Nachdem sich die EU-Institutionen auf die Einführung eines Rechts auf Reparatur geeinigt haben, soll es künftig einfacher und günstiger werden, Produkte reparieren zu lassen, anstatt sie neu zu kaufen. Trotzdem zeigt eine aktuelle Verbraucherumfrage der GfK im Auftrag des ZVEI, dass das Reparaturverhalten in Deutschland von der Art des defekten Elektrogerätes abhängig ist und dass die Konsumenten den Ersatz eines defekten Gerätes gegenüber der Reparatur grundsätzlich bevorzugen.
Wunsch nach neuem Gerät oft stärker
So haben drei Viertel der Deutschen defekte Elektrohaushaltsgeräte in den zurückliegenden zwölf Monaten nicht reparieren lassen, sondern ersetzt. Bei Geräten der Unterhaltungselektronik waren es rund zwei Drittel, die sich für ein Ersatzgerät entschieden.
Dafür gibt es laut der Umfrage primär vier Gründe. Weit vorn steht der Wunsch nach einem neuen Gerät, sagt ein Drittel der Befragten. Auch Preis, Zeit und Reparierbarkeit spielen eine Rolle. Drei von zehn Befragten begründeten den Ersatz damit, dass ein Neukauf günstiger gewesen sei als eine Reparatur. Knapp ein Viertel gab an, eine Reparatur hätte länger gedauert als der Ersatz. Für 16 % der Befragten sei eine Reparatur nicht möglich gewesen. 27 % erkundigten sich angesichts von defekten Geräten nicht nach einer Reparaturmöglichkeit.
Chancen von Reparaturen mehr in den Fokus rücken
„Verbraucherinnen und Verbraucher ziehen eine Reparatur defekter Geräte oft nicht in Erwägung, sondern nutzen den Defekt als Anlass für die Anschaffung eines neueren Modells. Insbesondere bei Hauhaltkleingeräten und Unterhaltungselektronik prüfen sie die Option einer Reparatur offenbar vielfach nicht“, sagt Carine Chardon, Leiterin des Bereichs Consumer im ZVEI.
Neben einer grundsätzlichen Stärkung der Reparaturmöglichkeiten brauche es daher auch mehr öffentlichkeitswirksame Kommunikation wie staatliche Kampagnen und Anreize für Reparaturen. „So rücken die Chancen von Reparaturen mehr in den Fokus und die Reparaturkultur insgesamt wird gestärkt“, unterstreicht Chardon. „Denn nur wenn Konsumenten defekte Geräte auch wirklich reparieren lassen, statt sie zu ersetzen, sind die von der EU angestoßenen Maßnahmen wirkungsvoll.“
Mehr als die Hälfte wendet sich an Kundendienst der Hersteller
Immerhin jeder Fünfte ließ laut der Umfrage ein Elektrogerät reparieren oder reparierte es selbst. Am häufigsten wandten Verbraucherinnen und Verbraucher sich hierzu an den Kundendienst des Händlers oder des Herstellers. Gut die Hälfte der Befragten gab an, dass die Reparatur dort durchgeführt wurde, bei Elektrohaushaltgroßgeräten waren es sogar etwa 60 %.
Zugleich wurden fast ebenso viele Reparaturen über alternative Wege erreicht: Ein knappes Drittel wandte sich an unabhängige Reparaturbetriebe oder sogenannte Repair Cafes (29 %), jeder Sechste reparierte selbst oder ließ durch eine nahestehende Privatperson reparieren.
Gesetzlicher Rahmen stärkt Reparaturangebote
„Der bestehende gesetzliche Rahmen hat dazu beigetragen, die Reparaturangebote insgesamt zu stärken und die Optionen für Verbraucher zu erhöhen“, erläutert Carine Chardon. „Gerade wenig komplexe, für die Sicherheit unbedenkliche Reparaturen können gut von herstellerunabhängigen Reparateuren oder Privatpersonen vorgenommen werden.“
Gleichzeitig stellten Reparaturen von Elektrogeräten bei unsachgemäßer Durchführung oder bei mangelnder Fachkenntnis ein Sicherheitsrisiko dar, warnt sie. Entsprechend sei die zielgruppengerechte Zugänglichkeit von Reparaturinformationen und Ersatzteilen zielführend und auch künftig zu berücksichtigen. (jpk)