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Der Weg nach vorne kann immer nur Innovation sein

Interview mit Jürgen Ries von der Asys Group
Der Weg nach vorne kann immer nur Innovation sein

Der Managing Director der Asys Group China Jürgen Ries zeichnet sich seit Beginn des Jahres 2020 für die operativen Geschäfte der Unternehmensgruppe weltweit mitverantwortlich. Doris Jetter, Chefredakteurin der EPP, unterhielt sich dazu mit dem neuen Mitglied der Geschäftsleitung über Veränderungen, Verlauf der productronica und Ziele. Jürgen Ries übernimmt die Aufgaben von Werner Kreibl, der seinen Schwerpunkt in die strategische Geschäftsentwicklung lenken wird.

Herr Ries, nach vielen Jahren in Asien sind Sie nun seit wenigen Wochen offiziell Geschäftsführer
der Asys Group. Welche Veränderung ergibt sich dabei für Sie und wo sehen Sie Unterschiede in
der Unternehmensführung?

Meine Erfahrungen nach vielen Jahren Verantwortung für die Geschäftsentwicklung der kompletten asiatischen Region zeigen, dass natürlich die Mentalität der Personen, seien es unsere Mitarbeiter oder auch Kunden, unterschiedlich ist und damit verbunden die Aufgabenstellung. Auch ist die Komplexität, die hier zu managen ist, deutlich höher als in Asien. Denn einerseits habe ich einen wesentlich größeren Standort mit einem ganzen Schwung an Tochterunternehmen und ein weitaus größeres Team zu leiten. Andererseits muss ich mich wieder an unterschiedliche Kulturen und Geschwindigkeiten gewöhnen. Zusammenfassend sehe ich die neue Herausforderung in der Managementaufgabe sowie dem größeren Team mit deutlich höherer Komplexität, eine Challenge die ich gern annehme. Ein Unternehmen in dieser Größenordnung zu führen ist eine spannende und tolle Aufgabe.

Während der productronica 2019 stellte Asys unter dem Motto „Automate, Digitalize & Connect“ aus. Können Sie darauf etwas näher eingehen und unseren Lesern mehr dazu sagen?

Wir haben es uns auch in diesem Jahr und zukünftig auf die Fahne geschrieben, uns als Unternehmen weiterzuentwickeln. Wir als Automatisierungsexperten bieten mittlerweile einen Großteil dessen an, was eine effiziente SMT-Produktionslinie benötigt: angefangen bei einfachen Handlingssystemen hin zu sehr komplexen Einzelmaschinen, die dann zu Gesamtlinienlösungen verkettet werden, bis zu allumfassenden Linienkonzepten, die mit einem übergreifenden Portfolio als Gesamtlösung für den Shopfloor fungieren. Zusätzlich zur Automatisierung sind wir über die Zeit tiefer in das Thema Digitalisierung eingestiegen und haben Hard- und Software stärker miteinander verknüpft. Das ist es, was uns vom Wettbewerb unterscheidet. In unseren übergreifenden Systemlösungen befassen wir uns intensiv mit den Themen der Automatisierung, Digitalisierung sowie Verknüpfung – auf Hard- und Software-Seite. Und gerade die Verknüpfung durch Material Logistics Lösungen wird immer bedeutender für eine effiziente und erfolgreiche Fertigung und bringt uns einen Schritt weiter in Richtung autonome Produktion. Das verbindende Element ist nicht mehr nur die Software, sondern ebenfalls das Management der kompletten Materialströme in der Fertigung. Da haben wir den Bogen etwas weiter gespannt. Es gibt kein vergleichbares Unternehmen in der Branche, das Lösungen in diesem Umfang bietet.

Und was hat es mit dem Konzept der Generation Smart auf sich?

Wir haben alle unsere Maschinen weiterentwickelt, um diese intelligent, smart zu machen, das Thema weitergetrieben und eine neue Generation Nutzentrenner aufgebaut. Die Anlage sieht zwar von außen ähnlich aus wie der Vorgänger, ist aber von Grund auf neu designt und konzipiert worden. Mittels intelligenter Steuerung und Sensorik lässt sich die Anlage in all ihren Bewegungen und ihrem Verhalten komplett auswerten. Wir haben die Möglichkeit, von jedem Platz auf der Welt auf diese Daten zuzugreifen und beispielsweise den Zustand jeder Achse live abzufragen und auf dem Display anzeigen zu lassen. Die Maschine vereint physikalische und virtuelle Intelligenz mittels smarter Hardware und der Realisierung eines digitalen Zwillings. Das Know-how, das wir uns hier aneignen, werden wir sukzessive in jede unserer Maschinen implementieren. Wir denken in unseren Lösungen stets übergreifend, um unsere Ideen auf das gesamte Portfolio ausweiten zu können. Der Nutzentrenner Divisio 5100 ist so konzipiert, dass er eine Woche ohne Operator fertigen kann, Material autonom anfordert und die Wartung intelligent plant, wenn dies notwendig ist. Wir denken heute darüber nach, was eine Maschine morgen können und wie smart sie sein muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Welche Neuheiten zeigte die Unternehmensgruppe während der productronica 2019?

Unsere Highlights waren die intelligente Laserlösungen inklusive der neuen Laserplattform zum Nutzentrennen, die Divisio 9000, unsere erweiterte Software Solutions sowie die neuen und verbesserten Lösungen im Bereich Materiallogistik, um nur einige zu nennen. Brandneu und einzigartig ist auch unsere Hybridmaschine im Bereich Handling, die AES 03 Speed. Mit ihr ist der Kunde in der Lage, der Linie mit nur einem Loader sowohl bestückte als auch unbestückte Leiterplatten zuzuführen. Die Anlage kann an AIVs angebunden werden, und ist somit die erste Lösung überhaupt zum automatischen Be- und Entladen von unbestückten Leiterplatten.

Wie lautet Ihr Fazit zur productronica?

Erstaunlich positiv! Denn wenn man die Business News liest ist alles doch sehr verhalten. Dagegen war die Stimmung während der Messe sehr gut. Wir waren sowohl von der Anzahl der Besucher als auch der Anzahl und Qualität der Leads überrascht und konnten keinen Rückgang verzeichnen, trotz gekürzter Reisebudgets von Unternehmen. Speziell das Thema Materiallogistik stieß auf großes Interesse.

Wie sehen die Antworten von Asys auf Industrie 4.0, Digitalisierung und disruptive Technologien aus? Was denken Sie, wo steht das Unternehmen diesbezüglich?

Wir sind im Elektronikbereich sehr gut aufgestellt und setzen Trends in puncto übergreifender Software und Materiallogistik auch mit neuer Generation smarter Maschinen. Und obwohl wir gut aufgestellt sind, bleiben wir nicht stehen und beteiligen uns intensiv an Forschungsprojekten mit dem Fokus auf Kernthemen zu Industrie 4.0. Die Trends gehen klar in Richtung Kostenoptimierung sowie Automatisierung der Fertigung, im Übrigen spannend im Hinblick auf das globale Umfeld. Denn war China einst die globale Werkbank mit günstigen Operatoren vollzieht sich auch hier ein Wandel. Die Kunden überlegen, wieder in Richtung Hochlohnländer zu gehen und gerade da sind smarte Lösungen gefragt, die dann tatsächlich mit weniger Operatoren auskommen.

Wo wird der Weg hingehen und wie reagiert Asys darauf?

Der Weg nach vorne kann immer nur Innovation sein. Wir sind ein deutscher Maschinenbauer und brauchen Lösungen, die unseren Kunden weiterhelfen. Das wird immer unsere Richtung sein: Technologien, Trends frühzeitig zu erkennen und diese weiter nach vorn zu treiben, wie in den letzten Jahren. Außerdem ist uns wichtig, Intelligenz in unseren Lösungen zu verankern, wie aktuell in den Bereichen Software, Materiallogistik sowie den weiteren Vernetzungsthemen. Dabei ist das politische Umfeld natürlich ein großes Thema. Derzeit gibt es einige Unternehmen, die sich aus China wegen den Querelen mit USA zurückziehen. Das heißt, man muss in der Lage sein, die Fertigung andernorts möglichst schnell wieder hochzuziehen, unabhängig davon wie gut oder schlecht die Operatoren sind. Dazu sind intelligente Lösungen notwendig, die weniger von Personen abhängig sind als denn von guter Automatisierung, Software, Steuerung und Management – Themenfelder die wir ebenfalls besetzen wollen. Wir bieten Leistungen für Einzellösungen aber auch Gesamtlösungen, überall auf der Welt wo unsere Kunden es benötigen.

Ganz nach dem Motto „neue Besen kehren gut“, haben Sie Veränderungen innerhalb der Unternehmensgruppe vor?

Wir sind gut und schnell gewachsen auch in der Breite der Technologien, was uns für unsere Kunden natürlich attraktiv macht in den Lösungen, die wir bieten können. Jedoch muss bei solch schnellem Wachstum auch die interne Struktur mithalten können und die Komplexität im Unternehmen gemanagt werden. Insofern werden wir uns intern optimieren, uns mehr nach Produktgruppen strukturieren und die Verantwortlichkeiten in kleinere Bereiche fassen. So wollen wir eine andere Transparenz erhalten und bei der Planbarkeit von Aufträgen, vom Angebot bis zur Auslieferung und allem was dazu gehört, schneller und effizienter werden. Dazu gehört, dass die Bandbreite des Portfolios intern organisiert wird – Stichwort Modularisierung. Bereits unsere neue Generation an Maschinen ist deutlich modularer aufgebaut.

Letztendlich erhöht Modularität die Flexibilität und eröffnet unseren Kunden einen weiteren Vorteil. Intern führen wir das Product Line Management ein, was bedeutet, dass die Produktlinien in kleinere Cluster gefasst werden, um eine schnellere Abarbeitung der Aufträge zu gewährleisten. Trotz unserer Produktbandbreite und zunehmender Komplexität sollen und müssen die Lieferzeiten verkürzt werden.

Noch eine letzte Frage Herr Ries, wie sehen Sie die Marktentwicklung der nahen Zukunft?

Wir sind breit aufgestellt und in verschiedenen Märkten wie Automotive, Life Science sowie Solar unterwegs, wobei sich die Märkte unterschiedlich entwickeln. Der Bereich Life Science ist ein stark wachsender Bereich, der Bereich Solar wächst ebenfalls während Elektronics bzw. Automotive sehr gemischt zu betrachten ist. Blicken wir auf den Automobilbereich, sind die Nachrichten der zurückgehenden Automobilstückzahlen bekannt. Positiv ist wiederum, dass die Elektronik im Automobil zunimmt. Wir glauben nicht, dass es solch starkes Wachstum wie in den vergangenen Jahren gibt, sehen aber auch nicht, dass der Markt wegbricht. Zudem sind wir in anderen Bereichen so stark gewachsen, dass wir die Defizite im Automotive Bereich gut ausbalancieren können. Das letzte Jahr sieht sehr gut aus und der Überhang, den wir in dieses Jahr mitgenommen haben, lässt dies kaum schlechter werden. Das sind also durchaus positive Aussichten.

Herr Ries, vielen Dank für Ihre Zeit.

www.asys-group.com

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