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Automatisierung und Effizienz gesteigert

Julian Coates, Mentor Graphics, über die ODB++ Solutions Alliance und das ODB++-Format
Automatisierung und Effizienz gesteigert

Mentor Graphics ist ein Hersteller von Softwareprodukten aus den Bereichen Electronic Design Automation (EDA) und Embedded Software mit Sitz in Wilsonville im US-Bundesstaat Oregon. Als einer der weltweit größten Softwarehersteller unterstützt das Unternehmen mit seinen innovativen Produkten und Lösungen Entwicklungsingenieure bei jeder Herausforderung in der immer komplexer werdenden Welt des Leiterplatten- und Chipdesigns. Julian Coates, Director of Business Development, Valor Division, Mentor Graphics sprach mit dem Fachmagazin EPP über die ODB++-Lösung.

Herr Coates, können Sie uns vorneweg in wenigen Worten die Historie des ODB++-Formats erläutern?

ODB++ wurde von Valor Computerized Systems 1995 als Basis für mehr automatisierte und effizientere Design-for-Manufacturability(DFM)-Techniken sowie zur Herstellungsvorbereitung für die Leiterplattenfertigung entwickelt. Aufgrund der Effektivität, die das Format bietet, und auch der Art und Weise, wie es höherwertiges DFM-Feedback an die Designkunden ermöglicht, nutzte innerhalb weniger Jahre die Mehrheit der weltweit führenden Leiterplattenhersteller Softwarewerkzeuge auf der Basis von ODB++. Anhand von praktischen Erfahrungen mit diesem DFM-Feedback-Prozess wurde ODB++ erweitert, damit es eine vollständig fertigungsorientierte Version eines Leiterplattenentwurfs einschließlich Komponentenschichten direkt aus dem CAD-System erfassen kann. Das erweiterte Format erfüllte die Anforderungen von Bestückung und Fertigung und machte Gerber- und Excellon-Daten, Netzlisten und CPL für die Übergabe an die Fertigung überflüssig. Der nächste Schritt war es, das Format und die zugehörigen Werkzeuge an die Leiterplatten-Bestückungsprozessingenieure weiterzugeben, um so in den Leiterplatten-Bestückungs-Abteilungen die Grundlage für vollständiges DFM zu schaffen. Dieser letzte Schritt brachte die Erkenntnis, dass die Daten der Stückliste und die Liste der zugelassenen Lieferanten in einem normierten Modell der Komponenten und Komponenten-Pins mit enthalten sein sollten, damit ein reproduzierbarer DFM-Analyseprozess möglich ist. 1999 hat sich ODB++ als ein Format etabliert, das Leiterplattenfertigung, Bestückung und Test in einen Designprozess integrieren kann. Im folgenden Jahrzehnt kam es bei der Mehrheit der Top-Tier-Designer und –Hersteller zum Einsatz. Die Basis hierfür bildete die verfügbare Kombination aus Format, Werkzeugen, die Mehrwert aus den Daten schöpfen, und einem Netzwerk an Supportorganisationen, die die Kunden und ihre Implementierungen unterstützen.
Steht ODB++ der gesamten Industrie zur Verfügung?
Ja, ODB++ ist für alle verfügbar, sowohl in Bezug auf die Definition des Formats als auch auf seine Implementierung über kommerziell verfügbare Schnittstellen und CAD/CAM-Werkzeuge. So ist es seit über 15 Jahren und so wird es auch zukünftig bleiben. Softwareanbieter, die das Format in ihre kommerziellen CAD/CAM-Produkte implementieren möchten, bietet die ODB++ Solutions Alliance Zugang zu den Daten; Designer und Hersteller, die weitere Einzelheiten über das Format in Erfahrung bringen wollen, können entweder die nativen Daten in ihrer Applikation betrachten, unter www.odb-sa.com eine Kopie der Formatspezifikationen erhalten oder beides.
Welche Vorteile bietet ODB++ der Industrie?
ODB++ bietet der Industrie eine Reihe von Vorteilen. Erstens, die Entwicklung wurde durch die Zusammenarbeit eines führenden Werkzeuganbieters mit einem Netzwerk an Partnern forciert, die von den Anforderungen ihrer Kunden getrieben wurden. Der kommerzielle Anreiz, in eine Entwicklung zu investieren, um den Endanwendern Mehrwert zu liefern, sowie das direkte Engagement und Feedback von zunächst hunderten und nun tausenden von Anwendern, hat die Entwicklung des Formats zum Erfolg für den gesamten Markt geführt. Zweitens der Umstand, dass das Format für den Markt frei verfügbar ist, macht es zum De-facto-Standard, dem alle Beteiligten vertrauen.
Bekennt sich Mentor zur freien Verfügbarkeit von ODB++ in gleicher Weise wie Valor?
Die Strategie für ODB++ ist die gleiche wie immer: Das Format für die Industrie frei verfügbar. Dies schließt Lösungen von Drittanbietern über ein strukturiertes Partnerprogramm mit ein. ODB++-Partnerschaften können über oben erwähnten Website abgeschlossen werden, wo alle Interessenten willkommen sind.
Ist ODB++ ein formaler Standard? Wäre das überhaupt ein Vorteil für die Industrie?
ODB++ wurde zwar Normungsgremien zur Ratifizierung als Standard angeboten, in der jetzigen Form aber nicht standardisiert. Die Industrie hat ihre Chance, gleichzeitig die Vorteile der Standardisierung zu nutzen und umfangreichen Einsatz im Markt zu erlangen, bisher nicht genutzt. Wir würden uns für ODB++ sehr freuen, wenn es ein formaler Standard wird. Bis es soweit ist, werden wir seine rasante Entwicklung in Übereinstimmung mit den tagtäglichen Anforderungen der Anwender unterstützen. In unserer Branche gibt es keine große Historie bei Standards, die auf Ausschussebene adaptiert werden. Wenn Sie Beispiele wie Gerber, Excellon, etc. betrachten, deren Annahme immer von kommerziellen Lösungsanbietern, die mit ihren Kunden zusammenarbeiten, vorangetrieben wurde, dann war eine Standardisierung meist die logische Konsequenz. Wir würden die Standardisierung von ODB++ auf der gleichen Basis unterstützen.
Wer sollte ODB++ implementieren und warum?
Beim Übergang vom Leiterplattenentwurf zur Fertigung kann ODB++ einen erheblichen Anteil der Kosten, Zeitverzögerungen und Qualitätsrisiken übernehmen. Da zwischen Leiterplattenentwurf und Fertigung nicht mehr mit mehreren Low-Level-Dateien gearbeitet werden muss, kommt man ohne umfangreiche Datenbearbeitung aus. Dadurch beginnt die Entwicklungsarbeit am Fertigungs- und Bestückungsprozess schneller und mit einem höheren Automatisierungsgrad. Der Designer kann die Leiterplatte somit in kürzerer Zeit und mit geringerem Supply-Chain-Risiko fertigen und der Hersteller seine Betriebskosten senken.
Welche CAD-Systeme unterstützten ODB++- Output?
Alle namhaften CAD-Anbieter haben ODB++-Outputs. In den meisten Fällen werden diese Schnittstellen über das ODB++-Solutions-Alliance-Partnerprogramm erstellt und instand gehalten.
Können alle Hersteller ODB++ akzeptieren?
Die überwiegende Mehrheit mit ca. 80 Prozent der Leiterplatten wird mit Entwicklungsprozessen gefertigt, die ODB++-kom- patibel sind. Alle Top-Ten und mehr als die Hälfte der 50 größten EMS-Unternehmen sind vollständig ODB++-kompatibel.
Sobald ein Hersteller die ODB++-Daten seines Kunden hat, was macht er damit?
Die Hersteller verwenden ihre CAM-Software, um alle Programme und Befehle für den Betrieb der Produktionsstätte zu generieren. ODB++ auf diese Weise einzusetzen hat den Vorteil, dass der Hersteller kein Reverse Engineering von mehreren Dateien in seine Software durchführen muss, ehe er mit seiner hochwertigen Arbeit beginnt. Auf diese Weise erreicht der Hersteller die „serienreife“ Phase viel früher und mit geringerem Fehlerrisiko.
Meinen Sie, dass ältere Formate wie Gerber und Excellon in naher Zukunft abgeschafft werden? Wenn ja, können Gerber-Daten bei Bedarf aus ODB++ generiert werden?
Klar, ODB++ kann alles, was diese älteren Formate zusammen können. Es ist leichter automatisierbar, erfordert wesentlich weniger Vorbereitungszeit beim Hersteller und birgt weniger Risiken für den Designer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die älteren Formate noch wesentlich länger Bestand haben. Insbesondere da es eine stetige Zunahme in Richtung intelligenterer Verwendung von Formaten gibt. Und ja, ODB++ kann bei Bedarf jederzeit Gerber- und Excellon-Daten ausgeben.
Was würden sie einem Leiterplattenentwickler oder Hersteller sagen, der gerade erst von ODB++ gehört hat?
Was sollten deren nächsten Schritte sein? Ich würde folgendes vorschlagen: 1) Gehen Sie auf die genannte Website, um Informationen zu sammeln und mehr über den Anwendungsbereich und die nächsten Schritte zu erfahren. 2) Kontaktieren sie ihren Softwaretools-Anbieter und bitten sie ihn um Unterstützung beim Umstieg. Dies schließt etwaige Änderungen des Arbeitsablaufs mit ein. Um die Änderung der Design-to-Manufacturing-Schnittselle zu managen, sollte ein Gespräch mit dem Hersteller stattfinden, so dass jeder profitiert. Schließlich sollte der Umstieg in überlegten Schritten erfolgen. Überprüfen sie dabei die Zeit-, Kosten- und Qualitätsvorteile. Wenn sie den Meilenstein erreichen und beweisen können, dass keine anderen Daten für die Herstellung erforderlich sind sowie alle Prozesse wie vorgesehen laufen, schalten Sie die Gerber/Excellon/CPL/Netzlisten-Ausgabe ab.
Herr Coates, wir bedanken uns für Ihre Zeit.
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