktuelle spezifizierte Version 1.1. des Standards fokussiert auf das Board-Management und das Tracking der Board-IDs beim Durchlaufen der Linien. So lassen sich Leiterplatten nach einem einzigen UID-Scan maschinen- und herstellerübergreifend beim Transport durch die Linie verfolgen. Zusätzliche Scan-Vorgänge und dafür erforderliche Geräte vor den einzelnen Maschinen entfallen, was die Linien verschlankt und kostengünstiger macht. Zu jeder Zeit können auf Board-Level Status- und Prozessinformationen ergänzt und nachverfolgt werden. Insbesondere diese letztgenannten Möglichkeiten entlasten die Kommunikation mit übergeordneten Systemen.
Ebene 2 ist die Ebene für ‚Connectivity‘. Hier nutzt das Unternehmen sein bewährtes, bidirektionales OIB-Hochleistungs-Interface, um die eigenen Maschinen und die von ihnen produzierten Daten in Prozesse und Lösungen einbinden zu können. Auch Elektronikfertiger und Integratoren erhalten über OIB Zugriff auf alle relevanten Informationen der Maschinen des Unternehmens. Für die Steuerung aller relevanten Workflows rund um seine SMT-Linien werden moderne Planungs-, Programmierungs-, Optimierungs- und Steuerungssoftware an – bis hin zur SMT-spezifischen Materialflusssteuerung mit dem Material Manager des Unternehmens angeboten.
Dort wo Elektronikfertiger neben ASM Equipment die Maschinen anderer Hersteller auf Line Level integrieren wollen, beginnt in der Integrationspyramide des Unternehmens die Ebene 3: M2M-Kommunikation über den offenen IPC CFX Standard (Connected Factory Exchange). Zu den Unterstützern dieser Industrie 4.0-Initiative gehören neben dem Unternehmen alle anderen großen Equipment-Lieferanten. Dies sichert den Elektronikfertigern eine Integration mit vergleichsweise geringem Aufwand und großer Zukunftssicherheit. Zugleich adressieren IT-Lösungen mit diesem Standard eine breite Maschinenbasis. Über IPC CFX können Maschinen verschiedener Hersteller Statusinformationen an übergeordnete Systeme übertragen und zugleich Steuerungsinformationen empfangen.
Critical Manufacturing mit MES-Lösungen
für die Branche
Über IPC CFX lassen sich Maschinen an die fabrikweite Steuerung mit modernen MES-Lösungen anbinden. Auf dieser Ebene 4 der Integrationspyramide hat das Unternehmen im Sommer 2018 die letzten Lücken geschlossen: Mit der portugiesischen Critical Manufacturing wurde in ein Team von Software- und Integrationsexperten investiert, deren MES zu den modernsten Systemen am Markt gezählt wird; ein echter Coup, denn Critical Manufacturing punktet bei Elektronikfertigern zudem mit jahrelanger Branchenerfahrung – zu den Kunden gehören einige der weltweit größten Chip- und Elektronikhersteller. Erstmals kann das Unternehmen damit eigene MES-Lösungen anbieten und bei Integrationsprojekten auf Fabrikebene und mit Maschinen anderer Hersteller auf das Know-how der portugiesischen Spezialisten zurückgreifen. Elektronikfertiger sind aber an die ASM-eigene MES-Lösung nicht gebunden, sondern können das Equipment des Unternehmens auch weiterhin über die offenen Interfaces an beliebige MES-, ERP- oder andere Systeme andocken.
Ebene 5: Industrielle Cloud-Lösung für die standortübergreifende Vernetzung
Die fünfte und letzte Ebene ist die fabrik- und standortübergreifende Integration über Cloud-Lösungen. Hierfür hat sich das Unternehmen mit großen Industrieunternehmen wie DMG Mori Seiki, Dürr und Zeiss sowie IT-Experten der Software AG zusammengetan und die IIoT-Plattform ADAMOS ins Leben gerufen. Warum eine eigene IIoT-Plattform? Weil produzierende Industrieunternehmen an eine Cloud ganz andere Anforderungen als Privatanwender, Büro- oder klassische IT-Anwendungen stellen – nicht zuletzt in den Bereichen Sicherheit und Latenz. Von der Industrie, für die Industrie – anders als die großen Cloud-Anbieter wie Amazon, Google, Microsoft & Co. adressiert ADAMOS die spezifischen Anforderungen von produzierenden Unternehmen. Über ADAMOS können Elektronikfertiger mit dem Unternehmen die standortübergreifende Integration vorantreiben – beispielsweise mit Monitoring- oder Preventive Maintenance-Lösungen, die weltweit alle Standorte eines Elektronikfertigers flexibel vernetzen. Auch die ADAMOS-Plattform ist offen. Ähnlich wie bei den bekannten App-Stores von Apple & Co. werden Kunden auch auf ADAMOS industrielle Apps von Herstellern wie ASM aber auch von externen IT-Entwicklern finden.
Ein Unternehmen geht voran
Eine ebenso durchgängige wie offene Integrationspyramide von der einzelnen Maschine bis in die Cloud – damit setzt das Unternehmen neue Maßstäbe im Kreis der Ausrüster für Elektronikfertigungen. Kunden erhalten nicht nur Zugriff auf State-of-the-Art Hardware und Software für alle Workflows in der Fertigung, sondern öffnen sich mit dem Unternehmen zugleich auf allen Ebenen für Integration und Vernetzung. Im productronica-Jahr 2019 geht das Unternehmen damit klar voran und wird zur wichtigsten Branchenmesse wohl bereits in der Praxis erfolgreiche Integrationslösungen und -projekte für die Smart SMT Factory vorstellen können.