Der VDE will sich verstärkt in der Mikrosystemtechnik engagieren – speziell im sensitiven Bereich der proaktiven, international verbindlichen Normung und bei der rascheren Umsetzung neuer Technologien in weltmarktfähige Produkte. Dies kündigte Dietmar Harting, der Vorsitzende der Deutschen Elektrotechnische Kommission (DKE) im VDE und DIN, zugleich persönlich haftender Gesellschafter der Harting KGaA, auf der Electronica 2000 an.
Die Mikrosystemtechnik gilt dem VDE als eine besonders wichtige Schlüsseltechnologie mit strategischer Bedeutung für den Industriestandort Deutschland. Nach einer kürzlich vom VDE erstellten Studie („Mikrotechniken 2010“) sind deutsche und europäische Mikrotechnikfirmen „auf dem Weg zur Weltspitze“. In Gestalt von Aktoren, Sensoren und eingebetteten Systemen hält die Mikrosystemtechnik ihren Einzug in Automobile, in die Medizin- und Gebäudetechnik, die chemische Produktion und den Umweltschutz, sowie in die Computersysteme und in die Telekommunikation – alles zukunftsstarke Technologien für den Weltmarkt.
Der aktuelle, europäisch dominierte Mobilfunkmarkt, so der VDE, ist ein glänzendes Beispiel für eine gelungene proaktive Normung von Netzen und Endgeräten. Sie geht in Deutschland auf die Arbeit der DKE zurück. Ein ähnlich erfolgreicher Ansatz, so Harting, ist für die Mikrosystemtechnik erforderlich. Das gilt in drei Segmenten und Schwerpunkten:
• Kompatibilität von Bauelementen und Trägersystemen mit den Normen anderer elektronischer Komponenten in Bezug auf Funktion, Formfaktor und Spannungsversorgung
• Normierung von Baugruppen und Modulsystemen im Hinblick auf Funktion, Leis-tung und Schnittstellen, ohne den Freiheitsgrad der Systementwickler einzuengen
• Begriffliche Definition von Methoden und Verfahren der neueren Technologien, um Tools, Materialdaten, sowie Mess- und Prüfverfahren festzulegen
Mit energischer, international verbindlicher Normungsarbeit könne Europa auch in der Sys-temtechnik eine Führungs-rolle zuwachsen, meint der VDE. „Wir müssen die Normung in Beziehung setzen zu den neuen Technologien“, mahnt Harting an, „und zwar zum richtigen Zeitpunkt und für die richtigen Märkte.“ Gerade für Deutschland als export-orientierte Nation sei es von erheblicher Bedeutung, die Rolle der Normung neu zu definieren. „Wir haben heute einen weltweiten Markt und Wettbewerb, den wir als Chance und Herausforderung betrachten müssen.“
Die Hauptaufgaben, so Harting, seien die schnellere Umsetzung von technischem Wissen in marktfähige Produkte und die branchenübergreifende Kooperation. „Die Mikrosystemtechnik erfordert, dass Elektroniker, Mechaniker, Hydrauliker und Chemiker mit Materialwirtschaftlern und Fertigungstechnikern zusammenarbeiten. Damit das fruchtbar wird, brauchen wir im Zeitalter von CAD alle dieselben Tools.“
Das ist nicht immer einfach, wenn globale Unternehmen in verschiedenen Regionen operieren und auf unterschied-liche Schnittstellen in der Fertigung und Anwendung stoßen. „Die Amerikaner“, so Harting, „nehmen zwar an der Normung der IEC teil. Aber sie übernehmen die IEC-Normen nicht, wie wir Europäer, automatisch als Landesnormen – sondern nur, wenn sie inihr Konzept passen.“ Diesen Prozess anders zu gestalten,sei eine wichtige Zukunfts-aufgabe für die Arbeit in der IEC.
Für den Bereich der Mikrosys-temtechnik, so Harting, gilt weiter: „Wir sind aufgefordert, aktiver als in der Vergangenheit das Thema des Technologietransfers zu gestalten – und die Dinge bei der Wissenschaft abzuholen.“ Die Wissenschaft andererseits sei aufgefordert, praktikable Dinge aufzubringen. (Werner Schulz)
EPP 154
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