Startseite » Allgemein »

Kombinationsgabe ist gefragt

Wenn die Puzzleteile nicht zusammenpassen: Bildverarbeitungssysteme sind oft fehleranfällig
Kombinationsgabe ist gefragt

Leistungsfähigere und günstigere Kameras machen es möglich: Unternehmen setzen zunehmend auf die farbige Bilderfassung und -verarbeitung, die eine höhere Informationsdichte bei kompakterer Bauweise erlaubt. Angesichts des Lebenszyklus solcher Systeme von fünf bis zehn Jahren baut sich allerdings bei den Anwendern nur selten ausreichend Know-how auf, um die erforderlichen Projektierungs- und Installationsarbeiten selbständig leisten zu können. Fehleranfällige Systeme, die häufig gewartet und rekalibriert werden müssen, sind die Folge.

Chromasens, Konstanz

Mit einem Umsatzzuwachs von 9 % verzeichnete die Branche der Industriellen Bildverarbeitung (IVB) auch 2006 ein im industriellen Umfeld überdurchschnittliches Wachstum. Patrick Schwarzkopf von der Fachabteilung Industrielle Bildverarbeitung im Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) erwartet, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzt: „Wir rechnen weiterhin mit deutlichen Zuwächsen. Einerseits gewinnt die Qualität zunehmend an Bedeutung und im Ausland werden neue Produktionsanlagen aufgebaut. Andererseits erschließen sich neue Anwendungsgebiete, beispielsweise in der Medizin- und Sicherheitstechnik sowie in der Telematik.“
Die positive Entwicklung spürt auch die Chromasens GmbH aus Konstanz. Der Spezialist für farbige Bilderfassung und -verarbeitung hat allein in den vergangenen drei Jahren mehrere tausend Systeme installiert und konnte auch 2006 ein erhebliches Umsatzwachstum erzielen. „Mit Bilderfassungssystemen in Farbe lassen sich zahlreiche Auswertungsmöglichkeiten nutzen, die entweder in schwarz-weiß oder Grauwertbildern nicht gegeben oder nur mit einem erheblichen Zusatzaufwand zu realisieren sind“, begründet Markus Schnitzlein die erhöhte Nachfrage. Der Physiker ist Geschäftsführer des Unternehmens und seit 16 Jahren in der Branche aktiv. „Dass das Umdenken erst jetzt eintritt, hängt damit zusammen, dass weder Soft- noch Hardware bisher dazu in der Lage waren, die enormen Datenmengen, die sich aus Farbscans ergeben, zu verarbeiten.“
Noch erfüllen nur wenige Systeme die Voraussetzungen, um auch bei hoher Auflösung und großformatigen Objekten eine schnelle Bilderfassung zu gewährleisten. „Die Schwierigkeit liegt im Zusammenspiel der einzelnen Systemkomponenten“, erklärt Markus Schnitzlein. „Elemente wie Objektiv, Sensor und Beleuchtung stammen von verschiedenen Produzenten und müssen je nach Aufgabenprofil selektiert, aufeinander abgestimmt und kalibriert werden. Die Kunst besteht darin, das so zu tun, dass die einzelnen Elemente lange stabil miteinander funktionieren.“
Zwar arbeiten die Hersteller der verschiedenen Systembestandteile an der Verbesserung ihrer Produkte. Meist aber schenken sie dabei der Einbindung der Elemente in das Gesamtergebnis aus Sensor, Objektiv, Beleuchtung, Elektronik, Mechanik und Gehäuse nur wenig Beachtung. Markus Schnitzlein: „Es gibt weltweit nur eine Handvoll Firmen, die integrierte Systeme entwickeln und alle Anforderungen der industriellen Bilderfassung bewältigen können. Damit steht der Anwender vor dem Problem, selbst herausfinden zu müssen, welches Objektiv zu welchem Sensor passt und woher die Beleuchtung dafür kommen soll.“ Allerdings baut sich in den Unternehmen nur selten ausreichend Know-how auf, um Installation und Wartung selbständig zu leisten – immerhin beträgt der Lebenszyklus eines solchen Systems fünf bis zehn Jahre. Störungsanfällige Konfigurationen und eine stetig abnehmende Bildqualität sind die Folge.
Um dem aus dieser Problematik entstehenden Bedürfnis nach einer qualitativ hochwertigen, aber dennoch einfach zu implementierenden Kamera zu begegnen, hat Chromasens kürzlich die erste frei käufliche Standardkamera auf den Markt gebracht. Für die Entwicklungen der Konstanzer interessierten sich in der Vergangenheit unter anderem die Firmen Siemens, Zeutschel sowie Windmöller&Hölscher. Letztere integrieren seit kurzem Farbzeilenkameras des Unternehmens in alle Druckmaschinen. „Die außerordentlich brillanten Bilder bei gleichzeitig hoher Scanrate und geringem Signalrauschen, das durch die Lichtausbeute ermöglicht wird, bilden die Grundlage für die Automatisierung des Rüstvorgangs mittels Bildverarbeitung“, sagt Martin Kruempelmann, Manager Technology bei W&H. Das durch die verkürzte Rüstzeit eingesparte Folienmaterial beläuft sich auf etwa 40 Tonnen pro Jahr. Ausgebreitet könnte die Folie eine Straße zwischen Berlin und München abdecken.
Aktuell arbeitet das Konstanzer Unternehmen gemeinsam mit dem Institut für Print- und Medientechnik der Technischen Universität Chemnitz an der Entwicklung von Technologien zur spektralen Bildverarbeitung. „Der Vorteil wäre, direkt mit den spektralen Informationen zu arbeiten und damit auf eine weitere Komprimierung der physikalischen Informationen verzichten zu können“, erklärt Prof. Dr. Arved Hübler, Begründer und Leiter des Instituts. „Physikalische Gesetze wie Farbmischung und das Zusammenwirken verschiedener Einflussfaktoren könnten direkt beschrieben werden.“ Der Nachteil: Es entstehen große Datenvolumen. Hübler zufolge fällt dieses Minus aber angesichts der Vorteile kaum ins Gewicht: „Wenn Bilder bald in 8 bis 16 verschiedenen Farben aufgenommen werden können statt in RGB, kommt dies einer Revolution in der industriellen Bildverarbeitung gleich. Bilddaten und Bildreproduktion werden um ein Vielfaches hochwertiger und wirklichkeitsgetreuer.“
EPP 462

Die Chromasens GmbH ist 2004 als Management Buy Out aus der OCÉ Document Technologies GmbH hervorgegangen. Sie entwickelt und konzipiert Bilderfassungs- und Bildverarbeitungssysteme zur Qualitätssicherung und zu Archivierungs-, Analyse- und Reproduktionszwecken. Die Produkte werden unter anderem in hochwertigen Buch- und Dokumentscannern sowie in Sortieranlagen und in der Qualitätsprüfung (Holz-, Textil-, Halbleiterindustrie) eingesetzt. Das Unternehmen beschäftigt 32 Mitarbeiter und verzeichnete 2006 einen Umsatz von 5 Mio. Euro.
Chroma entstammt dem Griechischen und bedeutet Farbe, sens leitet sich vom lateinischen „fühlen“, „empfinden“ ab.
Unsere Webinar-Empfehlung
INLINE – Der Podcast für Elektronikfertigung

Doris Jetter, Redaktion EPP und Sophie Siegmund Redaktion EPP Europe sprechen einmal monatlich mit namhaften Persönlichkeiten der Elektronikfertigung über aktuelle und spannende Themen, die die Branche umtreiben.

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktuelle Ausgabe
Titelbild EPP Elektronik Produktion und Prüftechnik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Videos

Hier finden Sie alle aktuellen Videos


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de