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ASM Pacific Technology kauft Siplace

Gabriela Reckewerth, Director Global Siplace Marketing zum Verkauf an ASM Pacific Technology
ASM Pacific Technology kauft Siplace

Der Siemens Konzern hat sein Geschäft mit Siplace-Bestückautomaten an die ASM Pacific Technology Ltd. aus Hongkong verkauft. Welche Konsequenzen hat dies für das Unternehmen und dessen Kunden. Ein Interview mit Gabriela Reckewerth, Director Global Siplace Marketing zu diesem Thema.

Frau Reckewerth, Siemens hat den Siplace-Bereich verkauft. Wie sehen Sie diesen Verkauf und die Zukunft Ihres Unternehmens?

Ich sehe große Chancen in der neuen Konstellation – für unsere Kunden und für unser Team. Es war ja seit längerem bekannt, dass der Siemens-Konzern das Geschäft mit Bestückautomaten nicht mehr zum strategischen Kerngeschäft zählt und nach einem neuen Partner für das Siplace Team sucht. Diese Übergangszeit war in Kundengesprächen und für unsere Marke durchaus eine Herausforderung. Vor diesem Hintergrund ist der Kauf durch einen industriellen Investor, der tief in der Elektronikbranche verwurzelt ist und darin sein strategisches Kerngeschäft sieht, ein großer Gewinn. ASM Pacific Technology gilt bei seinen Kunden als qualitäts- und serviceorientiertes Unternehmen, das sich stark über technologische Innovationen positioniert. So investiert ASMPT weit mehr als 10 % ihres Umsatzes in R&D. All dies passt gut zu unserer Stellung als Technologieführer in der SMT- Bestückung. Hinzu kommt, dass sich sowohl unsere Produktportfolios wie auch unsere Vertriebskanäle, Siplace mit führender Position in Europa, den USA und bei internatio- nalen Großkunden sowie ASMPT mit exzellenten Kontakten und Vertriebsnetzen in der Breite in Asien, perfekt ergänzen.
Wie wird die Integration aussehen? Was erwartet ihre Kunden?
Es sind gute Nachrichten für unsere Kunden, und wir erhielten positives Feedback Viele unserer Großkunden kennen ASMPT und haben sehr gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit. Mich hat es sehr gefreut, dass wir so viel positives Feedback und Gratulationen, vor allem von den großen global agierenden EMS, bekommen haben. Es ist geplant, das Team als eigenständige Einheit zu integrieren. München bleibt Center of Competence. Personal, Fertigungs-, Entwicklungs- und Vertriebsstandorte sowie das Management-Team sollen komplett und mit ihren gegenwärtigen Strukturen integriert werden. Das erklärt sich zum einen aus unserem erfolgreichen Excellence-Restrukturierungsprogramm, über das wir in den letzten Jahren eine sehr schlanke und effiziente globale Cluster-Organisation aufgebaut haben. Schon in den letzten Monaten konnten wir als schlagkräftiger und agiler Mittelständler innerhalb des Siemens-Konzerns agieren. ASMPT kennt die Elektronikfertigungsindustrie sehr genau und weiß, dass wir uns jetzt nicht mehr mit langen Integrationsplanungen aufhalten müssen und dürfen, sondern voll und ganz auf unsere Kunden konzentrieren können. Unsere Kunden erwarten nach der überstandenen Krise und im beginnenden Boom ein Team, das sich voll auf ihre Bedürfnisse konzentriert. Der große Erfolg unserer laufenden Innovationsinitiative mit der neuen SX-Plattform und unseren Build-to-Order-Lösungen zeigt, dass wir den Kunden attraktive Antworten auf aktuelle Herausforderungen bieten können. Weder ASMPT noch das Siplace-Team sind hier an Verzögerungen, Verunsicherungen oder Unterbrechungen interessiert – ein zeit- und kapazitätenfressender Organisationsumbau wäre das falsche Signal zur falschen Zeit. Stattdessen werden wir uns darauf konzentrieren, unsere Kunden trotz der sehr stark ansteigenden Nachfrage optimal zu bedienen.
Und wo liegen die Synergien für ASMPT? Ihre neuen Eigentümer werden mehr als ein „weiter so“ erwarten!
Das ist richtig und das neue, gemeinsame Unternehmen wird große Synergien heben.Wichtig ist zu verstehen, dass wir nicht von einem Wettbewerber gekauft werden. ASMPT ist im Chip Assembly- und Back-End-Bereich der Elektronikfertigung beheimatet und sieht im SMT-Bereich ein neues, zusätzliches Standbein. Die Prozesse; für die das Unternehmen Lösungen bietet; und unser SMT-Bereich sind benachbart. Die Übernahme ist in erster Linie strategisch und wachstumsorientiert. Das Unternehmen sieht sein strategisches Kerngeschäft in der Elektronikfertigungsindustrie und erweitert dieses um Siplace. Und die Restrukturierung und laufende Innovationsoffensive zeigen, dass es bei uns schon vor dem Verkauf ein „weiter so“ nicht gab. Doch es gibt darüber hinaus weitere Synergiepotenziale.
Welche Synergien sind das und wie sollen diese genutzt werden?
ASMPT arbeitet hochprofitabel. Ein Grund dafür ist die hohe Wertschöpfungstiefe. Diese Kompetenzen werden wir auch hier nutzen können. Unsere Fertigungen in München und Singapur arbeiten hocheffizient und flexibel, der Einkauf im Verbund birgt aber noch großes Potenzial für Kostenreduzierungen bei Komponenten. Unsere Ingenieure und Fertigungsspezialisten werden eng mit den Sourcing-Spezialisten des neuen Eigentümers zusammenarbeiten. Synergien ergeben sich auch im Marketing- und Vertriebsbereich. Siplace ist als Technologieführer bekannt und eine enorm starke Marke mit ausgezeichnetem Ruf in aller Welt. Auch die Produkte der ASMPT gelten als qualitativ und technologisch hochwertig. Aus Marketing-Sicht ergeben sich sehr gute Ergänzung und ein extrem großes Potenzial für den weiteren Ausbau unseres Markenimages – in beiden Unternehmen. Die Vertriebsnetze weisen unterschiedliche Schwerpunkte auf. Wir sind absolut führend in Deutschland und Europa und stark in Amerika sowie bei internationalen Großkunden. Mit ASMPT verfügen wir über einen Partner mit führender Marktposition und breiter Aufstellung in Asien. Viele asiatische Kunden, die Produkte beider Firmen nutzen, haben uns bereits zum Deal gratuliert. Ich bin sicher, dass wir von den ausgezeichneten Kundenkontakten in Asien und China profitieren werden, während wir umgekehrt beim Ausbau der Vertriebsnetze in Amerika und Europa unterstützen können. Unsere Vertriebs- und Serviceteams werden wir dabei nicht zusammenlegen, sondern in der bestehenden Konstellation beibehalten. Und dann sehen wir mittelfristig noch Synergien in der Integration von Chip Assembly und klassischer SMT-Bestückung. Unsere neue CA bestückt ja bereits direkt aus dem Wafer und gibt somit erste Fingerzeige auf die technologische Weichenstellung. Weitere technologische Synergien zwischen beiden Unternehmen sehen wir auch im Boombereich LED-Bestückung. Diese Bereiche werden näher zusammenwachsen und das neue Unternehmen ist hierfür perfekt aufgestellt.
Siemens hat bei Firmenverkäufen unterschiedliche Erfolge. Was gibt Ihnen das Vertrauen auf einen Erfolg beim Verkauf der Siplace-Sparte?
Diese Frage bekamen meine Vertriebskollegen und ich vor allem in Gesprächen mit unseren deutschen Kunden gestellt. Ich kann hier aber bestätigen, dass Siemens aus den Erfahrungen gelernt hat. Die Vorbereitungen des Verkaufes waren sorgfältig und langfristig angelegt – Siemens hat uns in der Restrukturierungsphase optimal unterstützt – die Verhandlungsführung war umsichtig und professionell. Das Siplace-Management war jederzeit eng eingebunden. Hier verdienen die Kollegen aus der Konzernzentrale ein großes Lob. Das zeigt sich in vielen Details. Für unsere Mitarbeiter sind dabei sicherlich die weitgehenden Zugeständnisse bei der Arbeitsplatz- und Standortsicherung wichtig. Gleichzeitig hat Siemens eine gute, umfassende Kapitalisierung des veräußerten Bereiches verhandelt und außerdem selbst noch eine „Mitgift“ ebenfalls direkt in das Team gesteckt. Doch der größte Pluspunkt ist die Auswahl des Käufers, der nicht nur strategisch eine sehr gute Wahl ist. Die führenden Manager beider Unternehmen haben schnell zu einem gemeinsamen, konstruktiven Verständnis über die Herausforderungen der Zukunft und passende Maßnahmen gefunden. Als Marketingverantwortliche freue ich mich auf die bevorstehenden Aufgaben, sehe gute Chancen für eine noch stärkere Marke und für einen erfolgreichen Ausbau von Produktportfolio und weltweiter Kundenbasis.
Kann der Deal eigentlich noch scheitern?
Das Closing ist für Anfang 2011 geplant. Bis dahin müssen die Wettbewerbsbehörden und die Anteilseigner von ASMPT formal grünes Licht geben. Es gibt derzeit keinerlei Anzeichen auf mögliche Hindernisse. Unser Team geht also mit Volldampf voran. Auch für unsere Kunden ist es eine gute Nachricht, dass wir einen industriellen Investor gefunden haben, der die spezielle Dynamik der weltweiten Märkte für Elektronikfertigung versteht. Wir bleiben damit ein sehr vertrauenswürdiger, stabiler Partner, der ihnen die Technologien bietet, die sie heute und in Zukunft brauchen. Auf die damit verbundenen Aufgaben wird sich das Team jetzt voll fokussieren können.
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