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Stellen Sie sich einmal ihren nächsten Langstreckenflug vor. Sie sitzen zusammengepfercht mit hunderten von Menschen in einer engen Röhre. Unabhängig davon, was uns die Fluggesellschaften erzählen, kann in einem Flugzeug kein Mindestabstand eingehalten werden und es handelt sich dabei um einen geschlossenen Raum. Regeln, die in der Öffentlichkeit eingehalten werden müssen, sind hier schlicht nicht anwendbar. Augenblick mal, alle Maschinen sind doch mit Sauerstoffmasken ausgestattet! Dabei handelt es sich um PPE-Masken! Könnte nicht jeder Passagier für die Dauer des gesamten Fluges einfach seine Sauerstoffmaske tragen? Vor dem Abflug könnte der Kabinenraum nochmals kurz desinfiziert werden, eine Praxis, die ja bei bestimmten Regionen sowieso schon angewendet wird und wir wären alle sicher. So sicher man eben sein kann, wenn man an das Essen im Flugzeug denkt.
Spricht man derartige Ideen laut aus, finden sich hierfür immer Befürworter und Gegner. Die Befürworter würden klaglos für die Dauer des Fluges ihre Maske tragen, wenn dies dafür sorgt, dass die Reise zum einen sicher stattfindet und sich dadurch zum anderen ihr Wunsch erfüllt, ihr Leben wieder so zu leben, als sei nichts geschehen. Dann gibt es natürlich auch diejenigen, die eigentlich gar nicht mehr reisen möchten. So viel Zeit zu Hause zu verbringen, hat weit größere Auswirkungen auf uns, als sich bloß mit schwärenden Familienkonflikten auseinandersetzen zu müssen. Unsere Wahrnehmung hat sich geändert, wir sehen plötzlich Gegenstände daheim, die wir vorher nur flüchtig wahrgenommen haben, und stellen uns die Frage: Ist uns dieser Gegenstand wichtig, hat er einen Wert für uns oder ist er eher eine Belastung? Kosten und Platzverbrauch sind ja auch die wesentlichen Themen in Fertigungsbetrieben.
Jeder von uns ist inzwischen ein Fertigungsingenieur in seinem eigenen Zuhause geworden, der den Wert des freien Raums um sich herum maximieren möchte. Wir wollen und brauchen Dinge, aber Geschmäcker ändern sich eben.
Viele Menschen, die flexibel sind und ihre Lebensqualität verbessern wollten, haben ihr Leben während der Pandemie geändert und begonnen auszumisten und diese möchten meist auch nicht mehr starr in ihr altes Leben zurück. Unser Kaufverhalten in Bezug auf Waren und Dienstleistungen wird sich drastisch und in noch nicht absehbarer Weise ändern. Denn es ist frustrierend sich in einem Haus aufhalten zu müssen, das mit Dingen vollgestopft ist, die Sie nicht mehr länger möchten, Sie aber auch nicht das haben können, was Sie sich jetzt wünschen.
Eine offensichtliche Folge der Pandemie ist die Verlagerung der Produktion, um die Abhängigkeit von weit entfernten Ressourcen zu verringern und die Kontrolle über wichtige Produkte zu behalten. Inzwischen wissen wir alle, dass die Vorteile aus Entscheidungen, die kurzfristigen Gewinn bringen, vollkommen hinfällig sind, wenn es zu globalen Ereignissen wie diesem kommt und auch in Zukunft kommen wird. Die weniger offensichtliche Folge ist, die Wünsche der Verbraucher genau zu analysieren. Jedes Jahr ein neues Telefon, einen neuen Laptop, einen neuen Fernseher oder ein neues Auto? So war es zumindest bisher bei vielen Leuten, die sich das leisten konnten. Wenn man die positiven Auswirkungen in Betracht zieht, welche die Pandemie auf unsere Umwelt hat, dann werden persönliche Investitionen nun wesentlich strategischer getätigt werden und umweltfreundliche Produkte und nachhaltige Lösungen bevorzugt werden. Unser Wertgefühl hat sich definitiv geändert.
Die Fertigung wird sich anpassen müssen, zum einen durch die bereits oben erwähnte Produktionsverlagerung aber auch dahingehend, wie produziert wird. Das beginnt damit, wie das Produkt entwickelt wird, dazu gehört auch die Wahl der eingesetzten Technologien, bis hin zu Personalisierungsoptionen. Ich gehe davon aus, dass zunehmende Massenproduktionen, um den endlos expandierenden Marktbedürfnissen gerecht zu werden, einen herben Rückschlag erlitten haben. Die Nachfrage nach umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Produkten wird steigen und es muss die Option gegeben sein, diese zu personalisieren, da die Menschen sich nicht mehr nur dadurch voneinander abheben wollen, wie viele Dinge sie besitzen oder benutzen.
Unsere bisherigen Erfahrungen mit großem Produktmix und kleinen Auftragslosen wird sich noch einmal ändern, da die Anzahl unterschiedlicher Produkttypen steigen wird. Begriffe wie Auftragsfertigung, Auftragskonfiguration, Engineering to order und Automate to order sollten alle ganz oben auf der Liste der “Must haves” stehen, wenn es um Ihre nächste Fertigungslösung geht. Sind Sie nicht ganz sicher, was diese Begriffe bedeuten? Ich empfehle Ihnen, sich mit diesen Begriffen auseinanderzusetzen, insbesondere da Sie gerade sicher nicht einen Großteil Ihrer Zeit an Bord eines Flugzeugs verbringen.