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Aus Tradition gut

Interview mit dem Management der Feinhütte Halsbrücke GmbH
Aus Tradition gut

30 Jahre Wiedervereinigung sind nicht nur Teil der deutschen Geschichte, sondern auch Teil der Unternehmensgeschichte vieler Unternehmen. So auch der Feinhütte Halsbrücke GmbH mit Sitz am Rande des Osterzgebirges, die nicht nur auf eine 400-jährige Tradition zurückblickt, sondern auch auf bewegte und erfolgreiche 30 Jahre in einem wiedervereinigten Deutschland, wie aus dem Gespräch mit dem Gründer und Geschäftsführer Lothar Patzig und seinem Enkel, Tobias Patzig (kaufmännischer Leiter) zu erfahren war.

EPP: Herr Patzig, Sie sind Gründer und Geschäftsführer der Feinhütte Halsbrücke GmbH. Was macht den Standort Halsbrücke aus, um hier noch heute Blei- und Zinnlegierungen erfolgreich herzustellen?

Lothar Patzig: Halsbrücke hat eine 400 Jahre alte Tradition von der Herstellung, der Verarbeitung und dem Recycling von Metallen für Industrie- und Elektronikanwendungen in Halsbrücke. Generationen haben hier Wissen und Technologien aufgebaut. Eben diese Generationen haben Mittel und Möglichkeiten vorausschauend genutzt und fortlaufend weiterentwickelt, um sich seit je her mit den begrenzten Ressourcen zu arrangieren und in den Stoffkreislauf zurück zu führen. Durch immer neue Entwicklungen und Erkenntnisse von Legierungen für den zivilen und industriellen Gebrauch hat die Region Halsbrücke einige der fähigsten Metallurgen des 20. und 21. Jahrhunderts hervorgebracht. Durch die Nähe zur Technischen Universität Bergakademie Freiberg war und ist die Region auch auf internationalem Parkett eine hochgeschätzte Anlaufstelle für metallurgische Forschungen.

EPP: Wie hat sich dies auf die hier ansässigen Unternehmen ausgewirkt?

Lothar Patzig: Die hier ansässigen Firmen, wie die Feinhütte Halsbrücke, haben durch konsequente Entwicklungen und gelebte Tradition ihre Erfolgsgeschichte über vier Jahrhunderte stetig ausbauen können, egal in welchen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dabei war es auch wichtig, dass sich die Unternehmen mit der Region identifizierten und diese auch als wichtige Ressource erkannten, die nicht bedingungslos ausgeschöpft werden konnte. Wir selber sind heute eine der wenigen, führenden Metallhütten im europäischen Raum, die aufgrund dieser Verantwortung, dem daraus resultierenden Verhalten und dem selbstverständlichen Respekt für Mitarbeiter, Ressourcen und Umwelt eine Vorbildfunktion übernimmt. Besonders zur heutigen Zeit beweist dieses traditionsorientierte Verhalten den signifikanten Vorsprung der Feinhütte gegenüber denen, die heute noch über die „ersten Schritte“ in puncto nachhaltigem Verhalten sprechen.

EPP: Wenn Sie auf die letzten 30 Jahre zurückblicken, was geht Ihnen dann durch den Kopf?

Lothar Patzig: Sehr viel, denn die letzten 30 Jahre waren schon sehr aufregend. Die Feinhütte in Halsbrücke stand auch schon zu DDR-Zeiten für höchste Qualität. Daher kommt auch der Name Feinhütte, denn wir haben zu dieser Zeit schon Metalle mit einem Reinheitsgrad von bis 99,99 % hergestellt. Ich selbst war bei der Hütte als Produktionsingenieur angestellt und wollte nach der Wende die Wertarbeit, die hier am Standort geleistet wurde, fortführen. Dies war alles andere als einfach. Zunächst musste ich gegen die Treuhand ankämpfen, da diese den Betrieb eigentlich stilllegen wollte und schlussendlich mussten wir uns in einem Wirtschaftssystem behaupten, dass für uns absolut neu war. Dass wir nun die letzte verbliebene Blei- und Zinnhütte in Deutschland sind, macht mich stolz.

EPP: Und die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Ihr Enkel Tobias Patzig ist Teil des Unternehmens. Wie sehen Sie die Entwicklung der Feinhütte Halsbrücke?

Tobias Patzig: Wir sind als Unternehmen der Tradition hier am Standort weiter verpflichtet. Daher ist es auch Teil unserer Bestrebungen, neben dem erfolgreichen wirtschaftlichen Handeln immer so zu agieren, dass wir dem, was über Generationen hier aufgebaut wurde, gerecht werden. D. h. zum Beispiel, dass wir verpflichtet sind, den Qualitätsgedanken weiter hoch zu halten. So stellen wir beispielsweise Blei Pb99,99 für Anwendungen im Strahlenschutz bis hin zu Zinn- Bleilegierungen oder bleifreien EMS- Legierungen mit einem Zinngehalt von bis zu 99,99 aus Sekundärmaterialien her. Die Reinheit dieser Produkte kann die der Standartlegierungen im Markt bei weitem übertreffen, wenn dies für die Applikation erforderlich ist.

EPP: Ihr Unternehmen ist also für die heutigen Anforderungen in einem globalisierten Markt gut gerüstet?

Tobias Patzig: Für die heutigen sowie künftigen Anforderungen der Industrie ist die Feinhütte Halsbrücke GmbH bestens aufgestellt und die technischen Möglichkeiten sind mit dem Blick auf morgen vorhanden. Gleichermaßen setzt die Feinhütte Halsbrücke zum Erreichen ihrer Ziele auf die erfolgreiche Synergie mit ebenso vertrauenswürdigen wie fortschrittlichen Partnern. In der Vergangenheit wie in der Gegenwart sind wir bestrebt, den Erfolg durch Tradition und Weiterentwicklung mit diesen Synergien aufrecht zu erhalten. Unsere Kooperationspartner, wie die Emil Otto GmbH, Spezialist für Fluss- und Reinigungsmittel und Eutect GmbH, erfolgreicher Sondermaschinenbauer in der Aufbau- und Verbindungstechnik, sind für uns der gelungene Brückenschlag zu einer kunden- und zukunftsorientierten Ausrichtung. In unserer modernen und hochtechnologischen Zeit möchten wir uns keine Halbherzigkeit durch einen überfüllten Bauchladen leisten, wie es viele Einzelkämpfer noch heute offerieren.

EPP: Das Arbeiten in einer Hütte gehört zu den anstrengendsten Tätigkeiten. Wie finden Sie für diese Tätigkeiten Mitarbeiter?

Lothar Patzig: Ein ebenso wichtiger, wie traditioneller Aspekt für den Erfolg des Unternehmens ist die Auswahl und der Umgang mit den Mitarbeitern. Deren Motivation und Erfolgswille wird durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Wertschätzung seitens der Kunden der Feinhütte weiter vorangetrieben. Eine klassische Win-win-Situation, in der die vertrauensvolle Zusammenarbeit, Lieferqualität und -treue von allen Beteiligten gerne geschätzt wird.

Tobias Patzig: Professionell vervollständigt wird dieses Vertrauen durch die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter unserer prozessübergreifenden Partner. Somit stehen auch für individuelle oder spezifische Lösungsansprüche immer die benötigten Erfahrungen intern oder extern zur Verfügung. Daher entwickeln wir uns mit unseren Partnern stetig weiter und blicken permanent über den eigenen Tellerrand hinaus.

EPP: Zuverlässige Lieferketten werden immer wichtiger. Gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie instabil diese werden können. Wie gehen Sie damit um, als ein Unternehmen, das einen hohen Materialbedarf hat, und welche Rolle spielen dabei Sekundärmaterialien?

Tobias Patzig: Uns ist vollkommen bewusst, wie fragil die Lieferketten unserer Rohstoffe mittlerweile geworden sind. Ganz gleich, ob als Hersteller von Legierungen, Flussmittel oder Maschinen stehen wir unter diesem Druck, zuverlässige Lieferketten zu finden und aufzubauen. Dies können aber nur langfristige, nachhaltige Lieferketten sein und wenn ich solche Lieferketten aufbauen möchte, dann muss ich mich dementsprechend verhalten. Dazu zählt auch das Thema Recycling. Um es unseren Kunden so komfortabel wie möglich zu machen, haben wir und unsere Partner schon in der Vergangenheit die Weichen für ein vollumfängliches Recyclingkonzept gestellt. Von der Sammlung bis zur Wiederverwertung wird von uns ein geschlossener Recyclingkreis garantiert, der jegliche behördliche Anforderungen übertrifft. Ebenso sind für unsere nachhaltigkeitsbewussten Kunden alle erforderlichen, behördlichen Dokumente vorhanden, die unser verantwortungsbewusstes Handeln belegen. Somit kann jeder Abfallerzeuger in unserem Kundenkreis jederzeit nachweisen, dass sein Abfall ausschließlich lokal bei der Feinhütte Halsbrücke, und nicht in Drittstaaten verwertet wird. Hierauf können wir uns auch bei unseren Kooperationspartnern jederzeit verlassen. Durch dieses etablierte und gelebte 360°-Konzept wird die Einheit aus Lieferanten, Partner und Kunde zu einem vorbildlichen Erfolgsmodell, dem die Wichtigkeit der Tradition recht gibt. Und dass sich Tradition und Zukunft nur durch ehrliche Entwicklung in die Hände spielen, können wir uns Tag für Tag bei der Feinhütte Halsbrücke und ihren Partnern beweisen lassen.

www.feinhuette.de

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