Startseite » Allgemein »

„Mit Innovationen zu noch höherer Flexibilität“

Interview: Günter Lauber, CEO Siemens Electronic Assembly Systems
„Mit Innovationen zu noch höherer Flexibilität“

„Mit Innovationen zu noch höherer Flexibilität“
Der Carve-out von Siplace zu einem selbständig agierenden Unternehmen innerhalb der Siemens-Konzernstruktur ist abgeschlossen. Das Unternehmen heißt jetzt Siemens Electronics Assembly Systems (SEAS). Die Markenbezeichnung Siplace bleibt erhalten. Allerdings wurde auf lokaler und globaler Ebene umfassend reorganisiert und der Nutzen für die Anwender weiter optimiert. EPP sprach mit dem alten und neuen Geschäftsführer Günter Lauber über die aktuelle Situation, über Vorstellungen, Erwartungen und einiges mehr.

Herr Lauber, Siplace hat sich in der Siemens-Konzernstruktur eine spezielle Position als eigenständiger Firma herausgearbeitet. Was bedeutet das konkret?

Lauber: Aus den vor mehr als Jahresfrist begonnenen Gesprächen und Ideen über die Eigenständigkeit dieses nach Siemens-Maßstäben kleinen Geschäftsgebiets ist mit Wirkung vom ersten Januar 2009 Siemens Electronics Assembly Systems hervorgegangen. So sind wir hier in Deutschland beispielsweise jetzt eine eigenständige GmbH & Co. KG, die einzelnen Ländergesellschaften haben die dazu entsprechenden Rechtsformen. Wir gehören dennoch voll zum Siemens Konzern, integriert innerhalb des Sektors Industrie, und sind eine Tochter der Division Drive Technologies. Dabei wurde unsere Organisation global deutlich verschlankt.
SEAS ist nicht mehr in die internationale Siemens-Vertriebsstruktur eingebunden?
Lauber: Wir sind von den einzelnen Siemens-Landesgesellschaften soweit entkoppelt, dass wir unsere Geschäftstätigkeit nicht mehr über diese ausführen müssen. Wir haben stattdessen die regionalen und lokalen Teams von Siplace in sieben regionalen Clustern zusammengefasst, die direkt an die Zentrale in München angebunden sind. Wir haben dabei auf eine vernünftige Größe des Geschäftvolumens geachtet und Cluster geformt für Deutschland/Mitteleuropa, Nordwest-Europa, Südwest-Europa, Zentraleuropa Ost, Amerikas, China und restliches Asien. Für uns als mittelständischer, global agierender Maschinenbauer und Provider von Lösungen ist das eine ideale Konstellation.
Die ersten Reaktionen der Anwender?
Lauber: Unsere Optimierung kommt sehr gut an. Wir können über viele positive Erfahrungen berichten. Durch die regionalen und lokalen Teams erhalten wir unmittelbar das nötige Detail-Feedback vom Markt. Wir haben hier nicht nur Wettbewerbsvorteile gegenüber den Anbietern, die nur noch über Distributoren gehen und so den direkten Kundenkontakt verlieren, sondern der Anwender erhält seine Lösung mit allem Support direkt von uns, dem Hersteller. Unsere Positionierung als kreativer Mittelständler mit starker globaler Ausrichtung und großem Fokus auf Europa trägt ebenfalls Früchte. In Europa werden von marktführenden Unternehmen die Anforderungen entscheidend geprägt, beispielsweise in der Telekommunikation, Automobil- und Industrieelektronik, Medizinelektronik usw.
Eine Zeitlang war es en vogue, der Fertigungsindustrie Lösungen aus einer Hand anzubieten. Wie steht as aktuell damit?
Lauber: Auch hier ist Flexibilität gefragt. Partner-Netzwerke sind dann sinnvoll, wenn der Kunde wirklich Nutzen davon hat. Entscheidend ist zunächst einmal, dass der Kunde eine durchgehend optimal funktionierende Lösung will. Somit stellen sich folgende Fragen: wer ist der beste Partner für die spezielle Aufgabe bei einem Kunden und welche Präferenzen für Lieferanten hat der Kunde? Und genau danach werden dann Partnerschaften zusammengefügt. Hier müssen Maschinenkomponenten bestens zueinander passen und aufeinander abgestimmt sein. Wir arbeiten also fallweise mit qualifizierten Partnern zusammen und entwickeln mit diesen zusammen die geeignetste Lösung für den Kunden. Solche Technologiepartner-Netzwerke müssen selbstverständlich offen sein.
Die Zeiten sind momentan nicht rosig. Hat der Carve-out hier Vorteile?
Lauber: Das trifft zu, denn auch unsere Kostenstruktur ist nun schlanker. Der Markt im Maschinenbau ist ja dramatisch eingebrochen. Der Unterschied zur Situation von 2001 ist der, dass damals hauptsächlich IT und Telekommunikation betroffen waren, heute aber der Einbruch querbeet über alle Industriebereiche erfolgte. 2001 haben viele Firmen in der Annahme, das dies nur eine kleine Delle wäre, weiter in Produktionsequipment investiert und weiter eifrig auf Halde gefertigt, um Marktanteile zu gewinnen. Jetzt aber konnte man die Fertigungskapazitäten flexibel zurückgefahren. Diese hohe Flexibilität wird künftig in der Elektronikfertigung eine noch wesentlich größere Rolle spielen, auch nach dieser Krise. Wir verfolgen konsequent diesen Trend zu immer höherer Flexibilität, bis hin zur wirtschaftlichen Fertigung der Losgröße Eins.
Wie steht augenblicklich die europäische Industrie Ihrer Ansicht nach da?
Lauber: Ich vermute, dass die europäische Industrie, die in der Krise erst einmal rasch abgebaut hat, auch wieder früher auf die Beine kommen könnte. Schwankungen hatten wir schon immer und mussten damit umgehen, aber dieser Konjunktureinbruch ist dramatisch. Ein vielgehörtes Argument aus Firmen ist derzeit: wir bräuchten zwar eine bestimmte Lösung im Grunde schon länger, aber derzeit investieren wir nur auf Sichtweite, weil wir nicht einschätzen können, wie lange uns die Krise noch trifft. Wir stellen jedoch fest, dass viele Kunden sich nun mit Hochdruck für die Zukunft rüsten. Viele Kunden arbeiten jetzt an ihren schon lange angedachten Veränderungen in den Linien, die sie vorher aus Zeitgründen nicht verfolgen konnten, und brauchen hier Unterstützung und Lösungen. Und es fällt auf, dass trotz zum Teil eingeschränkter Reisetätigkeit und gekürzter Budgets Veranstaltungen mit den Topics Technologie und Innovation sowie der Austausch mit anderen Experten und die Suche nach neuen Ansätzen sehr gefragt sind – nicht nur in Europa.
So wird jetzt also schon mal tief Luft geholt und jene Vorbreitungen getroffen für den „day after“?
Lauber: Ja, diese Tendenz ist in der Fertigungsindustrie klar erkennbar. Das beherrschende Thema ist Innovation. Es gab mal die Trennung zwischen hoher Flexibilität einerseits und hohen Volumen andererseits. Das ist vorbei, maximale Flexibilität ist nun das Thema aller Hersteller, ob groß oder klein. Weder kann auf Flexibilität, noch auf Bestückleistung verzichtet werden. Ein schönes Beispiel dafür ist unser neuer Bestückkopf Multistar CPP, der die Geschwindigkeit von Chip-Shootern und die Vielseitigkeit von Collect & Place sowie Pick & Place zusammenbringt. Er kann sich selbst an nahezu alle Anforderungen in der Elektronikfertigung anpassen. Das ist der Trend: Die Fertigungstechnik wird noch weiter in Richtung zu immer höherer Flexibilität und built-to-order tendieren. (gbw)
epp406
Unsere Webinar-Empfehlung
INLINE – Der Podcast für Elektronikfertigung

Doris Jetter, Redaktion EPP und Sophie Siegmund Redaktion EPP Europe sprechen einmal monatlich mit namhaften Persönlichkeiten der Elektronikfertigung über aktuelle und spannende Themen, die die Branche umtreiben.

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktuelle Ausgabe
Titelbild EPP Elektronik Produktion und Prüftechnik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Videos

Hier finden Sie alle aktuellen Videos


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de