Auch bei noch so gut eingefahrenen und kontrollierten Fertigungsprozessen ist es nicht möglich, Baugruppen gezielt fehlerfrei zu fertigen. Also müssen diese nach dem Löten getestet werden. Dabei streiten sich die Geister, ob für diese Aufgabe der Incircuit- oder Funktionstest der Bessere ist. Diesem Zwist begegnet die Firma Reinhardt mit einem Testsystem, das beide Gerätetypen miteinander kombiniert.
Peter Reinhardt, Reinhardt Testsysteme, Diessen/Obermühlhausen
Das Testen von elektronischen Flachbaugruppen ist wegen der auftretenden Fertigungsfehler unverzichtbar. Da die Fehlerraten zwischen 3 und 45% liegen ist klar, dass ein 100%-iger Test aller Baugruppen notwendig ist. Bisher wurde dafür der Funktionstest favorisiert. In der Regel liegt die Prüfgenauigkeit eines Funktionstests zwischen 80 und 90%. Nach dem heutigen Qualitätsdenken und dem Produkthaftungsgesetz sind solche Ausbeuten für Baugruppen, die in Endgeräte eingebaut werden und durch deren eventuelle Fehlfunktionen Menschen oder Maschinen zu Schaden kommen können, nicht tragbar. Ein umfassenderer Test als der Funktionstest ist deshalb notwendig: der Incircuit-Test. Bei diesem werden ganz besonders die Fertigungsfehler, die erfahrungsgemäß etwa 70 bis 80% aller Defekte ausmachen, erkannt.
Genau für diesen Bereich hat Reinhardt Testsysteme ein kostengünstiges und wirtschaftliches Testsystem (Bild 1) entwickelt. Das ATS-PCMFT-600-2 ist die Weiterentwicklung des Grundmodells ATS-PCMFT-600, dessen Funktionen den heutigen Anforderungen angepasst wurden. Dieses erweiterte Testgerät beinhaltet einen Incircuit- und Funktionstester mit umfangreichen Prüfmöglichkeiten. Es kann bis zu 448 Messkanäle abfragen. Der Incircuit-Test bietet einen Pinkontakt-, Lötfehler-, Bauteil-, Kurzschluss-, Unterbrechungs- und Polaritätstest an, der Funktionstest beinhaltet einen analogen, digitalen, Impuls- und Mikroprozessortest sowie eine Flash-RAM-Programmiermöglichkeit. Das auf Boundary-Scan, CAN-Bus und sonstige Feldbussysteme erweiterbare Gerät ist in der Lage, Leistungselektronik zu prüfen und automatisch optische Anzeigen auszuwerten. Das System bietet die Möglichkeit, Fehlerorte grafisch darzustellen und beinhaltet unter anderem einen Transientenrekorder, einen Logikanalysator, ein Qualitätsmanagement sowie ein Paket für die selbständige Systemkalibrierung nach ISO 9000.
Die Besonderheit dieses Incircuit- und Funktionstestsystems ist der kompakte Aufbau innerhalb eines Gehäuses, in dem sich auch der Rechner befindet. Damit besteht die Möglichkeit, dieses Gerät modular zu erweitern und den Aufgabenstellungen anzupassen. Das Gerät kann bis auf maximal 448 Messkanäle ausgebaut werden. Das bedeutet, dass man den Incircuit- aber auch den Funktionstest auf bis zu 448 Leiterbahnzüge (Testpunkte) erweitern kann, um auch Doppeleuropakarten oder komplexere Baugruppen damit zu testen. Die Einsatzgebiete dieses Geräts liegen in seiner Mindestausstattung hauptsächlich in der Sensorik. Damit können Sensorbaugruppen analog, digital und natürlich mit dem Incircuittest geprüft werden. Wie bereits erwähnt, lassen sich auch Feldbussysteme sowie alle Fähigkeiten, die die Testsystemfamilie ATS-KMFT 470 bietet, einbinden. Die einzigen Einschränkungen dieses Testsystems liegt darin, dass der Maximalausbau bei 448 Messkanälen liegt und die Einsteckleistungsmodule von Reinhardt in diesem Gerät nicht eingebaut werden können, weil die Wärmeabfuhr wegen der Größe des Testsystems nicht möglich ist. Es können jedoch beliebige Mess- und Stimuligeräte für den Leistungsbereich, wie beispielsweise das Powermodul Pomo-80 oder auch sonstige externe Geräte eingebunden werden. Diese Komponenten werden über die standardisierte Schnittstelle RS-232, optional auch RS-485 und IEC-/IEEE, betrieben und sehr komfortabel in die Oberflächenprogrammierung mit eingebunden. So können auch Baugruppen und Module mit einer höheren Leistungsaufnahme getestet werden.
Ein Adaptionskonzept, das speziell für Europakarten und Leiterplatten mit kleineren Abmessungen entwickelt wurde, steht genauso wie ein Adapter für Doppel- oder Vierfach-Europakarten oder Platinen mit ähnlichen Maßen zur Verfügung. Alle Adapterkonzepte aus dem umfangreichen Programm des Unternehmens können mit diesem System genutzt werden.
In das Testsystem können Erweiterungsmodule, die in maximal sieben Einsteckplätzen eingebaut werden. Das Prüfsystem kann so auf die entsprechenden Aufgabenstellungen mit den genannten Einschränkungen aufgerüstet werden. Für höhere Testansprüche bietet das Unternehmen die Prüfgeräte ATS-KMFT 470-2 beziehungsweise ATS-KMFT 670. Diese haben dasselbe Hardwarekonzept, bieten aber mehr Steckplätze. Dadurch können sie weiter ausgebaut werden und auch die Leistungsmodule wie das 3-fach Netzgerät, die 4-fach Last und die Wechselspannungsquelle nutzen. Die einfache und praxisnahe Programmerstellung sowohl im Incircuittest als auch im Funktionstest erlaubt das Erstellen von lauffähigen Testprogrammen in typisch ein bis zwei Tagen. Durch die günstigen Anschaffungsspreise bei gleichzeitig hoher Prüfgenauigkeit können selbst Kleinstserien ab 50 Stück mit diesem Testkonzept wirtschaftlich geprüft werden.
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