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China im Wandel

Flexible Anpassungsfähigkeit an aktuellen Marktherausforderungen
China im Wandel

Letzten Monat traf sich die Elektronikbranche wie jedes Jahr in Shenzhen (China) auf der Fachmesse „Nepcon Süd China“. Über 500 Aussteller aus 22 Ländern nutzten die Gelegenheit, ihre Produkte, Lösungen und Neuheiten den mehr als 32.000 Messebesuchern zu präsentieren.

Schon beim Eintritt in das 220,000m2 grosse Messegebäude fiel der ungewöhnlich laute Geräuschpegel auf, der um so lauter wurde, je weiter man sich in die imposante Halle hineinbegab. ‚Gross‘ ist schon mal ein erster Schritt, um im Farben-, Logo- und Lichtermeer der aufwendig konstruierten Messestände Aufmerksamkeit zu gewinnen – aber ‚laut‘ ist wohl noch viel besser! Eine Verschmelzung von Musik, Videos und live Präsentationen an jeder Standecke und an jeder Maschine,zusammen mit der Lautstärke der Stimmen von Stand-Personal und Messebesuchern in animierten Gesprächen war hier die Devise.
Der Markt ist noch rege – das spürt man. Und eine Messe wie Nepcon wird auch weiterhin sowohl von internationalen als auch von lokalen Firmen als ideale Platform für wichtige Produkt- & Software-Einführungen und Geschäftsankündigungen genutzt. So präsentierte sich Siplace nach der ASMPT Acquise von DEK erstmals zusammen mit dem Drucktechnologie-Marktführer als „ASM Assembly Systems – SMT Solutions“ auf einem Gemeinschaftsstand und kündigte auf einer Pressekonferenz den offiziellen Abschluss des Vertrags an. Auch weitere Firmen wie Juki, Panasonic, Samsung, Mycronic, Asys, BTU, Heller, Rehm Thermal Systems, Kurtz, Omron, Koh Young, Saki, Festo, Hiwin, Cognex, und Baumer ergriffen die Gelegenheit, neue Produkte und Lösungen vorzustellen.
Aber trotz des Lärms, der positiven Produktentwicklungen und -einführungen und des Investitionsbedarfs von chinesischen Herstellern sind auch unterschwellig, und im Gegensatz zu dem generellen lauten Geräuschepegel, leise vorsichtige Stimmen hörbar.
Schon seit einigen Jahren ist bei der Entwicklung der Lohnkosten in China eine jährliche Steigerung von über 10% erkennbar, in manchen Regionen sogar annähernd 20%. Die einst beträchtlichen Lohnabstände zwischen modernen Industrienationen und weniger entwickelten Ländern schrumpfen weiterhin. Die ehemaligen Geschäftsvorteile, die niedrigste Löhne mit sich brachten, kommen an ihre Grenzen. Der Druck zur Kostensenkung bleibt jedoch nachwievor bestehen. Und die in China oftmals typischen beschäftigungsintensiven Fertigungen im Niedrig-Margen-Geschäft befinden sich zunehmend in einer neuen und schwierigen Phase ihrer Entwicklung.
Die Löhne werden weiter steigen – das ist sicher. Dass Auftraggeber ihren Druck zur Kostenreduzierung lockern und ihre Qualitätserwartungen senken ist eher unwahrscheinlich. Welche Möglichkeiten bestehen also für Elektronikfertigungen in China, die eine Konkurrenzfähigkeit weiter sichern und ausbaün können?
Automatisierung
Um den steigenden Löhnen auszuweichen wäre die Automatisierung von derzeit noch manuell ausgeübten Fertigungsprozessen auf den ersten Blick naheliegend. In der Tat nimmt die Automatisierung in Bereichen wie Produktverpackung, Mess- & Prüftechnik und Warentransport auch schon zu. Niedrige Margen, regelmässige Produktwechsel, kurze Produkt-Lebenszyklen und hohe Investitionskosten machen eine Automatisierung jedoch oftmals unwirtschaftlich. Noch sind Roboter in China’s Fabriken eher die Ausnahme als die Regel, doch der steigende Lohndruck wird den Einsatz hochmoderner Technik definitiv beschleunigen.
Fertigungsmaschinen einheimischer Anbieter
Auch für die schon automatiesierten Fertigungsprozesse (Drucker, Bestückungsautomation, Reflow Öfen, usw.) sind durch einheimische Alternativen heutzutage oftmals Kosteneinsparungen möglich, die bei den steigenden Lohnkosten zu einem Ausgleich beitragen können. Chinesische Firmen wie GKG Asia und JT Automation Equipment Co bieten seriöse Alternativen zu ihren schon auf dem Weltmarkt etablierten Konkurrenten. Diese sind dadurch natürlich auch bestrebt, dem Kunden- und Konkurrenz-Druck mit eigenen Lösungen standzuhalten. Bei steigenden Material-, Fertigungs- und Lieferkosten auch für diese Unternehmen werden sich internationale und lokale Maschinen- und Lösungsanbieter im Preis-Leistungs-Verhältnis immer näher kommen, sodass ein Kostenvorteil auch hier langfristig nicht absehbar ist.
Umorientierung Produktions- strategie
Gelegenheiten zur Kostensenkung für Billigfertigungen bieten sich selbstverständlich immer noch in China selbst, besonders in Regionen, wo Löhne noch weit unter dem Niveau der schon etablierten Fertigungszonen liegen. Über die Grenzen hinaus sehen Länder wie Vietnam, Kambodscha, Malaysien und Indien ein Wachstum an Elektronik-Fertigungen, die sich in diesen Niedriglohnländern ansiedeln. So sehen chinesische Investoren also die Chance, ihre Fertigungen dort zu etablieren wo es wirtschaftlich Sinn macht. In den USA allein hat sich laut Rhodium Group Consultancy seit 2011 das Investment chinesischer Fertigungen von etwas unter US$400 Millionen auf in diesem Jahr bisher US$2 Billionen erhöht. Selbstverständlich spielen eine Vielzahl von Faktoren eine wichtige Rolle für den Entscheidungsprozess einer erfolgreichen Fertigungsstrategie (Wechselkurse, Politik, Investitionsaufwand, Energiekosten, etc.). Chinas gut ausgebildete Arbeiterschaft wie auch die gut ausgebaute und etablierte Beschaffungskette für Elektronikfertigungen sind weiterhin eine attraktive Wettbewerbskraft.
Mittelfristig wird Volatilität weiterhin den Markt prägen und der relative Kosten- und Wettbewerbsdruck wird nach wie vor dynamisch sein. Um also im globalen Fertigungsmarkt mithalten zu können, muss allerdings erkannt werden, dass es nicht darum geht, wer am lautesten schreit! Eher geht es darum, wer sich am besten und am flexibelsten an der sich ändernden Kostenstruktur des weltweiten Marktes anpassen kann.
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