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Einblicke und Ausblicke im Berner Oberland

Workshops zum Thema Kabelverarbeitung beim 4. Schleuniger Open House
Einblicke und Ausblicke im Berner Oberland

Bereits zum vierten Mal richtete die Schleuniger Gruppe ihr Open House aus. Dieses findet alle zwei Jahre stets im Wechsel mit der Productronica statt. Teilnehmer aus ganz Europa hatten vom 1. bis 3. Juli Gelegenheit, im Rahmen von organisierten Workshops in kleinen Gruppen das komplette Produktspektrum in Aktion zu erleben. Mehr als 300 Kunden und Wiederverkäufer des in Thun, Berner Oberland, beheimateten Kabelverarbeitungs-Maschinenherstellers waren der Einladung gefolgt. Vom Abisoliergerät und Crimpwerkzeug bis hin zu kompletten Verarbeitungslinien, Crimpvollautomaten und Transferlösungen wurden Maschinen für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche vorgestellt – darunter auch einige Produktneuheiten.

Die Workshops fanden an drei Tagen statt. In der Regel kamen die Kunden für einen Tag zum Workshop. Am Abend davor waren sie in diesem Jahr zum “Social Event” mit Dinner (hervorragende Schweizer Küche!) auf Schloss Schadau, direkt am Ufer des Thuner Sees, geladen. Nicht von ungefähr ist in diesem Gebäude auch das Schweizer Gastronomie-Museum untergebracht.

Gegen 8 Uhr am nächsten Tag wurde es ernst. In seiner Eröffnungsrede, die er den zahlreichen internationalen Besuchern zuliebe in Englisch hielt, begründete Martin Strehl, CEO von Schleuniger, zunächst die Übernahme durch die Metall Zug AG. Ein halbes Jahr ist das nun her. Der Schleuniger Eigner und Mehrheitsaktionär Gerhard Jansen (62) wollte seine Nachfolge regeln und so war das Unternehmen Anfang 2008 für 136 Millionen Franken an die Metall Zug AG gegangen. Schleuniger passte gut in das Konzept von Metall Zug. “Sie hielten Ausschau nach einer Nischenfirma in der Schweiz”, sagt Strehl, der früher Minderheitsaktionär und Chef von Schleuniger war. Heute ist er “nur” noch CEO der Schleuniger Gruppe, die jedoch als strategisch eigenständige Division der Metall Zug weitergeführt wird. Seine Aktien hat er verkauft. Viel habe sich durch den Eigentümerwechsel nicht verändert, “es sind bloß ein paar Schnittstellen hinzugekommen.” Die Strategie sei die gleiche und das Managementteam sei auch das gleiche geblieben. “Wir wollen uns als eigenständige Einheit weiterentwickeln. Mit der Nachfolgeregelung ging es uns darum, mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit sicherzustellen, dass das Aufgebaute weitergeführt wird.” Natürlich seien Erwartungen da, dass man profitabel wachse, sich neue Marktanteile sichere und in neue Gebiete innerhalb der Kabelverarbeitung hineingehe. “Mit der Übernahme durch die Metall Zug stehen wir nun finanziell stärker da als vorher. Als Privateigentümer ist man da vielleicht etwas zögerlicher als ein industrieller Eigentümer.” Sein Resümee: “Wir fühlen uns wohl unter diesem neuen Dach.” Für 2008 erwartet Strehl einen Umsatz von rund 120 Millionen Franken, wobei gut 10 Millionen – das entspricht in etwa der Differenz zum Vorjahresumsatz – auf die kürzlich erfolgte Akquisition der Pawo Systems AG entfallen werden.
Aufkauf der Pawo
Den Kauf der Pawo bezeichnete Strehl als Glücksfall. “Die Firma ist in zwei Bereichen stark, die Schleuniger gut ergänzen.” Es ist dies zum einen das Standardmaschinengeschäft, ähnlich wie Schleuniger das auch hat, aber eben mit anderen Applikationen (Tüllenmontagestationen). “Wir beherrschen das Abisolieren, das Crimpen der Stecker, aber für den Automotive-Bereich ist auch die Tüllenmontage ein sehr wichtiger Prozess”, sagt Strehl. Für die Tüllenmontagestationen war Schleuniger bisher Großabnehmer, um sie auf seinen Crimpcentern in Deutschland einzusetzen. “Da ging es hauptsächlich darum, uns diese Technologie zu sichern”, verrät er. “Die Vorstellung, dass Pawo zum Wettbewerber gegangen wäre, wäre für uns ein bedrohliches Szenario gewesen.”
Zum anderen kommt durch den Kauf der Bereich der vollautomatischen Transferlinien hinzu. “Diese Firma hat in ihrer Geschichte (früher Megomat Transfer) mehr als 100 Anlagen im Markt und Leute mit entsprechender Erfahrung und Kundenkontakten. Das gibt diesem Geschäft richtig Gehalt und ist eine Basis für uns, um im Bereich vollautomatische Anlagen weiter zu wachsen”, sagt Strehl, der darauf verweist, dass immer mehr Länder unter Druck geraten zu automatisieren. “Osteuropa, da ging man hin, weil die Arbeit günstig war, die Arbeit wird jetzt teurer, da kommen jetzt aus den osteuropäischen Werken Anforderungen nach höherer Automatisierung und das decken wir dann damit ab.” Er ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen im Bereich Automotive noch Marktanteile hinzugewinnt. “Die Branche entwickelt sich enorm weiter. Elektronik und Sensorik – da braucht es Kabel und das braucht Automatisierung.” Bereits 2007 seien auf diesen Markt 38 Prozent entfallen. Für 2008 würden es sicher 50 Prozent, wenn nicht noch mehr werden.
Wie geht’s weiter?
“Wir möchten stärker auf die Karte Asien setzen.” Engineering und Produktionsstätten liegen bislang in der Schweiz und in Deutschland. Die Produktentwicklung sei noch stark auf USA und Europa ausgerichtet. “Wir müssen da mehr auf die Stimme Asiens hören.” Mit Vertriebsgesellschaften ist Schleuniger in Asien bereits vertreten, bis in zwei, drei Jahren könnte das Unternehmen dort auch produzieren und entwickeln. Bereits jetzt erzielt Schleuniger in Asien fast 20 Prozent des Gesamtumsatzes. Auch in Asien steigen die Löhne und der Automatisierungsgrad nehme deshalb zu, davon profitiere sein Unternehmen. Dennoch, Strehl betrachtet Asien als Zusatzgeschäft, sieht darin keine Konkurrenz zu hiesigen Standorten. Schleuniger beschäftigt in Thun und in Welschenrohr (dort ist für Oktober 2008 ein Umzug nach Balsthal geplant) knapp 200 Mitarbeitende. Weiter zur Gruppe gehören die Schleuniger Automation in Deutschland (Radevormwald: 78 Mitarbeitende) und Pawo Systems in Unterägeri (85 Mitarbeitende). Hinzu kommen Service- und Vertriebsgesellschaften für Europa, die USA, Japan und China. In Russland und Indien ist Schleuniger vorläufig mit Vertretungen aktiv. Strehl schließt nicht aus, dass dort eine Repräsentanz entstehen könnte. Etwas Konkretes sei aber noch nicht geplant. In den USA gehe es für sein Unternehmen trotz der Probleme der dortigen Automobil-Industrie und entgegen dem Trend bei den Zahlen nach oben.
Der Ingenieursmangel ist auch in der Schweiz zu spüren. Bei Schleuniger ist man inzwischen dazu übergegangen, das ganze Jahr über nach passenden Ingenieuren Ausschau zu halten. “Wenn das Profil zu uns passt, stellen wir ein – manchmal sogar wenn dies im Budget nicht vorgesehen war”, sagt Strehl. “Wir haben die Kompetenz, Kabel aller Art zu verarbeiten. Eine unserer Spezialitäten sind Koaxialkabel. Da haben wir z. B. Aufträge aus Japan für Spielkonsolen”, so Strehl. “Der Trend zu immer feineren und dünneren Leitungen kommt unserer Präzision entgegen.”
Zu den Workshops
Die vier verschiedenen Workshops und Produktdemonstrationen fanden jeweils in Kleingruppen statt. Im Bereich Transfersysteme war zu sehen wie mit dem TransferModule 6000 zweipolige Sensorleitungen verarbeitet werden können. Aderseparierung, Crimpen der Einzelleitungen mit geschlossenen Aderendhülsen sowie Wickeln und Binden sind vollständig integriert. Diese vollautomatische Plattform mittels Kettenlineartransfer ist für kleinere und mittelgroße Fertigungsstraßen geeignet. Es handelt sich um ein standardisiertes Maschinenkonzept mit weitgehender Verwendung bewährter Standardmaschinen. Als Alternative für die gezielte Teilautomatisierung von qualitätskritischen Prozessen wurde das TransferModule 1500 vorgestellt. Diese halbautomatische Plattform dient der Verkettung mehrerer Prozesse mittels Lineartransfers. Sie ist ein idealer Einstieg in die Automatisierung und zeichnet sich durch eine hohe Wiederholgeschwindigkeit speziell bei komplexen und qualitätskritischen Arbeitsschritten aus. Maßgeschneiderte Lösungen sind bei beiden Plattformen möglich. Per Video vorgestellt wurde das Pawoline SHU, ein flexibles, individuell anpassbares Modulsystem mit Modulgrößen von 6, 9, 12 und 15 Stationen. Anwendungsbeispiele liegen im Bereich Automotive wie z. B. Airbagleitungen mit Squib-Steckern (Schweiss- oder Crimpversion), ABS und Gurtstraffersysteme. Ebenfalls im Film zu sehen war das Pawoline TSM – ein konventionelles Lineartransfersystem mit durchgehendem Riemen. Es ist für sämtliche Netzleitungsanwendungen oder Kabel im größeren Querschnittsbereich geeignet. Anwendungsbeispiele sind halbautomatische Anlagen mit manueller Beladung einer auf Länge geschnittenen oder bereits abgemantelten Leitung sowie vollautomatische Anlagen mit automatischer Kabelbeschickung. Im Bereich Cut Strip Terminate stellte Schleuniger sein neues kombiniertes Wickel-Bindesystem für alle Modelle der CrimpCenter Crimpvollautomaten erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vor. Neben dem neuen CrimpCenter 64 HD für die Verarbeitung von großen Kabelquerschnitten bis zu 25 mm2, wurde eine neue Version der Easy-Production-Server-Software zur Produktionsoptimierung demonstriert. Im Bereich Semi-Automatic präsentierte das Unternehmen mit der neuen CoaxStrip 5300 NT die nach eigenen Angaben schnellste Abisoliermaschine für Koaxialkabel auf dem Markt. Die Teilnehmer verfolgten, wie die SmartStrip-Funktion der UniStrip 2600 automatisch Kabeldurchmesser erkennt und mit vorprogrammierten Werten abisoliert. Gezeigt wurde auch die StripCrimp 200 mit zwei neuen Optionen für kurze Abmantellängen sowie automatische Schlechtteilzerstörung. Einen Einstieg in die Crimpqualitätssicherung bieten der Pulltester 20 und die Micrograph Crimp Lab Produkte. Im Bereich Cut & Strip war zu erfahren, wie sich im Bereich Hochgeschwindigkeits-Rotativeinschneiden (PowerStrip 9500 RX) der Ausstoß der Produktion erhöhen lässt und wie man mit der Cayman Software die Cut & Strip Maschinen einfach offline programmieren und so die Effizienz steigern kann. Ein Firmenrundgang rundete die gelungene Veranstaltung ab.
(jau)
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