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Talente gezielt fördern

Michael Brianda, Präsident von DEK International, über seine Pläne und die Elektronikwelt in Europa
Talente gezielt fördern

Talente gezielt fördern
Michael Brianda
Michael Brianda, Managing Director der DEK Gruppe, hat als Chef von DEK International Einblick in unterschiedliche Märkte und Arbeitswelten und ist mit den unterschiedlichen Mentalitäten der Menschen in den verschiedenen Kontinenten vertraut. Die EPP Redaktion befragte ihn nach den globalen Einflüssen auf Europa und seine Pläne fürs Unternehmen.

Herr Brianda, DEK ist weltweit seit vielen Jahren tätig. Aus Ihrer Erfahrung heraus betrachtet: Wie schaut die Welt auf Europa? Wie beurteilen Sie die globalen Einflüsse auf Europa?

Wir sehen nach wie vor im Elektronikmarkt den Trend in Richtung low cost regions, d.h. in allen Teilen dieser Erde ist ein deutliches Wachstum in den Bereichen zu verzeichnen, in denen man recht günstig fertigen kann. Die Lohnkosten spielen dabei eine wichtige Rolle. In Amerika wird ganz klar in Richtung Mexiko und Brasilien geschaut, in Asien in Richtung China, Vietnam und Indien und in Europa ganz klar von den baltischen Staaten in Richtung Russland. Rumänien ist weiterhin im Ausbau und die Ukraine befindet sich im Neuansatz. Wie schaut die Welt auf Europa? Ich denke, es geht sehr stark darum, dass die Miniaturisierung sich weiterentwickelt und eine Vielzahl hochtechnologischer Produkte weiterhin in Europa entwickelt wird. Die Industrieelektronik, aber genauso auch die Medizin- und die Autoelektronik bewegen sich sehr schön auf Wachstumskurs. In Asien sehen wir ganz deutlich die Produktion von Mobiltelefonen und Laptops auf Wachstumskurs. Ich denke, die Erwartungen an Europa sind klar darin gesetzt, den High Tech Bereich schneller weiterzuentwickeln als das in den asiatischen Regionen möglich ist. Ich denke aber auch, es ist erforderlich, dass hier wesentliche neue strukturelle Impulse geschaltet werden, um technologisch Vorreiter zu bleiben.
Welche Impulse könnten das sein? An was denken Sie?
Ganz sicherlich an den Ausbildungssektor, der sich in vielen Ländern meiner Meinung nach nicht genug weiterentwickelt hat, um mit dynamischen und sich schnell ändernden Märkten zu recht zu kommen oder sich darauf einzustellen. Da könnte der Einsatz der Industrie eine wichtige Rolle spielen, aber ich denke auch unsere Regierungen in Europa müssen hier deutliche Signale setzen. DEK hat sehr gute Erfahrungen in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Europa gesammelt. Ich denke, dass auch der Euro dabei eine wichtige Rolle gespielt hat. Dinge, die in Amerika schon seit vielen Jahren gang und gäbe sind haben sich in Europa mittlerweile ebenfalls gut etabliert.
Wie stellen Sie sich eine gezielte Talentförderung vor?
Ich spreche mich auf jeden Fall für die Förderung unserer Talente aus, in welcher Form das geschieht, ist, glaube ich, nicht ganz so wichtig, so lange es zielstrebig verfolgt wird.
Arbeiten Sie bzw. DEK als Unternehmen auch mit Universitäten in Europa zusammen?
Seit vielen Jahren arbeiten wir mit Universitäten und Instituten zusammen. Besonderes Interesse gilt den Prozess- und Technologieherausforderungen, aber auch im Weiterbildungsbereich sind wir an intensiver Zusammenarbeit interessiert. Erwähnen möchte ich die gute Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut im Bereich Aus- und Weiterbildung für Berufe der SMT-Fertigung. Es war eines unserer Unternehmensziele im letzten Jahr, die Weiterbildung unserer Mitarbeiter zu fördern und so haben wir ein DEK-College eingerichtet. Wir sind dabei, jeden Monat neue Kurse zu etablieren, die unsere Mitarbeiter online zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Weiterbildung nutzen können.
Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Ja, wir haben Firmenkurse Finance für Non-Finance-Mitarbeiter, wir haben Vertriebskurse, wir bieten Operationsmanagement Lehrgänge, also durch die Bank eines Fertigungsbetriebes Angebote für unsere Mitarbeiter. Dies sind wichtige Bausteine zur Mitarbeiterförderung.
Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden zwölf Monate aus? Wird es große Veränderungen bei DEK geben?
Bei DEK sehen wir drei Herausforderungen, mit denen wir uns sehr schnell auseinander setzen müssen. Erstens ist ein Abschwung in der globalen SMT-Fertigung zu verzeichnen, der ist sicherlich durch die makroökonomischen Rahmenbedingungen sehr stark geprägt. Wir sehen aber auch, dass China einmal tief Luft holt und das Wachstum drosselt. Wir sehen auch deutlich, dass der Consumer-electronic-Bereich in Asien zurückgefahren ist.
Unsere zwei Fertigungsstätten in China und in England erlauben uns ein hohes Maß an Flexibilität. Entsprechend der Prognosen wird dann im Bereich Materiallieferung und Einsatzplanung in beiden Fertigungen darauf hingewirkt, dass wir auch zukünftig eine Lieferzeit von vier bis sechs Wochen garantieren können.
Die zweite Herausforderung ist der weitere Ausbau unseres Geschäfts mit Servicedienstleistungen und Verbrauchsmaterialien. Unsere Kundenanforderungen im Bereich Produktentwicklung von Schablonen, Sieben und Druckwerkzeugen steigt unaufhörlich. Ein wichtiger Grund, weshalb wir auch künftig in diese Bereiche investieren werden. Die dritte Herausforderung ist unser Einstieg in die Solarfertigung. Für die Metallisierung von Solarzellen haben wir Fertigungsanlagen entwickelt und wir haben in diesem Jahr die ersten Prototypen ausgeliefert. Obwohl wir noch im Prototypenstadium sind, gibt es bereits Kunden, die die Anlagen von uns in Multistückzahlen kaufen wollen. Wir haben es bereits mit dem zweiten Großauftrag zu tun. Darauf müssen wir uns einstellen, da ist fach-orientierter Personalbedarf erforderlich und es gibt auch in recht kurzer Zeit Bedarf, eine neue Anlage zu etablieren und mit dem DEK typischen Service zu betreuen.
Findet das in Europa statt? Sprechen Sie jetzt von der Produktion?
Nein, das findet in Asien statt. In diesem Bereich ist unser Spielfeld momentan ausschließlich in China. Das betrifft die Produktion wie auch unsere Kunden für diese Solarzellenfertigung.
Wird das Produkt überhaupt nicht in Europa vertrieben?
Doch, in einem zweiten Schritt wird es in Europa und in Amerika angeboten werden. Hier haben wir schon wesentlich besser etablierte Märkte und andere Kundenanforderungen zu realisieren. Wir starten in China. China ist einer unserer Home-Märkte. 60 % unseres Umsatzes machen wir heute in China und wir haben eine große Servicemannschaft in China aufgebaut, insofern sind wir sehr darauf eingestellt, chinesische Kunden im Solarzellenbereich zu betreuen.
Was ist mit Deutschland, Österreich und der Schweiz? Welcher Bereich ist hier für DEK besonders interessant?
Wir haben weltweit 22 Niederlassungen, eine davon ist in Bad Vilbel mit über 65 Mitarbeitern. Deutschland war immer schon ein Schlüsselmarkt für uns. Besonders die Unterstützung des Automotive-Bereiches hat uns wertvolle Hinweise zur Produktentwicklung gegeben. Hier haben wir auch unser personalstärkstes Team und eine High-Tech-Schablonen- und Toolingfertigung. Hinzu kommt der Bereich Servicedienstleistungen und Verbrauchsmaterialien. Diesen Bereich haben wir in den letzten vier Jahren besonders gefördert und auch hier zur Marktführerschaft gebracht. Wir haben in Deutschland ein sehr schlagkräftiges Team, das Maschinen betreut und im Capital Equipment-Bereich zu Hause ist. Unsere Kunden werden mit einzigartigen Servicedienstleistungen unterstützt. Das deutsche Büro betreut gleichzeitig auch unsere Distributoren – die Firma ATT in Österreich und die Firma Hilpert in der Schweiz. Wir haben weitere Büros in Györ/Ungarn sowie Niederlassungen in Holland und Frankreich und natürlich unser Werk in Weymouth/England, in dem die Maschinen für den europäischen Markt gebaut werden.
Gibt es eine Region in Europa, die für Ihr Unternehmen besonders interessant ist?
Das stärkste Wachstum in Europa wird in Osteuropa erzielt. Und hier sind sowohl Russland, Polen, als auch Ungarn, Tschechien und die Baltischen Staaten sehr gut vertreten, aber wir sehen deutlich, dass das schnellste Wachstum, das wir im vergangenen Jahr hatten, in Russland erreicht wurde. Wir sehen, dass sich speziell um Moskau herum viele Technologiefirmen ansiedeln. Unser Team in Ungarn wird unterstützt durch Distributoren und dieses schlagkräftige Service- und Supportteam liefert Service 24 Stunden sieben Tage die Woche. (jau)
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