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Im Internet neues Personal finden

Google for Jobs eröffnet neue Perspektiven
Im Internet neues Personal finden

Google hat am 22. Mai 2019 sein neues Feature namens Google for Jobs freigeschaltet. Damit wird ein gehöriger Wirbel in der internetbasierten Jobsuche in Deutschland ausgelöst. Denn für aktiv Jobsuchende, Jobanbieter und Jobbörsen ändert sich gleichermaßen vieles. Und somit auch für die Unternehmen der Elektronikproduktion und -prüftechnik.

Google for Jobs ist keine neue Jobbörse und weist auch keine eigene URL auf. Google for Jobs ist „nur“ als eine neue Darstellung oder eine optimierte Jobsuche auf der Google-Seite zu verstehen. Es ist nicht möglich, sich dort als Unternehmen einzutragen. Aber man kann einiges dafür tun, um dort Sichtbarkeit zu erlangen und somit gefunden zu werden.

Darstellung bei Google

Je nach Untersuchung nutzen inzwischen 30–70 % aller Jobsuchenden eine Suchmaschine zur direkten Jobsuche. Nehmen wir vor diesem Hintergrund an, dass ein Elektronikingenieur eine neue berufliche Herausforderung sucht und bei Google folgende Suchbegriffe eingibt: „job elektronik ingenieur“. Dann werden ihm oben zunächst bis zu vier bezahlte Anzeigen namens Google Ads angezeigt, sofern selbige von Unternehmen geschaltet werden. Dabei handelt es sich um Suchmaschinenwerbung (SEA – Search Engine Advertising). Bislang folgten diesen Anzeigen, die organischen Suchtreffer, aufgrund der Suchmaschinenoptimierung (SEO – Search Engine Optimization).

Nun aber positioniert Google dazwischen eine zweiteilige Box, die dem jobsuchenden Ingenieur eine neue Darstellung von Stellenanzeigen und dem stellenanbietenden Elektronikunternehmen indirekt einen neuen Weg des Personalmarketings offeriert. Diese Darstellungsform, auch als „angereicherte Suchergebnisse“ bezeichnet, erinnert an die Suche beispielsweise nach Flügen, Hotels und Wetter. Google fasst hierbei unterschiedliche Daten zusammen und bietet dem Nutzer entsprechende Handlungsmöglichkeiten an. Im Fall von Google for Jobs ist es die Möglichkeit zur Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle.

Perspektive des Jobsuchenden

Google zeigt nach Eingabe der Suchbegriffe des Nutzers in einer kleineren Box erste klickbare Vorschläge an. In der zweiten, größeren Box ist als klickbare Überschrift „Stellenangebot“ zu lesen. Darunter wird der eigene Standort angezeigt. Nun folgen in einer ersten Zeile weitere diverse Vorschläge zum Anklicken, die eigentliche Auflistung von Stellenanzeigen darunter in vertikaler Darstellung. Ziel ist, dem Jobsuchenden ein Maximum an Transparenz und Information zu bieten. Damit verbunden sind vielfältige Funktionen wie Speichern, Teilen, Filtern, Alerts, Google Maps-Kartenausschnitt mit Angabe der Fahrtroute und -dauer vom Heimatort zum potenziellen Arbeitgeber, Arbeitgeberbewertungen und Bewerben. Einige der Funktionen erfordern eine Anmeldung des Ingenieurs mit seinem Google-Konto.

Perspektive des Unternehmens

Nun bedarf es eines Perspektivwechsels. Aus Sicht des Elektronikunternehmens stellt sich die Frage, was zu tun ist, damit die eigenen Stellenangebote „gelistet“ werden und im Ranking weit oben stehen. Eine unmittelbare Maßnahme, wie zum Beispiel beim Schalten von Google Ads, besteht nicht. Denn Google for Jobs bietet keine Eintragungs- oder Upload-Möglichkeit an. Folglich geht es also um indirekte Wege, die beschritten werden können.

Google generiert die Stellenangebote u. a. aus Jobbörsen. Wer dort vertreten ist, hat Chancen, sich bei Google for Jobs wiederzufinden. Allerdings ist anzumerken, dass Google nicht von allen Jobbörsen den Zugriff auf ihre Daten gewährt bekommt. Diese unterschiedliche Handhabung muss aber nicht so bleiben. Denn Google for Jobs ist ein junges Feature und nichts ist so beständig wie der Wandel.

Auch bleibt abzuwarten, ob das Feature wirklich die Welt der Stellenanzeigen revolutionieren wird. Denn diverse Verbände melden sich bereits kritisch zu Wort und sehen das Risiko des Missbrauchs der Marktmacht.

Eigene Karriereseite anpassen

Es besteht aber noch eine andere, bessere Alternative bei Google for Jobs Berücksichtigung zu finden. Denn das Einstellen von Stellenanzeigen in Jobbörsen ist nicht für jedes Elektronikunternehmen finanziell realisierbar und für Google for Jobs auch nicht die erste Wahl in Hinblick auf das Ranking. Das Feature favorisiert Karriereseiten mit Bewerbungsfunktion von Unternehmen. Dann erst folgen Jobbörsen mit und ohne Bewerbungsfunktion. Somit sollten Elektronikunternehmen die Stellenangebote auf der eigenen Karriereseite präsentieren. Die Darstellung muss bestimmten Vorgaben entsprechen, so dass Google per Crawler auf die Stellenangebote zugreifen kann. Das Ranking von Stellenanzeigen bei Google for Jobs wird auch noch durch einen anderen Aspekt positiv beeinflusst: den Content. Je vollständiger, umfassender, detailreicher und aktueller die Stellenbeschreibung ist – man denke an Gehaltsangaben, konkrete Standortangaben und das Veröffentlichungsdatum – desto besser ist die Sichtbarkeit des Stellenangebotes. Zur Abwertung führen abgelaufene Stellenangebote. Somit ist Mut zur Transparenz gefragt. Elektronikunternehmen mit offenen Stellen sollten sich entsprechende Gedanken machen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was bei der eigenen Karriereseite zu berücksichtigen ist, um sich möglichst google-konform zu präsentieren. Gibt man unter https://developers.google.com den Begriff „Stellenausschreibung“ ein, wird eine Anleitung mit vielfältigen technischen Hinweisen sowie Richtlinien geboten. Hinzu kommen Informationen aus https://schema.org zur Strukturierung der Daten.

Ausblick

Nachdem Google for Jobs nun auch in Deutschland verfügbar ist, werden sich deutliche Veränderungen ergeben: Das Userverhalten bei der Jobsuche im Internet wird anders werden. Die Jobbörsen werden an Bedeutung verlieren, auch wenn Google sie benötigt, um auf Stellenangebote zugreifen zu können. Und auch die stellenanbietenden Elektronikunternehmen müssen in Hinblick auf ihre eigene Webpräsenz und die Nutzung von Jobbörsen Entscheidungen treffen und Maßnahmen einleiten.

Denn mit Google for Jobs können für sie interessante Vorteile entstehen: Die Reichweite, die Sichtbarkeit und die damit verbundene Klick- und Conversion-Rate ihrer Stellenanzeigen kann deutlich besser werden. Vor dem Hintergrund dieser Nutzenaspekte stellt sich aber auch die kritische Frage, wie Google for Jobs gegenüber den Google Ads (SEA) und der klassischen Suchmaschinenoptimierung (SEO) einzuschätzen ist. Wie sieht deshalb der direkte Vergleich der drei Maßnahmen speziell unter dem Aspekt der Wirkung aus?

Google Ads favorisieren

Die Google Ads stehen auf der Google-Seite ganz oben. Bei Google Ads ist der Wettbewerb im Kontext der Personalgewinnung noch relativ überschaubar, so dass eine professionell gestaltete Kampagne realistischerweise Stellenanzeigen auf den vier oberen Anzeigenpositionen zur Folge hat. Das bedeutet ein Maximum an Sichtbarkeit, Wahrnehmung und Klickwahrscheinlichkeit. Somit ergeht eine eindeutige Empfehlung für die Nutzung von Google Ads. Google hat das Format seiner Ads über Jahre hinweg sukzessive vergrößert und tut es möglicherweise noch weiter, so dass die organischen Suchtreffer aufgrund der klassischen Suchmaschinenoptimierung noch weiter nach unten rutschen. Mit zunehmender Verbreitung der mobilen Nutzung des Internets mit kleinen Displays ergibt sich ein weiterer Effekt der Verdrängung der organischen Suchtreffer nach unten. Verstärkt wird dies zusätzlich durch Google for Jobs, die nun zwischen den Google Ads und den organischen Suchtreffern positioniert sind. Folglich ist die klassische Suchmaschinenoptimierung für organische Suchtreffer mit dem Fokus der Personalgewinnung eine zunehmend wirkungslose Maßnahme, in die nicht weiter investiert werden muss.

Google for Jobs nutzen

Anders sieht es bei Google for Jobs aus. Die Verbindung von Google zu den Karriereseiten der Unternehmen und zu den Jobbörsen etc. als „Datenlieferant“ bietet ein großes Potenzial, um dort sichtbar zu werden. Einschränkend ist festzustellen, dass die Vielzahl möglicher Stellenanzeigen trotz Nutzung der Filterfunktion dazu führen kann, dass die Stellenanzeigen erst weit unten sichtbar werden oder gar der Filterfunktion zum Opfer fallen. Dennoch ist die klare Handlungsempfehlung auszusprechen, die oben beschriebenen unternehmensseitigen Voraussetzungen für eine google-konforme Karriereseite zu schaffen. Somit besteht die Möglichkeit, mit Google for Jobs den passenden neuen Mitarbeiter für das Elektronikunternehmen zu finden!


Der Autor Dr. Oliver Hettmer ist Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Mangementseminare & Mittelstandsberatung (STZM) in Winnenden. Er bietet Beratung, Vorträge und Seminare zur Fachkräftegewinnung an:
www.fachkraefte-gewinnen.com.

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