Die W. Kolb Fertigungstechnik GmbH aus Willich hat seit August 2022 ein Smart Warehouse von Stannol im Einsatz. Tobias Bach, Technischer Leiter SMT und zuständig für die automatische optische Inspektion (AOI) bei Kolb, erklärt die Vorteile einer digitalisierten Lagerung.
Kundenaudits besser meistern
Damit Lotpasten einwandfrei verarbeitet werden können, müssen bei der Handhabung einige Standards berücksichtigt werden. So ist beispielsweise, je nach Produkt, eine gekühlte Aufbewahrung zwischen 2 °C und 8 °C sicherzustellen. Zum Verarbeiten sollten Lotpasten vorab auf 25 °C temperiert werden – eine höhere Temperatur ist wiederum zu vermeiden. Zudem haben Lotpasten mit rund sechs Monaten eine relativ kurze Lagerfähigkeit. Für Tobias Bach war die Entscheidung, die benötigten Lotpasten digitalisiert zu lagern und zu verwalten, eine leichte, denn: Bei Kundenaudits werden häufig auch Fragen rund um das Thema Umgang mit Lotpasten im Betrieb gestellt, wie etwa: „Wie kann sichergestellt werden, dass keine Lotpasten eingesetzt werden, die bereits abgelaufen sind?“ oder „Wie wird gewährleistet, dass die Entnahmezeit korrekt festgehalten wird?“ „Es war bislang schwierig, diese Fragen zufriedenstellend zu beantworten, weil die manuelle Handhabung schwer zu belegen und zurückzuverfolgen ist. Das war eine Schwachstelle, die wir mit dem Smart Warehouse beseitigen konnten“, freut sich der Experte.
Erfassung von Entnahme- und Verbrauchszeit
Bei Kolb kommt das Kühlgerät derzeit für die Lagerung von zwei verschiedenen Lotpasten zum Einsatz. Bei Entnahme einer Dose per Knopfdruck wird automatisch ein Etikett gedruckt, auf dem sowohl die Entnahme- als auch die Verbrauchszeit festgehalten wird. „Nach der Entnahme aus der Kühlung sind die Lotpasten bei uns nach acht bis zwölf Stunden einsatzbereit. Diese Zeit wird auf dem Etikett vermerkt. Dies ist eindeutig und jederzeit klar nachweisbar“, betont Tobias Bach. Das gleiche gilt für die Verbrauchszeit, das heißt, die Zeit, innerhalb der die Paste verwendet werden kann, bevor sie zum Beispiel zu trocken wird.
Einfache Entnahme nach FIFO-Prinzip
Ein weiterer Vorteil: Nach dem „First-In First-Out“-Prinzip werden automatisch die Materialien zuerst ausgegeben, die bereits am längsten lagern. So kann sichergestellt werden, dass weniger Material das Haltbarkeitsdatum überschreitet. Alternativ kann nach entsprechender Programmierung die Ausgabe auch nach dem jeweiligen Haltbarkeitsdatum erfolgen. Dabei werden die Produkte zuerst ausgegeben, die am kürzesten haltbar sind. Stehen gelagerte Materialien kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums, kann das Gerät zudem eine Warnung ausgeben. Tobias Bach: „Die Handhabung von dem Gerät ist einfach und nahezu intuitiv. Es konnte problemlos in den laufenden Betrieb integriert werden und ist von den Anwendern hier im Betrieb gut angenommen worden.“
Automatisierte Bestellung
Die einzelnen Fächer des Smart Warehouse werden mit Barcodes versehen. Bei der Befüllung mit neuen Lotpasten wird sowohl dieser Barcode als auch die Artikelnummern der eingefüllten Produkte gescannt und die entsprechenden Daten im Gerät hinterlegt. So ist direkt ersichtlich, wo sich welches Produkt befindet, wieviel von welchem Material noch vorhanden ist oder wie lange die Lotpasten haltbar sind. Sinkt der Füllstand eines Produkts unter eine festgelegte Mindestmenge, kann von dem Gerät eine automatische Bestellung ausgelöst werden. „Bei uns geschieht dies automatisch per E-Mail. Hier arbeiten wir gerade noch an Feinheiten, wann zum Beispiel der richtige Zeitpunkt für die Auslösung einer Bestellung ist, wenn man etwa bestimmte Lieferzeiten für verschiedene Produkte berücksichtigen muss“, erklärt Bach.
Überwachter Kühlverlauf
Die Kühlung der Inhalte wird permanent überwacht und der Temperaturverlauf aufgezeichnet. So lassen sich auch im Nachhinein Temperaturprofile erstellen oder Einzeldaten zu einem bestimmten Produkt und Zeitpunkt abrufen. „Hier können wir zum Beispiel in Audits nachweisen, dass Produkt x an Tag y bei Temperatur z gelagert worden ist. Das gibt uns große Handlungssicherheit – und überzeugt letztendlich auch den Kunden, wenn es um die Qualitätssicherung geht“, betont Tobias Bach.
Personalisierte Ausgabe
Das Smart Warehouse bietet optional noch weitere Möglichkeiten. So lässt sich etwa die Ausgabe von verschiedenen Produkten auf bestimmte Personen beschränken bzw. festlegen. „Dies macht Sinn, wenn man die Verwechselungsgefahr minimieren möchte, zum Beispiel bei bleihaltigen und bleifreien Loten oder Lotpasten unterschiedlicher Legierungen und Korngrößen“, erklärt Thomas Kolossa, Leiter Vertrieb bei Stannol. Für den Experten kommen Unternehmen kaum noch um eine professionelle digitalisierte Lagerung herum – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels, in der es auch darum geht, die vorhandene Belegschaft mit arbeitserleichternden Maßnahmen bestmöglich zu unterstützen. Tobias Bach: „Für uns ist die digitale Lagerung eine wirklich smarte Lösung. Sie spart Zeit, Ressourcen und sichert einen fehlerfreien Ablauf, der sich auch noch lückenlos nachverfolgen lässt. Wir werden die Möglichkeiten, die das Gerät bietet, künftig noch weiter ausbauen.“
www.stannol.de | www.kolb-eld.com
Key Facts zum Smart Warehouse
- Materialausgabe nach Bedarf
- GSM-Internet-Modul
- Rückverfolgbarkeit
- Temperaturregelung und -überwachung
- First-in-first out-Materialausgabe
- Innenraum flexibel gestaltbar, kann an verschiedene Verbrauchsmaterialien angepasst werden
- personalisierte, kontrollierte Materialausgabe
- Mindestmenge definierbar
- Label konfigurierbar
- integrierter Label-Drucker