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Mittelständische Fertiger bleiben hier

Interview mit Gerhard Reusch, Geschäftsführer von Multi-Components
Mittelständische Fertiger bleiben hier

Mittelständische Fertiger bleiben hier
Die Zukunft des Fertigungsstandorts Deutschland sieht nicht gerade rosig aus: zum Einen herrscht immer noch eine Konjunkturflaute, deren Ende sich nicht genau absehen lässt, zum Anderen zieht es aus Kostengründen immer mehr Fertiger in Billiglohnländer. Wie wird sich also der Fertigungsstandort Deutschland entwickeln? Die Redaktion sprach darüber mit Gerhard Reusch, dem Geschäftsführer des Distributors für Fertigungsequipment in Deutschland, Multi-Components.

Wie sehen Sie die momentane Situation der Elektronikfertigung in Deutschland?

Die Situation stellt sich je nach Industriesegment sehr unterschiedlich dar. Sicher ist der Bereich Automotive eines der Zugpferde. Auch wenn eventuell weniger Fahrzeuge produziert werden, wird durch den immer noch steigenden Anteil an Elektronik im Fahrzeug das Volumen bleiben. Weiter sind die Sensorik und Medizintechnik Bereiche, die gut laufen. Unsere Kunden im Maschinenbereich rekrutieren sich im Wesentlichen aus mittelständischen Unternehmen. Hier liegen uns unterschiedliche Kommentare vor. Es gibt Unternehmen, die sehr zu kämpfen haben, dagegen sprechen andere von einer guten Auftragslage. Langfristige Aufträge sind selten, meist werden sie sehr kurzfristig erteilt, sodass eine langfristige Investitionsplanung riskant ist.
In welche Länder werden Fertigungen bevorzugt ausgelagert und welche Auswirkungen hat das für den deutschen Markt?
Die Auslagerung bezieht sich hauptsächlich auf Großunternehmen und die großen Subcontractor. Osteuropa, neuerdings immer weiter in den Osten wie beispielsweise nach Bulgarien und Rumänien und Asien (hier insbesondere China) sind die bevorzugten Länder. Favorisiert werden die Produkte dort hingegeben, bei denen die Qualitätsansprüche nicht so hoch und die sehr lohnintensiv sind.
Als ganz großer Wachstumsmarkt wird China in Hinsicht auf die Elektronikfertigung und in Bezug auf das Käuferpotential gesehen. Sehen sie bereits Auswirkungen auf den deutschen Markt oder welche erwarten Sie für die Zukunft?
Wir kennen die Situation von unserem Geschäft mit Verbrauchsmaterialien. Es sieht wohl so aus, dass man sich in Deutschland auf die Entwicklung und Prototypenfertigung sowie auf die Fertigung von Produkten konzentriert, bei denen die Marge noch vernünftig ist und die qualitativ höherwertig sind, während die Produktion für die Großserien ausgelagert wird.
Wie wird sich die mittelständische Fertigungslandschaft in Deutschland in Zukunft verändern beziehungsweise entwickeln? Erwarten Sie künftig eine Konzentration der Elektronikfertigung auf wenige, global agierende Großfirmen?
Mittelständische Unternehmen könnten in Zukunft eine größere Rolle spielen und sogar von den Auslagerungen profitieren, da es sich oft für ein Großunternehmen nicht mehr lohnt und die vorhandenen Produktionsmittel nicht geeignet sind, die verbliebenen Produktionslose wirtschaftlich selbst zu fertigen. Hier bieten die mittelständischen Dienstleister Vorteile wie Qualität, Flexibilität, Schnelligkeit. Für Lohnfertiger wird es wichtiger werden, den gesamten Umfang von der Materialbeschaffung bis zum fertig geprüften Produkt anbieten zu können. Eine Konzentration auf wenige Großfirmen erwarte ich deshalb nicht.
Sehen Sie bereits Anzeichen für einen einsetzenden Aufschwung und wann erwarten Sie ihn?
Ein Aufschwung ist augenblicklich noch nicht zu beobachten. Wir erwarten frühestens eine Wende im Frühjahr 2003.
Wie reagieren Sie als Distributor auf all diese Entwicklungen und welche Zukunftsperspektiven sehen Sie für Ihre Firma?
Wir setzten mit unseren Fertigungseinrichtungen schon immer sehr stark auf das mittelständische Marktsegment. Unsere Philosophie, den Anwendern komplette Problemlösungen anzubieten, wurde in der Vergangenheit auch verstärkt von großen Wettbewerbern übernommen. Vom Schablonendrucker und der automatischen optischen Inspektion über Verbrauchsmaterialien wie Lotpaste bis hin zu Produkten für die Mikroelektronik bieten wir alles, was ein Elektronik fertigendes Unternehmen braucht. Gerade mittelständische Kunden schätzen die universelle Kompetenz unserer Mitarbeiter, denn sie verfügen im Gegensatz zu Großunternehmen oft nicht über die Möglichkeit, großartige Grundsatzuntersuchungen zu machen. Für sie ist ein Partner wichtig, der eine wirtschaftliche und zuverlässige Technik anbietet. Obwohl unsere Partner wie beispielsweise Samsung oder Heller weltweit mit zu den größten Herstellern auf ihrem Gebiet gehören, ist es möglich, Einfluss auf die Produktgestaltung zu nehmen, um die Maschinen den speziellen Erfordernissen unserer Kunden anzupassen. Beispiele hierfür sind die Bestückungsautomaten mit intelligentem Rüstkonzept, Tracebility, Feederschnellwechselsystem von Samsung. Um vom Investitionsgeschäft unabhängiger zu werden, haben wir frühzeitig begonnen, den Bereich Verbrauchsmaterialien zu forcieren. So ge-hören wir auf dem Bereich Lotpasten zu den führenden Anbietern in Deutschland. Insbesonders in Bezug auf die bleifreie Technik haben wir mit Senju einen Partner, der auf diesem Sektor bereits auf einige Jahre praktische Erfahrung zurückblicken kann.
Vielen Dank Herr Reusch
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