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Innovation ist Fokus der Unternehmensstrategie

Robert Moor, CEO der Protavic International im Gespräch
Innovation ist Fokus der Unternehmensstrategie

Innovation ist Fokus der Unternehmensstrategie
Robert Moor, der CEO von Protavic International Bild: Protavic
Die 1932 gegründete Unternehmensgruppe Protex International setzt seine Lösungen mit der Tochtergesellschaft Protavic speziell in der Elektronik ein. Im Gespräch erläutert der CEO Robert Moor die ergebnisorientierte Unternehmenskultur und geht detaillierter auf die Tätigkeitsfelder in der Elektronik ein.

Redaktion EPP: Herr Moor, vorab ein paar erklärenden Worte darüber, was Protavic macht?

Robert Moor: Protavic wurde 1995 gegründet und ist eine 100%-ige Tochtergesellschaft der Protex International, einem französischen Privatunternehmen, das auf die Entwicklung und Herstellung von Klebstoffen, Vergussmassen und elektrisch leitenden Tinten mit hohem Mehrwert für die Elektronik spezialisiert ist. Heute besteht das Unternehmen aus vier verschiedenen Gesellschaften in Europa, Amerika, Korea sowie China mit jeweils drei Produktions-/und Entwicklungsstandorten weltweit für die Entwicklung spezifischer Produkte für den Automobilelektronikmarkt, Chipkartenmodule, Sensoren oder auch passive Komponenten. 14 Prozent des Umsatzes wird in Forschung und Entwicklung investiert, um unser Wachstum voranzutreiben. Wir setzen auf wissenschaftliche und technologische Partnerschaften mit externen Forschungszentren, Universitäten, Laboren und Industrieunternehmen. So wurden wir kürzlich mit dem Technologietransferpreis des Investitionsfonds vom Karlsruher Technologieinstitut in Deutschland ausgezeichnet.

EPP: Und wo in der Elektronikfertigung sind welche Produkte zu finden?

Robert Moor: Unsere Produkte werden vielfältig eingesetzt. Neben unseren Standardprodukten wie beispielsweise leitfähige und nichtleitfähige Die Attach, Underfill, Dam and Fill, Glob-Top, Verguss, wiederverwendbare und zweistufige Produkte werden auch maßgeschneiderte Lösungen entwickelt, um Kunden dabei zu unterstützen, sich von ihren Mitbewerbern abzuheben. Zum Beispiel wurde ein Underfill Material mit einem sehr niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten (CTE) und feiner Körnung zur Befüllung enger Lücken entwickelt, das zum Standard für anspruchsvolle Underfill-Anwendungen geworden ist.

EPP: Wie unterscheiden sich die Vergussmassen von den Mitbewerber-Produkten?

Robert Moor: Tatsache ist, dass Protavic viel in die Entwicklung neuer Produkte im Bereich Verguss von Leistungsmodulen investiert. Wir denken, dass hochwertige Formulierungen im Vergussharzmarkt dann existieren können, wenn die Anforderungen und die zu schützenden Gegenstände sehr spezifisch sind. Beispielsweise erfordern Halbleiterchips der letzten Generation für Leistungsmodule ein innovatives Leistungsspektrum für das Vergussharz: hohe Ionenreinheit, niedriger CTE und kurze Aushärtezeit. In diesem Bereich entwickelt das Unternehmen neue Produkte, um die herkömmlichen Silikongele zu ersetzen, die nicht mehr den Leistungsanforderungen der neuen Generation von Leistungsmodulen entsprechen.

EPP: Welch Vorteil bringt den Kunden die Anwendung dieser Produkte?

Robert Moor: Die von uns konzipierten Vergussharze werden in der Praxis in Leistungsmodulen zur Steuerung elektrischer Generatoren in den Bereichen Mobilität oder erneuerbare Energien (Solar, Wind) eingesetzt. Es werden neue Halbleiter wie SiC und GaN entwickelt, deren außergewöhnliches Verhalten es ermöglicht, bei einer höheren Frequenz und Spannung als einfaches Silizium zu arbeiten.

Wir sehen eine starke Nachfrage aus verschiedenen Industriezweigen nach Vergussmaterialien, die elektronische Komponenten vor äußeren Einflüssen schützen. Diese Vergussmassen stehen in direktem Kontakt mit den elektronischen Bauteilen und sollten hochrein sein, um eine Korrosion von Verbindungselementen zu vermeiden. Darüber hinaus verfügen diese Vergussharze über Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, sich homogen mit anderen elektronischen Bauteilen zu verformen, um mechanische Belastungen bei großen Temperaturschwankungen zu minimieren. Ein Ergebnis, welches auf jahrelange Forschung und Know-how unserer Chemiker im Entwicklungsteam basiert und die anspruchsvollsten Spezifikationen der Elektronikindustrie erfüllt.

EPP: Was macht das Unternehmen zum Erhalt unserer Umwelt, Stichwort Nachhaltigkeit?

Robert Moor: Protavic ist sich der Umwelt- und Klimaprobleme sowie der Notwendigkeit bewusst, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, indem anspruchsvollste Arbeitsschutzbestimmungen weltweit eingehalten werden. Unsere Endprodukte werden in Übereinstimmung mit internationalen sowie nationalen Vorschriften gefertigt und unsere Kunden vor Produkt-Obselescence geschützt.

EPP: Wie haben sich die Anforderungen in der Elektronik verändert?

Robert Moor: Der Validierungsprozess für die Einführung neuer Produkte wird immer langwieriger, umständlicher und kostspieliger. Gleichzeitig ist es für die Branche entscheidend, schneller neue Materialien zu entwickeln. Zwei widersprüchliche Trends, bei denen Protavic als Lieferant unterstützen kann. Darüber hinaus ist es ein positiver Aspekt, zu einem soliden und langjährigen Chemieunternehmen zu gehören, welches unter Berücksichtigung aller regulatorischen Auflagen der Elektronikindustrie nachhaltig produziert.

EPP: Wie schafft es das Unternehmenen, möglichst schnell Innovationen zu entwickeln und marktfähig zu machen?

Robert Moor: Als Teil seiner Entwicklungsstrategie konzentriert sich Protavic auf multilaterale Technologiepartnerschaften: ein Projekt, an dem akademische Labore, Elektronikhersteller und Endbenutzer ein gemeinsames technisches Problem lösen. Das Interesse dieser Art von Projekten besteht darin, interaktive Tests für neue Entwicklungen mit einem Minimum an Mitteln bei einer maximalen Wirkung zu realisieren. Beispielsweise wurde in einem früheren Projekt ein neues Harz mit einer sehr vielversprechenden Hochtemperaturbeständigkeit im Labor entwickelt. Im Rahmen einer einfachen Kunden-Lieferanten-Beziehung haben die Partner ihre Vernetzungsbedingungen genau beschrieben und alle ihrer Fehleranalysen bereitgestellt. Das genaue Verständnis der Situation ermöglichte es unserem Entwicklungsteam, innerhalb weniger Tage eine neue Formulierung zu entwickeln, die dann validiert und für den letzten Demonstrator des Projekts beibehalten wurde: der Gral des Projekts!

EPP: Spüren Sie Auswirkungen von Covid oder dem Ukrainekrieg, Stichwort Bauteilknappheit, stark ansteigende Energiepreise oder Fachkräftemangel…

Robert Moor: Auch wir sahen uns mit dieser langen und schmerzhaften Krise konfrontiert. Da es während des Lockdowns unmöglich war, Kunden zu besuchen, haben wir dementsprechend mit digitalen Lösungen darauf reagiert. Dies wurde zwar von unseren Kunden sehr geschätzt, kann jedoch niemals den direkten Kontakt mit einem Kunden ersetzen und sind daher froh, unsere Kunden wieder direkt besuchen können. Zudem sind wir ebenfalls mit Problemen der Rohstoffversorgung, Preiserhöhungen sowie logistischen Einschränkungen konfrontiert und versuchen dies so gut wie möglich selbst zu lösen, indem wir uns intern organisieren.
Was den Krieg in der Ukraine anbelangt, wirkt sich dies bisher hauptsächlich auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen aus. Protavic ist dennoch in der Lage, seine wichtigsten Rohstoffe zu sichern. Doch sind die Auswirkungen der Energiekosten ein weiterer nicht unbedeutender Faktor, der nicht dazu beiträgt, den Marktpreis für Rohstoffe und Fertigprodukte zu stabilisieren. Heute sind wir bei der Verfügbarkeit und dem Preis der Rohstoffe in der Lage, die Versorgung aller Kunden aufrechtzuerhalten.

EPP: Wo sehen Sie die Trends von morgen, speziell in der Elektronik?

Robert Moor: Wir hören immer mehr über das Recycling in der Elektronik. Dies bedeutet für unsere Produkte, neue Merkmale wie Rework, einfache Demontage, aber auch biobasierte und sogar biologisch abbaubare Produkte, deren Auswirkungen auf den Klimawandel und die CO2-Bilanz begrenzt sind, zu berücksichtigen. Wir sind noch nicht hier angekommen, werden aber diese Anforderungen künftig berücksichtigen.

EPP: Ist das Unternehmen für die Anforderungen der Zukunft vorbereitet?

Robert Moor: Ja, natürlich. Wir berechnen Marktanforderungen mit ein und schaffen eine breite Palette technischer Produkte mit hohem Mehrwert, auch unter den Aspekten einer schnellen Reaktionsfähigkeit und Flexibilität. Parallel zum organischen Wachstum ist das Unternehmen auf der Suche nach weiteren Ausbaumöglichkeiten in Frankreich und im Ausland.

www.protavic.com

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