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Alleinstellungsmerkmal gesucht und gefunden

Interview mit Derek Gaston, CEO von Europlacer in Dorset (UK)
Alleinstellungsmerkmal gesucht und gefunden

Seit über 30 Jahren ist Europlacer im europäischen Markt positioniert. In der Vergangenheit hat man sich auf kleinere Firmen konzentriert, was den Anteil am Gesamtmarkt limitiert hat. Man wurde zwar als kleine Firma mit interessanten Ideen wahrgenommen, jedoch nicht als ernsthafter Player, der den Hauptmarkt adressieren kann. Eine Sichtweise, die noch vor 5 bis 10 Jahren gerechtfertigt war, doch in den letzten 5 Jahren hat eine deutliche Veränderung statt gefunden, über die Derek Gaston von der Redaktion befragt wurde.

Was unternimmt Europlacer, um sich in Europa als wichtiger Anbieter von Bestückmaschinen für den SMT-Fertigungsprozess zu positionieren?

In den letzten 5 Jahren haben wir uns auf die Zuverlässigkeit und Stabilität der Produkte konzentriert. Zudem hat unsere Zusammenarbeit mit Kunden, speziell in Asien, zu weitreichenden Verbesserungen geführt. Derzeit öffnen wir nun Türen in China und Korea, wo wir in der Vergangenheit nie als Lieferant in Betracht kamen. Die Arbeit in Asien ist für uns sehr wichtig, doch ist Europlacer vermutlich der einzige europäische Hersteller von Bestückautomaten, der global präsent ist und dennoch in der Lage, allein von seinem europäischen Geschäft profitabel zu wachsen. Sowohl in seinem Erscheinen sowie den Fähigkeiten und Möglichkeiten wie auch seinen Produkten, ist das Unternehmen gereift, und kann damit Anwender in der gesamten Elektronikindustrie ansprechen. Unser neuestes System iineo offeriert in einer einzigartigen Kombination Eigenschaften und technische Merkmale, die es bisher so nicht gab. Zur gleichen Zeit hat sich die europäische Elektronikindustrie weiter umorientiert, wobei noch größerer Wert auf flexible und schlanke Fertigungen gelegt wurde – das sind traditionell sowieso europäische Stärken. So ist es aufschlußreich zu beobachten, wie sich der Markt unserem Maschinenkonzept nähert, während wir zur gleichen Zeit soweit sind, daß wir die nächste Stufe in unserem Unternehmenswachstum angehen. Die Herausforderung ist nun, die alte, obsolete Wahrnehmung in einen Änderungsprozess zu bringen und gleichzeitig vom größeren Markt so akzeptiert zu werden, daß wir zeigen können, wozu wir heute in der Lage sind.
Sehen Sie Partnerschaften mit Unternehmen wie Dage oder Novatec als Teil Ihres Vorgehens bei der weiteren Gewinnung von Marktanteilen?
Wir sehen in strategischen Partnerschaften dieser Art einen wichtigen Schlüssel, wobei für alle Beteiligten klare Vorteile erkennbar sind. Unsere Geschäftsbeziehung zu Dage ist auf Großbritannien begrenzt, hier sind wir der Vertrieb für deren Produkte, da wir eine effiziente und marktnahe Vertriebsorganisation haben. Ob sich dieses Konzept jedoch in andere Märkte, wo wir unsere Produkte anbieten, so übertragen läßt, ist von vielen Faktoren abhängig. Die Beziehung zu Novatec ist davon völlig unterschieden. Dieses Unternehmen entwickelt Lösungen und bringt diese zusammen mit Partnern auf den Markt. Die Zuführtechnik von Lotkügelchen (Solder Balls), die wir zusammen entwickelt haben, ermöglicht Bestückmaschinen auf bisher nicht genutzte Art einzusetzen. Damit kann man einzelne Lotkügelchen sicher aus Bulk-Lieferungen aufnehmen, und dann dort platzieren, wo sie für die Verbindungen von Chips, von Subbaugruppen oder für ein HF-Screening benötigt werden. Wir sind immer interessiert, an Lösungen mit Kundennutzen und -wert zu arbeiten, was zudem Europlacers Image als innovatives Unternehmen fördert. Jedoch ist es nötig, solche Vereinbarungen auf eine begrenzte Zahl von strategischen Partnerschaften zu limitieren.
Welche großen Herausforderungen sehen Sie für das Unternehmen, um weiterhin positive Ergebnisse zu erzielen?
Ich meine wir als privat geführtes Unternehmen haben bereits eine sehr große Hürde genommen: die Existenzabsicherung in den ersten, schwierigen Jahren des neuen Jahrtausends. Wir haben uns dafür auf unsere Stärken konzentriert und weiterhin in Forschung und Entwicklung investiert. Die nächste große Herausforderung wird für uns sein, wie bereits erwähnt, das wir im gesamten Markt als Europlacer adäquat wahrgenommen werden, sowie auch die Kommunikation der Erneuerung, die bei uns stattfand. Wir haben deswegen vor kurzem unser Logo geändert, das damit das neue, weiter entwickelte Unternehmen Europlacer optisch signalisiert. Gleicherweise müssen wir uns intensiv der Änderung unserer langfristigen Wahrnehmung im Markt annehmen. Dies gilt speziell für Deutschland, wo wir in den vergangenen Jahren nicht so aktiv waren wie vorher. Unsere neue System-basis ist äußerst wettbewerbsfähig und ich meine, wir werden so lange weiter wachsen, wie uns der Markt die Möglichkeiten gibt, die wir verdienen.
Was war der wichtigste Erfolg seitdem Sie CEO von Europlacer sind?
Ich übernahm das Amt Ende des Jahres 2000, als sich der Rückgang in der Industrie auszuwirken begann. Ich meine, daß unsere erfolgreiche Bewältigung dieser problematischen Phase eine große Herausforderung darstellte, und an diesem Erfolg wird auch unsere Stärke deutlich. Wir haben diese schwierigste Periode, welche die Industrie jemals erlebte, ohne Kapitalzufuhr von außen oder der Aufnahme von Bankdarlehen gemeistert. Tatsächlich haben wir in dieser Phase sogar Bankverbindlichkeiten zurückgezahlt, und sind letztlich als stärkeres und deutlich schärfer fokussiertes Unternehmen mit attraktiven Systemen zurückgekommen. Es ist die größte Herausforderung, die unser Team mit großer Verpflichtung und Gewissenhaftigkeit gemeistert hat. Schwierigkeiten sind geeignet, die Sicht zu schärfen – wie ein Freund dazu sagt, „Notstand klärt, Bequemlichkeit verwirrt“. Als ein Ergebnis dieser Herausforderung steht das Unternehmen heute wesentlich besser da als vorher. Doch wir wissen auch, daß wir weiterhin ausgezeichnet arbeiten müssen, damit wir weiter vorankommen.
Worin unterscheidet sich Europlacer von den Mitbewerbern? Wird das Unternehmen eher als Global Player statt als europäische Firma wahr genommen?
Zum einen unterscheiden wir uns in unserer Technologie. Wir achten immer auf innovative Möglichkeiten, um Lösungen auf andere Weise zu realisieren, so daß wir unseren Kunden einen höheren Nutzen offerieren, als einfach die gleiche Sache nur schneller oder billiger zu machen. Ein Beispiel dafür sind die Verarbeitungsmöglichkeiten von Bauelementen und Boards auf unseren Bestückern. Die Maschine platziert 01005-Komponenten mit dem gleichen Kopf, der auch die großen Bauteile setzt, wohlgemerkt bei vergleichbarem Durchsatz. Das ist eine absolut spezielle und innovative Lösung. Die meisten Mitbewerbermaschinen haben die Fähigkeit für 01005-Komponenten nur mit sehr kleinen Bauteilgrößen (6 bis 10 mm) kombiniert. Unsere Suche nach der höchstmöglichen Flexibilität bedeutet, daß wir unsere Anwender in die Lage versetzen, mit weniger Maschinen auszukommen. Wir implementieren einen weiten Bereich von Funktionen und Möglichkeiten in einer Plattform, so daß die Kunden nicht in mehrere, unterschiedliche Maschinen investieren müssen. Unser System iineo weist beispielsweise eine sehr hohe Feederkapazität auf, und kann Boards bis zu einer Länge/Größe von 1,6 m aufnehmen. Letztlich reduziert das die Investitionen in Fertigungsequipment, wobei weniger Fertigungsfläche, Energie und Mitarbeiter benötigt werden. Zum zweiten sind wir höchstwahrscheinlich der einzige privat geführte Hersteller von Bestückmaschinen, der global präsent ist. Wir haben Niederlassungen in den USA, China und Europa, und stehen dennoch in Beziehung zu den lokalen Anwendern mit beiden Beinen auf dem Boden. Als privat geführtes Unternehmen sind wir flexibel und in der Lage, auf Kunden-Anforderungen kurzfristig und effizient zu reagieren. Durch die flexible Unabhängigkeit können wir uns auf profitable Geschäftschancen konzentrieren. Jeder weiß, wie schnell Fehlentscheidungen ein Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen können, speziell große, volumenabhängige Unternehmen sind sehr empfindlich dafür. Genau das ist auch die Ursache für den heute über den Preis geführten Wettbewerb bei Bestücksystemen. Wir sind profitabel in unserem europäischen Geschäftsfeld und können in den anderen Schlüsselmärkten im Wettbewerb aggressiv Paroli zu bieten. Obwohl wir deutliches Wachstum in Asien erwarten, sind wir für das Wohlergehen des Unternehmens davon nicht abhängig. Auch eine nachlassende Nachfrage in diesem Markt stellt keine Bedrohung dar.
Welche Pläne haben Sie für den deutschen Equipmentmarkt?
In den letzten vier bis fünf Jahren haben wir unsere Aktivitäten in Deutschland eingeschränkt, doch das wird sich nun ändern. Die frühere Wahrnehmung von Europlacer ist in Deutschland sicherlich insgesamt noch am ausgeprägtesten, aber sie reflektiert nicht unser heutiges Unternehmen. Wir müssen also sehr darauf achten, daß die Information über das neue Unternehmen Europlacer in der Branche ankommt, und wir den deutschen Elektronikherstellern klar unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten zeigen, insbesondere die Innovationen in der neuen Plattform. In den kommenden zwölf Monaten werden wir unser Geschäft in Deutschland vorantreiben. Nicht übersehen werden darf dabei auch, daß Deutschland den strategisch wichtigen Eingang in den osteuropäischen Markt darstellt. Obwohl wir selbst nach Polen, Slowenien, Rußland, Weißrußland, usw. verkaufen ist uns bewußt, dass für die multinationalen Konzerne Deutschland immer noch eine wichtige Plattform in Zentraleuropa darstellt. Nachdem wir jetzt über die nötigen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Produkte verfügen, möchten wir auch den Zugang zu diesen großen Elektronikherstellern ausbauen, und dazu ist eine starke Präsenz und Wahrnehmung unseres Unternehmens in Deutschland sehr wichtig.
Die Redaktion bedankt sich für das geführte Gespräch.
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