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Wieder ein großer Erfolg!

Electronics Goes Green 2008+ Konferenz in Berlin
Wieder ein großer Erfolg!

Der Kongress “Electronics Goes Green 2008+” ist die weltweit größte Fachveranstaltung, die sich mit den umweltrelevanten Aktivitäten der Elektro- und Elektronikindustrie auseinander setzt. Die diesjährige Veranstaltung, organisiert vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), fand vom 8. bis 10. September in Berlin statt. Mehr als 500 Experten aus aller Welt aus den Bereichen Industrie, Forschung und Politik diskutierten über Fragen der Ressourcenverknappung, Umweltstandards und intelligentes energieeffizientes Management.

Der Kongress fand bereits zum dritten Mal statt. Die Besucher kamen aus 26 Nationen, davon 80 Prozent aus europäischen Ländern, 44 Prozent aus der Industrie. Während auf der ersten Veranstaltung im Jahr 2000 noch das Thema „bleifrei“ im Mittelpunkt stand und 2004 Regulierungsfragen im Zusammenhang mit den WEEE- und RoHS-Richtlinien der EU zum Elektroschrott bzw. zu Stoffverboten umwelttoxischer Materialien folgten, so habe sich der Konferenzschwerpunkt jetzt “zu einem mehr ganzheitlichen Ansatz” verschoben, erklärte Professor Herbert Reichl, der Leiter des Fraunhofer IZM in seiner Eröffnungsrede.

In den insgesamt 150 Vorträgen gehe es zunehmend um das “Ergrünen der Zulieferketten und das Ökomanagement”, aber auch um den Einsatz umweltfreundlicherer Materialien. Beispielsweise sei es heute schon möglich, funktional gleichwertige Leiterplatten aus dem natürlichen Holzbestandteil Lignin herzustellen, sagte Reichl. Er wies aber auch darauf hin, dass es generell schwer sei, mit neuen Materialien in die Industrie vorzudringen.
Mit der Europäischen Ökodesign-Richtlinie (EuP Direktive) werden künftig produktspezifische Mindestanforderungen zur Energie und Ressourceneffizienz gesetzlich verankert. In ihrer Ansprache zur Eröffnung des Kongresses erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Dagmar Wöhrl: “Energie ist der Motor für wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung weltweit. Der sparsame Umgang mit Energie und Rohstoffen ist nicht nur ein wesentlicher Baustein für den Klimaschutz, sondern vor allem auch ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für Unternehmen und Volkswirtschaften. Wer Ressourcen effizient einsetzt, kann kostengünstiger produzieren als die Konkurrenz. Die Erkenntnis, dass die beste Energie diejenige ist, die nicht gebraucht wird, gewinnt gerade vor dem Hintergrund ständig steigender Energie- und Rohstoffpreise immer mehr an Bedeutung. Wir stehen heute einerseits vor der Herausforderung, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) effizienter zu machen, weil der Stromverbrauch dieser Geräte ohne energiesparende Innovation rasant zunehmen wird. Andererseits bieten die IKT aber auch ein großes Potential für die Lösung der Energiefrage. Denn intelligente IKT-Anwendungen bieten vielfältige Möglichkeiten, damit Energie effizienter als bisher transportiert, verteilt und genutzt werden kann.”
Energieeffizienz und Standby-Bedarf
Auf der Electronics Goes Green 2008+ wurden Themenschwerpunkte wie Energieeffizienz und Standby-Bedarf bei IKT-Produkten von Experten aus der Wissenschaft und Industrie diskutiert. Zukünftig werden mit der EuP Direktive u. a. der Standby-Verbrauch reglementiert und die Basis für verpflichtende Energielabels gelegt. Diese Gesetze sollen die Rahmenbedingungen für einen Markt bilden, der die Nachfrage und das Angebot an umweltgerechten und qualitativen Produkten nachhaltig steigert. Denn die Branche hat einen sehr hohen Innovationsgrad und das Potenzial für eine effiziente Nutzung von Energie und Rohstoffen. Das heißt, dass nicht nur die Elektronik effizienter gefertigt und Strom sparender genutzt werden kann, sondern auch, dass die fast unbegrenzte Funktionalität von Elektronik, Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) wiederum einen wesentlichen Beitrag zur Energieeinsparung bei Maschinen und Anlagen, Fahrzeugen und insbesondere in der Gebäudetechnik leistet.
Es ist zu konstatieren, dass die Elektronik und IKT heute sowohl Teil des Problems als auch Teil der Lösung sind. Aktuelle Studien des Fraunhofer IZM für die Europäische Kommission identifizieren Produkte und Anwendungen, die mittelfristig für eine Vervielfachung des Stromverbrauchs verantwortlich sind. Betroffene Bereiche sind das High Definition TV, Set-Top-Boxen und insbesondere große Flachbildschirme. Prognosen zufolge wird in Europa der TV-bedingte Stromverbrauch von etwa 54 TWh im Jahr 2005 auf 91 TWh in 2010 ansteigen und sich damit mittelfristig fast verdoppeln. Dem gegenüber steht die Feststellung des Fraunhofer IZM, dass hier ein hohes Verbesserungspotenzial von durchschnittlich 40% zu erreichen ist. Sollte dieses ausgeschöpft werden, würde sich der TV-bedingte Stromverbrauch bis ca. 2020 auf etwa 60 TWh stabilisieren. Laut der Standby-Studie des Fraunhofer IZM ließen sich durch die ausgewiesenen Maßnahmen bis 2020 etwa 35 TWh des europaweiten Standby-Verbrauchs, das entspricht der Jahresleistung von vier Atomkraftwerken, gegenüber einem nicht regulierten Szenario einsparen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich der Entwicklung von Servern, Rechenzentren und Telekommunikationsinfrastruktur. Der Stromverbrauch des Internets wird in den kommenden Jahren am stärksten durch Video on Demand, d.h. Video-Streaming und Videokommunikation in Echtzeit, beeinflusst werden. Deutsche und amerikanische Studien zeigen, dass dieser Anstieg durch eine effizientere Gestaltung der Gebäudeinfrastruktur von Rechenzentren einerseits und durch effizientere Rechner bzw. eine bessere Nutzung der existierenden Rechenleistung andererseits – Stichwort Virtualisierung – maßgeblich gebremst werden kann. Die Elektronik unterliegt seit den sechziger Jahren einem kontinuierlichen Entwicklungsparadigma, welches Miniaturisierung heißt. Diese inkrementelle Verkleinerung von Abmessungen zum Beispiel in der Halbleitertechnik (Computer Chips) ermöglicht die Vervielfachung von Funktionalität bei gleichzeitiger Reduzierung von Spannung und Stromstärke. Sind kürzere Wege zu überbrücken, müssen auch nur kleinere Ströme fließen. Doch die Balance muss gewahrt bleiben, denn der Ressourcenaufwand für Werkstoffe und Anlagen zur Produktion von hoch miniaturisierten Elektroniksystemen steigt ebenfalls. Die hohe Nachfrage an seltenen Metallen wie Indium für die LCD Produktion, von Zink, Silber und Gold für Lote sowie Kupfer und Aluminium für Kabel haben durchschnittlich zu einer Verdreifachung der Rohstoffpreise über die letzten fünf Jahre geführt. Da stellt sich die Frage, nach der Rohstoffrückgewinnung aus dem rasch wachsenden Elektronikschrottaufkommen.
Abschied von der Wegwerfgesellschaft
Ressourceneffizienz sei wichtig, aber was bisher noch nicht diskutiert werde, sei das Verbraucherverhalten, beklagte der Vertreter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Arab Hoballah, in seinem Grußwort zur Konferenzeröffnung. “Die Elektronik hat die Art verändert, wie wir leben, arbeiten, lernen und spielen, aber den Nutzen hat davon zumeist nur die ‚Internationale Konsumentenklasse’”, erklärte er und forderte, “wir müssen uns von der Wegwerfgesellschaft verabschieden”. Als Leiter des Bereichs Produktion und Konsumtion bei der UNEP in Paris koordiniert Hoballah derzeit die Ausarbeitung von Leitlinien zur “Resource Efficiency – Sustainable Consumption and Production” (RE-SCP), die politische Maßnahmen zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in praktisch allen Bereichen von der Bau- und Landwirtschaft bis zum Tourismus umfassen und auf dem nächsten Weltumweltgipfel 2012 in Rio de Janeiro präsentiert werden sollen. Hoballah gab zu bedenken, das Thema der Ressourcenknappheit nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Produktangebots, sondern auch aus der Perspektive des Bedarfs zu sehen. Er plädierte für die Entwicklung einer Strategie der Suffizienz oder Genügsamkeit; an Technologien zur Lösung der Nachhaltigkeitsprobleme mangele es ja nicht: “Zum ersten Mal in der Geschichte ist das Angebot an Technologien größer als die Nachfrage”, meinte er; “wahrscheinlich müssen wir nur etwas häufiger den gesunden Menschenverstand einsetzen”.
Mit der Umsetzung der europäischen Ökodesign-Richtlinie EuP und in Ergänzung zu den RoHS- und WEEE-Vorgaben wird erstmals der gesamte Lebenszyklus der elektronischen Endgeräte erfasst. Der neue Entwurfsstandard “Environmentally Conscious Design for electrical and electronic products and systems” (IEC 62430) wird voraussichtlich schon in wenigen Monaten verabschiedet sein, kündigte Yoshiaki Ichikawa von Hitachi, an. “Der Standard”, erläuterte er, “beruhte auf dem Denken in Lebenszyklen.” Er soll künftig sicherstellen, dass die mit jeder Phase von der Auswahl der Komponenten über Herstellung, Vertrieb und Gebrauch bis zur Entsorgung verbundenen Umweltbelastungen in die Entwurfsentscheidungen einfließen. Dies setze allerdings voraus, dass die entsprechenden Daten von allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden. “Das Kernproblem”, erklärte der Japaner, “ist das Teilen der Informationen”. Mit IEC 62430 sei keine Konkurrenz zu den Qualitäts- und Umweltmanagementstandards ISO 9001 bzw. ISO 14001 beabsichtigt, betonte Ichikawa, vielmehr solle er diese in der Industrie etablierten Standards ergänzen.
Energieeffizienz ist Top-Thema in der EU für die nächsten 15 Jahre, betonte Peter Johnston, Head of Evaluation and Monitoring bei der Europäischen Kommission, in seinem Grußwort. Mit der richtigen Politik und ökonomischen Rahmenbedingungen könne Informationstechnologie eine Revolution in der Energie-Effizienz einleiten. Dabei sei es nicht nur der aktuelle Stromverbrauch, der Geräte in “grün” und “nicht grün” trenne. Zu berücksichtigen sei vielmehr ihr kompletter Lebenszyklus von der Produktion über die Nutzung bis zum Recycling. Dieser ganzheitliche Ansatz wurde im Konferenzprogramm sichtbar – sowohl mengenmäßig als auch inhaltlich: Mehr als 150 Vorträge gab es an den drei Tagen und einen 1000-seitigen Konferenzband als PDF oder Buch, die die Reden der Vertreter aus Politik, Forschung und Wirtschaft dokumentieren, zum Beispiel von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, Dagmar Wöhrl als Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium oder von Firmenvertretern von Intel, Dell, Panasonic , Fujitsu Siemens oder Hitachi. (jau)
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