Wolfgang Paggen Paggen Werkzeugtechnik GmbH
Selbst entwickeln, fertigen lassen, verkaufen – ist ein schlüssiges und häufig angewandtes Konzept vieler innovativer Unternehmensgründungen. So ist der Start meist preiswert mit einem gängigen CAD-Programm, viel Enthusiasmus und einem großen Maß an Selbstausbeutung zu realisieren, ohne sich mit einer teuren und ungeliebten, da unbekannten, Fertigung zu belasten.
Doch dann zeigt sich besonders bei erfolgreichen Produkten, dass die Rationalisierungsmöglichkeiten, welche höhere Auflagen mit sich bringen, wegen fertigungsfeindlicher Konstruktionen nicht realisierbar sind, ohne das Produkt völlig zu redesignen. Gerade aber jetzt, wo die ersten Nachahmer im Markt erscheinen, müsste man besonders preisflexibel sein, um das Rennen endgültig für sich zu entscheiden. Stattdessen ist der Vorsprung bereits vertan, noch ehe die Entwicklungskosten wieder hereingespielt sind und noch lange bevor man endlich zu den Großen gehört.
Spätestens jetzt wird vielen klar, dass es ohne entsprechendes Fertigungs-Know-how nicht mehr geht. Und –- dass dieses Know-how ins eigene Haus gehört. Eine Erkenntnis, welche die Nachfrage für Fertigungsanlagen vieler Entwicklungsschmieden deutlich steigerte. Die Bestätigung dieses Trends findet sich vor allem in der konsequenten Weiterverfolgung dieses Schrittes hin zu ganzen Fertigungslinien. Idealerweise sollten diese von Losgröße eins bis einige hundert wirtschaftlich arbeiten, mit vorhandenen CAD-Daten gefüttert werden und, ohne zusätzlichen Personalaufwand, hochwertige Baugruppen produzieren können. Der gesamte Prozess muss abgestimmt sein. Lötpaste, Schablone, Bestückungsautomat, Ofen und Baugruppenreinigung müssen zueinander passen, damit letztlich Preis, Leistung und Qualität stimmen. Eine Aufgabe, für die im Großbetrieb schnell mal eine Taskforce zusammengestellt ist, doch wer hilft dem Startup-Betrieb oder dem Einzelkämpfer?
Einerseits fehlt diesem Anwenderkreis die Zeit, sich mit den unterschiedlichen Techniken und deren Vernetzung im Sieb- und Schablonendruck, Dispensen, Bestücken und Reflow-Löten genügend auseinander zu setzen, zumal die eigene Erfahrung damit meist auf einige Monate Praktikum während des Studiums beschränkt ist. Andererseits ist eine vernünftige Auswahl der Geräte, ohne ausreichende Kenntnisse des Gesamtprozesses, nur schwer möglich. Kein Wunder, dass Unternehmen, die sich als Komplettanbieter präsentieren und ihren Kunden auch die nötige Prozessberatung bieten, gestärkt aus der Krise kommen werden, in die so manche Spezialisten unter dem Motto – noch schneller, noch größer, noch teurer – geraten sind. All zu sehr haben sie sich auf die „Großen“ im Markt konzentriert und die vielen kleinen und mittleren Betriebe vernachlässigt, die sich mit Fleiß und Innovationskraft Nischen geschaffen und erfolgreich verteidigt haben. Man darf gespannt sein, wie viele Hersteller dieses Marktsegment wieder neu entdecken und mit entsprechenden Innovationen bedienen werden, die SMT wird es zeigen.
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