Startseite » Allgemein »

Starrflexible Leiterplatten ersetzen komplexe Verkabelungen

Allgemein
Starrflexible Leiterplatten ersetzen komplexe Verkabelungen

Hochpräzise Servomotoren werden in den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt und müssen verschiedene Vorschriften von der Verfahrenstechnik der Luft- und Raumfahrt bis hin zu Medizintechnik oder Automobilbau einhalten. Bei vielen Anwendungen ist die vorhersagbare Zuverlässigkeit der eingesetzten Komponenten wichtig. Natürlich müssen für solche Motor-Getriebe-Einheiten sowohl die Mechanik als auch die Steuerelektronik immer weiter optimiert oder intelligente Sensorik integriert werden. Dennoch entscheidet sich letztlich am Zusammenspiel von Steuerelektronik und mechanischen Komponenten die Frage der Präzision und Robustheit. Gerade bei vibrierenden mechatronischen Einheiten gibt es einen besonderen Schwachpunkt: die Kabelverbindungen. Kontaktfehler und Funktionsausfall aber auch Langzeitfehler können auftreten. „An einer Steckverbindung, die zwei Elektronikbaugruppen mit einem Kabel verbindet, können sich Verunreinigungen ablagern oder die Kontaktfedern der Steckverbinder stellen nur unzureichende Verbindungen her“ erklärt Michael Matthes, Experte für neue Elektroniktechnologien bei der Wittenstein electronics GmbH, einer Tochtergesellschaft der Wittenstein AG. „Solche Verunreinigungen und temporäre Kontaktprobleme können zum Beispiel zu Änderungen des Übergangswiderstands zwischen den Baugruppen führen, die wiederum langfristig die elektrischen Eigenschaften der Leitung verändern oder gar zu Steuer- und Messfehlern führen.“

Aus diesem Grund setzt man auf den frühzeitigen Gedankenaustausch mit Leiterplattenherstellern. So entstand eine Art Innovationsteam aus Mitarbeitern von Wittenstein und Würth Elektronik, das sich mit der Frage beschäftigte, wie Steckverbindungen bei eingeschränkten Platzverhältnissen überhaupt realisiert werden können. Das Ergebnis: Starrflexible Leiterplatten ersetzen die herkömmliche Kabel und Steckverbinder. „Wir hatten bei der Entwicklung vor allem die fortschreitende Miniaturisierung von elektronischen Bauteilen im Blick“, erläutert Andreas Schilpp, Produktmanager bei Würth Elektronik. „Das erfordert Überlegungen zur effizienten Nutzung des Gehäusevolumens in alle drei Dimensionen. Ob und wie sich diese Idee umsetzen lässt, war natürlich eine kreative Herausforderung, die wir aber gerne gelöst haben.“ Entstanden sind Bauteile mit stabilem Starrteil und flexibler Folie aus Polyimid und LCP (Liquid Cristal Polymer), so genannte Starrflex-Leiterplatten.
Die Vorteile dieser Starrflex-Leiterplatten liegen nicht nur für Michael Matthes auf der Hand: „Störanfällige Bauteile wie Stecker und Verbindungskabel entfallen, gleichzeitig wird die Signalübertragung verbessert, weil auch Leiterquerschnittsänderungen verschwinden. Insgesamt verbessert sich also die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems. Und dies ist sicher nicht nur für uns ein wichtiges Kriterium.“
Andreas Schilpp versichert: „Fehlfunktionen sind bei starrflexiblen Leiterplatten ausgeschlossen. Alterungseffekte auf der Verbindungsstrecke, also beispielsweise Übergangswiderstände, die sich im Laufe der Zeit bilden bzw. verändern, kommen nicht mehr vor. Das Kupfer der flexiblen Leitungen ist direkt durch Lötstopplack oder Deckfolie vor äu- ßeren Einflüssen geschützt.“ Und er punktet mit weiteren Argumenten: „Der flexible Teil lässt sich in jedem Winkel biegen und ist dennoch robust. So sind auch schwierige Kontaktierungen möglich, ohne dass zu- sätzlicher Platz benötigt wird. Es bleibt also innerhalb eines Motorgehäuses noch Bestückungsfläche frei für anderes.“
Besonders die Flexibilität dieser Leiterplatte erforderte im Vorfeld einige Überlegungen. „Basierend auf den Ergebnissen der Entwicklungsarbeit haben wir für unsere Kunden einen Design-Guide für Starrflex-Leiterplatten entwickelt“, erklärt Andreas Schilpp. In diesem Handout finden sich nicht nur grundsätzliche Überlegungen zu den verschiedenen Varianten der Starrflex-Leiterplatten, sondern auch eine Checkliste für Systemanforderungen. „Diese Checkliste erleichtert unseren Kunden die Überlegungen zum Leiterplattendesign und hilft uns bei der Entwicklung des endgültigen Produkts.“
Doch trotz des handlichen Design-Guides ist für beide Partner die Kommunikation zwischen Hersteller und Entwickler ein wichtiger Baustein für den Erfolg. Je früher der Gedankenaustausch beginnt, desto förderlicher sei dies für den Erfolg, bestätigen beide unisono. „Besonders bei komplexen Systemen kann der Dialog nicht früh genug beginnen. Denn viele Vorgaben, die sich aus Störkonturen der Gerätemechanik ergeben, haben Auswirkungen auf die Komplexität der Leiterplatte. Dies widerum beeinflusst die spezifischen Designregeln und die Umsetzung für die Serienproduktion“, betont Matthes.
Inzwischen ist die Produktion von starrflexiblen Leiterplatten sowohl aus Kostengründen als auch im Hinblick auf konstante Fertigungsqualität eine echte Alternative zum Kabel, denn die benötigten Steckverbindungen werden direkt auf den Baugruppen durch flexible Leiterplattenbereiche ersetzt. „Die Kostenersparnis bei der Montage der Steckver bindungen wiegt die geringen Mehrkosten in der Herstellung der Leiterplatte mehr als auf“, versichert Andreas Schilpp
Beide Partner sind sich sicher, dass die Starrflex-Technologie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Andreas Schilpp verspricht: „Wir bleiben an der Weiterentwicklung auf jeden Fall dran!“
Unsere Webinar-Empfehlung
INLINE – Der Podcast für Elektronikfertigung

Doris Jetter, Redaktion EPP und Sophie Siegmund Redaktion EPP Europe sprechen einmal monatlich mit namhaften Persönlichkeiten der Elektronikfertigung über aktuelle und spannende Themen, die die Branche umtreiben.

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktuelle Ausgabe
Titelbild EPP Elektronik Produktion und Prüftechnik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Videos

Hier finden Sie alle aktuellen Videos


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de